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Merkel Wittenstein

© ddp

Finanzkrise: Selbstbewusst in den Abschwung

Der Maschinenbau in Deutschland ist so stark wie nie. Bundeskanzlerin Angela Merkel lobt die Schlüsselbranche, die nach dem Erfolg vergangenen Jahre den möglichen Folgen der Finanzkrise gelassen entgegensieht.

Berlin - Am Tag danach war die Erleichterung spürbar. Bei der Bundeskanzlerin, die Beifall bekam für ihr Selbstlob, dass es „zu dem Handeln von gestern überhaupt keine Alternative gab“. Und beim Maschinenbaupräsidenten, der von einer guten Nacht berichtete, denn „nach den Beschlüssen der Bundesregierung habe ich gut geschlafen“. Das dürfte den meisten Industriellen so gegangen sein, die sich am Dienstagmorgen im Berliner Maritim-Hotel zum Auftakt eines zweitägigen „Maschinenbau-Gipfels“ eingefunden hatten, um über „Deutschland am Wendepunkt“ zu debattieren: Über Erbschaftsteuer, Tarifpolitik, aber vor allem auch Energieeffizienz.

Die deutschen Maschinenbauer haben „fast gigantische“ Wachstumsjahre hinter sich, wie Angela Merkel in ihrem Grußwort sagte, um dann mit einem „herzlichen Dankeschön“ das „Aushängeschild unserer Wirtschaft in der ganzen Welt“ hochzuhalten. Mit dem Erfolg der vergangenen Jahre im Rücken sieht die Branche die möglichen Folgen der Finanzkrise gelassen. Zwar müsse man „2009 den Gürtel enger schnallen und kleinere Brötchen backen“, wie Verbandspräsident Manfred Wittenstein sagte. Und dennoch: „Wir bleiben vorn.“

Inzwischen exportieren die Maschinenbauer 77 Prozent ihrer Produkte, im nun endenden Aufschwung stieg die Beschäftigtenzahl hierzulande um 120 000 auf 975 000, die Produktion erhöhte sich in den vergangenen fünf Jahren um 40 Prozent. „Wir sehen die Chance, das hohe Produktionsniveau von 2008 im kommenden Jahr zu halten“, sagte Wittenstein. Trotz der Krise. Weil die Branche eben in vielen Bereichen Weltmarktführer ist, in technologischer Hinsicht sowieso, und weil das Thema Energieeffizienz und -einsparung ein Zukunftsthema nicht zuletzt für die Maschinenbauer ist, wie sowohl Wittenstein als auch Merkel betonten.

Vor der Elite der Industrie, gewissermaßen den Vertretern der Realwirtschaft, gönnte sich die Bundeskanzlerin ein paar gallige Worte über die Bankszene, „in der mehr Bodenhaftung vielleicht kein Schaden ist“. Und überhaupt habe das Finanzsystem eine „dienende Funktion“, sei gewissermaßen Dienstleister für konsumierende Verbraucher und investierende Wirtschaft. Als Schlussfolgerung aus der Krise will Merkel „die Finanzwirtschaft näher an die Realwirtschaft heranführen“. Das von der Bundesregierung beschlossene Finanzmarktstabilisierungsgesetz sei nur der erste Schritt gewesen. Sie wolle nun „sehr schnell den zweiten Baustein legen“, unter anderem in Gesprächen mit den Regierungen Chinas, Indiens und Japans. Merkel plädierte für eine Stärkung der Rolle des IWF, eine höhere Transparenz der Ratingagenturen, eine Risikoklassifizierung bei bestimmten Bankprodukten und eine höhere Haftung der Banken. Eine „heilsame Wirkung“ verspricht sich die Bundeskanzlerin davon, wenn „jede Bank einen kleinen Anteil der Produkte behalten muss, die man ansonsten so gerne verkauft“. alf

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