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Commerzbank

© dpa

Finanzkrise: Steuergeld für die Übernahme

Die Kapitalspritze des Bundes hilft der Commerzbank, den riskanten Zusammenschluss mit der Dresdner Bank zu stemmen. Ein Großteil der fast zehn Milliarden teuren Übernahme kommt nun vom Bund.

Berlin/Frankfurt am Main - Mit seinem Einstieg bei der Commerzbank sichert der Bund die 9,8 Milliarden Euro teure Übernahme der Dresdner Bank. Den Zusammenschluss hatten die Dresdner-Bank-Mutter Allianz und die Commerzbank Anfang September eingefädelt – kurz vor der Verschärfung der Finanzkrise. Anschließend war die Commerzbank wie andere Institute in Kapitalnot geraten.

„Die Übernahme war für die Commerzbank existenzgefährdend“, sagt Bankenexperte Dieter Hein vom Analysehaus Fairesearch. Die Dresdner schreibe Milliarden-Verluste. „Mit der Staatshilfe kommt man jetzt erst einmal aus der Schusslinie.“ Ähnlich sieht es auch Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanz-Zentrums: „Der Bund erleichtert der Commerzbank die Übernahme.“

Am Montagmorgen gab die Commerzbank bekannt, was in Finanzkreisen schon seit der vergangenen Woche erwartet worden war: Das Institut beschafft sich 8,2 Milliarden Euro frisches Eigenkapital vom Sonderfonds zur Finanzmarktstabilisierung (Soffin).

Den Fonds hatte die Bundesregierung vor zwei Wochen eingerichtet, um den deutschen Banken durch die Finanzkrise zu helfen. Bisher hatten jedoch nur Landesbanken und der Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate zugegriffen. Die privaten Großbanken zögerten – aus Angst vor der Reaktion der Investoren und vor den Auflagen der Regierung. Zumindest die erste Sorge wurde der Commerzbank am Montag genommen: Der Aktienkurs stieg zeitweise um mehr als zwölf Prozent. Für das Management bedeutet der Einstieg des Staates jedoch einen großen Gehaltsverzicht. Die Bezüge der Commerzbank-Vorstände für 2008 und 2009 werden jetzt auf jeweils 500 000 Euro gedeckelt. Bank-Chef Martin Blessing will zu viel erhaltene Beträge zurückzahlen. „Ich kriege für November und Dezember keine Gehaltszahlung, sondern eine Lastschrift“, sagte der Vorstandschef. Eigentlich sollte er ein Fixgehalt von 760 000 Euro beziehen.

„In einem normalen Umfeld" wäre die Commerzbank allein überlebensfähig gewesen, sagte Blessing. Allerdings gebe es Nachteile gegenüber Banken in anderen Ländern, weil sie bereits staatliche Kapitalspritzen in Anspruch genommen hätten oder dazu gezwungen worden seien. Die Commerzbank gleiche diesen Nachteil mit der stillen Einlage aus.

Der Rettungsfonds des Bundes gewährt die Einlage zunächst unbefristet. Die Bank muss die Hälfte davon mit 8,5 Prozent pro Jahr verzinsen, für die andere Hälfte sind 4,5 Prozent fällig . Nach Angaben von Blessing muss die Bank pro Jahr 400 bis 500 Millionen Euro an Zinsen für die Einlage an den Bund überweisen.

Mit der stillen Einlage verbessert die Commerzbank ihre Eigenkapitalquote von gut sieben auf 11,2 Prozent. „Für die Verwendung des zusätzlichen Kapitals gibt es keine Auflagen", sagte Blessing. Damit kann die Bank das Geld auch für die geplante Übernahme der Dresdner verwenden. „Die Kapitalmaßnahmen halten der Commerzbank den Rücken frei für die Übernahme", sagt Konrad Becker, Analyst bei Merck Finck. Die Commerzbank will die defizitäre Dresdner Bank in zwei Schritten übernehmen. Der erste Schritt von 60 Prozent soll im ersten Quartal 2009 abgeschlossen werden und ist bereits finanziert. Die restlichen 40 Prozent sollen bis Ende 2009 folgen. Im Gegenzug erhält die Allianz Aktien der Commerzbank.

Ein Grund für die Flucht unter den Rettungsschirm des Staates ist allerdings auch das verheerende dritte Quartal. Der Verlust nach Steuern lag bei 285 Millionen Euro, vor Steuern waren es sogar 475 Millionen Euro. Allein die Pleite der US-Bank Lehman sorgt für Ausfälle in Höhe von 371 Millionen Euro. Ohne die von der EU geänderten Bilanzregeln wäre der Verlust noch höher ausgefallen.

Stefan Kaiser u. Rolf Obertreis

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