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Finanzkrise: Weberbank leidet unter der Vergangenheit

Die Berliner Weberbank kostet den Mutterkonzern WestLB Millionen. Im vergangenen Jahr schrieb die Weberbank über 10 Millionen Euro Verluste.

Berlin - Die WestLB muss zweistellige Millionenverluste ihrer Berliner Tochter Weberbank tragen. Dokumenten der WestLB zufolge schrieb die Weberbank im vergangenen Jahr 10,94 Millionen Euro Verluste. Im laufenden Jahr erwartet der Konzern laut der auf April datierten Dokumente ein Minus von 6,85 Millionen Euro. Hinzu kommen 16,4 Millionen Euro Belastungen aus der Auflösung von Zinssicherungsgeschäften, sogenannter Swaps. Der gesamte Fehlbetrag von 23,25 Millionen Euro könnte sich noch erhöhen. So habe man Ende Juni schon mit einem Minus im operativen Geschäft von rund zwölf Millionen Euro für das Gesamtjahr gerechnet. Insgesamt käme die Weberbank nach dieser Schätzung sogar auf einen Verlust von rund 28,4 Millionen Euro für 2008. WestLB und Weberbank wollten sich zu den Zahlen nicht äußern.

Die Weberbank hat sich auf vermögende Privatkunden spezialisiert und kann auf eine lange Tradition in Berlin verweisen. 1949 hatte Hans Weber die Privatbank gegründet. 1994 fusionierte sie mit der Berliner Industriebank und wurde Teil der Bankgesellschaft Berlin (heute Landesbank Berlin). Diese musste die Weberbank 2005 auf Druck der EU-Kommission in Brüssel verkaufen. Den Zuschlag für die Weberbank erhielt damals die WestLB in Düsseldorf. Seitdem geht es bei der Weberbank turbulent zu. Drei Chefs kamen und gingen. Im vergangenen Jahr verließ mit Andreas Bödecker das letzte Mitglied der Gründerfamilie den Vorstand. Seit September führt nun der erfahrene Bankmanager Andreas Goßmann die Bank. Er soll für mehr Stabilität sorgen.

Der Großteil der Verluste für 2008 resultiert aus sogenannten Stillen Lasten, die im Zuge des Verkaufs an die WestLB 2005 entstanden waren. Weil die Bankgesellschaft das gesamte Firmenkundengeschäft der Weberbank behalten hatte, stand die Weberbank plötzlich mit riesigen Kundeneinlagen, aber ohne Kreditgeschäft da. Dieses Ungleichgewicht musste durch Gegengeschäfte (Swaps) ausgeglichen werden. Die Kosten für diesen Ausgleich wurden nach Informationen des Tagesspiegels aus Konzernkreisen teilweise schon auf den Kaufpreis der Weberbank angerechnet.

Seit 2005 drücken diese Stillen Lasten von insgesamt 31 Millionen Euro auf das Ergebnis der Weberbank und belasten es Jahr für Jahr mit einem einstelligen Millionenbetrag. Anfang 2008 waren noch rund 19 Millionen übrig, die im laufenden Jahr mit einem Schlag aufgelöst und durch neue Geschäfte zu günstigeren Konditionen ersetzt werden. Die Auflösung belastet die Weberbank-Bilanz zwar noch einmal mit geschätzten 16,4 Millionen Euro. Sie soll jedoch den Weg frei machen für eine Rückkehr der Bank in die Gewinnzone.

Zusammen mit den operativen Verlusten wiegt die Belastung dennoch schwer – vor allem für die strauchelnde WestLB, die infolge der Finanzkrise selbst mit Milliardenbelastungen kämpft und vom Land Nordrhein-Westfalen und den regionalen Sparkassenverbänden gestützt werden muss. Wegen der Beihilfen verlangt die EU-Kommission aus wettbewerbsrechtlichen Gründen Veränderungen in der Eigentümerstruktur der WestLB – sprich: einen Teilverkauf. In der Vergangenheit war in diesem Zusammenhang auch über einen möglichen Verkauf der Weberbank spekuliert worden. Sowohl die WestLB als auch der neue Weberbank-Chef Goßmann haben dies jedoch vehement zurückgewiesen.

Stattdessen wird nun im Konzern an einem Konzept gearbeitet, die Private-Banking-Aktivitäten der WestLB bei der Weberbank zu bündeln und das Berliner Institut so zu stärken. Dies würde auch das Eigenkapital der Bank erhöhen, das bislang laut der internen Dokumente bei lediglich 53 Millionen Euro liegt – eine Summe, die als „unzureichend“ beschrieben wird. Auch das Volumen der betreuten Vermögenswerte soll durch eine Zusammenlegung steigen. Mit 3,8 Milliarden Euro liege die Weberbank hier zwar „auf einem guten Weg in Richtung kritische Masse“ von rund fünf Milliarden Euro, habe diese aber bislang nicht erreicht, heißt es in den internen Dokumenten.

Stefan Kaiser

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