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Finanzkrise: Milliarden-Risiko der Landesbank LBBW in Island

Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ist mit rund einer Milliarde Euro in Island engagiert. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf Finanzkreise. Die Bank erwägt nun einen Zugriff auf das Rettungspaket vom Staat.

Aus Angst vor Wettbewerbsnachteilen erwägt die LBBW nun doch den Zugriff auf das staatliche Rettungspaket: "Wir beobachten den Markt und prüfen eine mögliche Inanspruchnahme des Rettungspakets“, sagte der Chef des Stuttgarter Instituts, Siegfried Jaschinski. Er hatte in den vergangenen Wochen mehrfach betont, die LBBW wolle der Finanzmarktkrise aus eigener Kraft trotzen.

Anders als die LBBW hatte die BayernLB bereits vor einigen Wochen ein Engagement in dem vom Bankrott bedrohten Island eingeräumt. Die Bayern sollen 1,5 Milliarden Euro in Island investiert haben, schreibt die Zeitung. Über die Hälfte der Summe müsse offenbar abgeschrieben werden.

Auch die Nord/LB prüft nach eigenen Angaben prinzipiell, inwieweit es aus Wettbewerbsgesichtspunkten sinnvoll sein könnte, Mittel aus dem 500-Milliarden-Euro-Paket in Anspruch zu nehmen. Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) sieht ebenfalls die Gefahr von Wettbewerbsverzerrungen, bekräftigte aber wie die Nord/LB, dass sie aktuell keine Hilfe vom Staat benötige.

In der Branche war wiederholt auf die Gefahr hingewiesen worden, dass sich vom Staat gestützte Institute bessere Ausgangsbedingungen an den Märkten verschaffen und so andere ins Hintertreffen geraten könnten - auch über Deutschland hinaus. "In den USA haben offenbar 1800 Banken Staatshilfe beantragt. Erhalten sie diese, stärkt sie das natürlich im Wettbewerb", gab der Vorstandsvorsitzende der Commerzbank, Martin Blessing, zu Bedenken. "Schon bald könnte also derjenige stigmatisiert sein, der keine Staatshilfe bekommt."

Auch Landesbank Berlin angeschlagen

Die Commerzbank war als erste deutsche Großbank unter den staatlichen Rettungsschirm geschlüpft und erhält eine Kapitalspritze von 8,2 Milliarden Euro in Form einer stillen Einlage. Der Bankenverband VÖB, in dem die Landesbanken organisiert sind, hatte auf mögliche Nachteile für deutsche Banken hingewiesen, wenn etwa US-Institute zwangsweise mit staatlichem Geld aufgepäppelt werden.

Von den sieben eigenständigen deutschen Landesbanken nehmen bislang die wegen der Finanzmarktkrise angeschlagenen Institute in Bayern (BayernLB), Hamburg und Schleswig-Holstein (HSH Nordbank) sowie Nordrhein-Westfalen (WestLB) staatliche Hilfen in Anspruch. Helaba und Nord/LB hat die Krise bislang relativ wenig getroffen.

Dagegen machen die Turbulenzen nun auch der Landesbank Berlin schwer zu schaffen. Die Sparkassen-Tochter erzielte in den ersten neun Monaten nur ein "annähernd ausgeglichenes Ergebnis". Der für 2008 angestrebte operative Gewinn von mindestens 250 Millionen Euro sei "nicht mehr erreichbar", teilte das Institut am Donnerstagabend mit. Das Rettungspaket des Bundes in Anspruch zu nehmen sei aber "aus heutiger Sicht weder geplant noch erforderlich". Die Zahlen für das dritte Quartal will die Bank am 14. November veröffentlichen.

Kernkapitalquote unter dem Durchschnitt

Wann bei der LBBW eine Entscheidung fällt, ob die Bank nun doch Schutz unter dem Rettungsschirm sucht, wollte ein Sprecher des Instituts nicht sagen. Die LBBW könnte nach Einschätzung von Experten mit Hilfe einer Bürgschaft ihre finanzielle Basis stärken und ihre Kernkapitalquote - das Verhältnis zwischen Eigenkapital und ausgegebenen Krediten - aufbessern, die derzeit mit 7,3 Prozent unter dem europäischen Durchschnitt liege. Die Helaba wies Ende September eine Kernkapitalquote von 8,0 Prozent aus.

Die "Bild"-Zeitung hatte unter Berufung auf eine mit den Vorgängen vertraute Person berichtet, LBBW, Helaba und Nord/LB - deren Geschäftsbereich die Länder Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt umfasst - erwögen, Hilfen aus dem Rettungspaket in Anspruch zu nehmen. Schon in der nächsten Woche könnte die Bereitstellung von Bürgschaften beantragt werden. (sgo/dpa)

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