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Finanzkrise: Staat will offenbar Conti und Schaeffler helfen

Angesichts der dramatischen Finanz- und Autokrise sollen die beiden Konzerne Conti und Schaeffler Medieninformationen zufolge Staatshilfen erhalten. Die beiden Unternehmen sind mit insgesamt 22 Milliarden Euro verschuldet.

Die beiden Länder Bayern und Niedersachsen wollen den beiden Autozulieferern mit voraussichtlich jeweils einer halben Milliarde Euro zur Seite springen. Das berichtet das "Handelsblatt". Großaktionär Schaeffler hatte am Samstag den wochenlangen Machtkampf bei Conti für sich entschieden und stellt künftig den Aufsichtsratschef. Beide Unternehmen wollen die Kooperation ihrer Automobilsparten nun zügig vorantreiben. Die Conti-Reifensparte soll ausgegliedert werden.

Ein Sprecher der bayerischen Staatskanzlei sagte am Sonntag in München zu dem Bericht über Staatshilfen: "Natürlich finden Gespräche mit dem Unternehmen statt. Es gibt aber keinerlei Vereinbarung oder Zusagen." Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sagte am Rande einer Veranstaltung in Hannover: "Es gibt kein Konzept, das auch nur annähernd so konkret ist, dass man über Fragen staatlicher Hilfen irgendetwas sagen kann."

Details sollen noch offen sein

Laut "Handelsblatt" unterstützt Bayern Schaeffler mit Sitz in Herzogenaurach, Niedersachsen Continental mit Sitz in Hannover. Die Details der Hilfe - Bürgschaft, Garantien oder auch eine direkte Beteiligung - seien noch offen. Die Finanzspritze hätten Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) vereinbart. Wulff hatte in dem Konflikt zwischen Conti und Schaeffler vermittelt.

Schaeffler und Conti sind mit insgesamt 22 Milliarden Euro verschuldet - Schaeffler wegen der Conti-Übernahme, Continental wegen der Übernahme der Siemens-Tochter VDO im Jahr 2007. Zudem hat sie die Finanz-und Autokrise mit voller Wucht erwischt. Conti-Großaktionär Schaeffler hatte sich am Samstag im wochenlangen Machtkampf bei Continental durchgesetzt. Auf Druck von Schaeffler trat Conti-Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg auf einer Krisensitzung des Kontrollgremiums in Hannover von seinem Posten zurück. Neuer Aufsichtsratsvorsitzender wird überraschend der Schaeffler-Berater Rolf Koerfer, ein Rechtsanwalt und Spezialist für Fusionen und Übernahmen.

Maria-Elisabeth Schaeffler zieht in den Aufsichtsrat ein

Schaeffler zieht früher als geplant mit insgesamt vier Vertretern in den Aufsichtsrat ein, darunter Eigentümerin Maria-Elisabeth Schaeffler. Schaffler und Conti kündigten an, neben Bosch einen "zweiten globalen Champion im Automobilzuliefergeschäft" in Deutschland schaffen zu wollen. Conti-Vorstandschef Karl-Thomas Neumann soll Konzepte für eine Kooperation zwischen den Autosparten erarbeiten. "Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir alle an einem Strang ziehen. Und das können wir jetzt." Firmeneigentümerin Maria-Elisabeth Schaeffler sagte: "Ich freue mich sehr, dass das, was gut zusammenpasst, jetzt zusammenwachsen kann." Sie hatte an der Krisensitzung des Conti-Aufsichtsrats teilgenommen. Das Familienunternehmen hält 49,9 Prozent an der Conti.

Mit den Ergebnissen der Krisensitzung sei das Kriegsbeil zwischen Conti und Schaeffler begraben, hieß es aus Kreisen beider Konzerne. Mit dem gefundenen Kompromiss könnten beide Seiten gut leben. Von Grünberg kündigte an, seinen Chefposten "kurzfristig zur Verfügung" zu stellen. Er bleibt aber einfaches Mitglied des Aufsichtsrats. Der frühere Conti-Vorstandschef soll nun die Ausgliederung der Reifensparte eng begleiten. Für die Conti-Reifensparte soll ein Prozess für eine "organisatorisch und rechtlich selbstständige" Rubber Group eingeleitet werden. Dies bedeutet faktisch eine Aufspaltung des Konzerns. In der Reifensparte, in der die Wurzeln der Conti liegen, arbeiten rund 70.000 der insgesamt 145.000 Konzern-Beschäftigten.

Alan Hippe verlässt das Unternehmen

Die Schaeffler-Gruppe hatte in dem seit Wochen andauernden Machtkampf um die Zukunft der Conti den Rücktritt von Grünbergs gefordert. Die Gruppe hatte von Grünberg vorgeworfen, dieser sabotiere systematisch gemeinsame Lösungen und verfolge eigene Interessen, das Vertrauen sei zerstört. Falls von Grünberg nicht zurücktrete, behalte sich Schaeffler das Recht vor, alle zehn Sitze der Anteilseigner im Aufsichtsrat neu zu besetzen.

Im Conti-Umfeld hatte es geheißen, dies wäre ein Bruch der im Sommer 2008 nach einer wochenlangen Übernahmeschlacht vereinbarten Investorenvereinbarung. Unterdessen verlässt Conti-Finanzchef Alan Hippe das Unternehmen. Er wechselt zum Stahlkonzern ThyssenKrupp und soll dort Finanzchef werden. (mfa/dpa)

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