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Finanzkrise: Sparer flüchten zum Staat

Als Reaktion auf die Finanzkrise verkaufen immer mehr Bürger ihre Firmenanleihen und Pfandbriefe und investieren ihr Geld stattdessen in die für sicherer gehaltenen Anlageangebote des Bundes. Während der Markt für Jumbo-Pfandbriefe oder Unternehmensanleihen derzeit nahezu tot ist, boomen Bundesschatzbriefe und -obligationen.

Der Renner unter den privaten Anlegern ist die seit Juli erhältliche Tagesanleihe des Bundes. „Die Umsätze liegen in Spitzenzeiten bis zum Zehnfachen über denen, die vor der Krise üblich waren“, sagte Boris Knapp, Sprecher der Finanzagentur des Bundes, dem Tagesspiegel. Über eine Milliarde Euro haben die Bürger bereits in das Tagesgeld des Bundes investiert, berichtet Knapp. Das ist genauso viel wie seit Juli in alle anderen Angebote des Bundes – Bundesschatzbriefe, Finanzierungsschätze und Bundesobligationen – zusammen geflossen ist. Die Tagesanleihe ist täglich verfügbar, der Zins schwankt. Am Donnerstag lag er bei 4,17 Prozent. Der Boom hält an: Mehr als 40 000 Anleger versuchen jeden Tag, die Finanzagentur zu erreichen. Obwohl das Personal aufgestockt worden ist, kommen viele Sparer nicht durch. Dennoch müsse sich niemand Sorgen machen, dass er eines der begehrten Produkte nicht bekommt: „Es gibt keine Engpässe“, sagt Knapp.

Dem Run auf den Staat steht ein Ausverkauf bei Pfandbriefen oder Unternehmensanleihen gegenüber. Sehr viele Anleger versuchen, ihre Papiere loszuwerden. „Der Markt ist leer“, sagte Karlheinz Pfeiffer, Anleiheexperte der Börse Stuttgart, dem Tagesspiegel, „es gibt so gut wie keine Käufer.“ Die Stuttgarter Börse ist die größte Börse, wenn es um den Anleihenmarkt für Privatanleger geht. Wer jetzt einen Pfandbrief oder eine Firmenanleihe verkaufen will, muss enorme Abschläge hinnehmen – auch bei kurzer Restlaufzeit. Der Grund: Die Banken können mangels Liquidität die Papiere nicht länger vorübergehend in ihren Bestand nehmen, um als Market Maker den Kurs zu stützen. Vernünftig ist das Verschleudern der Papiere nicht. „Pfandbriefe sind sicher“, appelliert Pfeiffer an die Anleger. „Selbst wenn die Bank pleitegeht, behält der Pfandbrief seinen Wert.“ (hej)

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