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Finanzmarkt: Strahlungsalarm löst Panikverkäufe an Tokioter Börse aus

Der japanische Leitindex Nikkei stürzt an der Börse in Tokio zeitweise um 14 Prozent ab. Die Zentralbank pumpt nochmals 70 Milliarden Euro in die Märkte - um den Kollaps zu verhindern.

Die neue Eskalation der Atomkrise mit einer drohenden Strahlenverseuchung Tokios hat am Dienstag an der japanischen Börse den größten Kurssturz seit dem Höhepunkt der Finanzkrise ausgelöst. Der Leitindex der Börse büßte mehr als zehn Prozent ein und verbuchte damit das größte Minus seit Oktober 2008. Zwischenzeitlich war das Barometer sogar um mehr als 14 Prozent abgestürzt - dies wäre der größte Verlust seit dem Börsencrash 1987 gewesen.

Der massive Kurssturz dürfte die enormen wirtschaftlichen Folgen des Erdbebens weiter verschärfen. Allein der Börsenwert der größten an der japanischen Börse notierten Konzerne ist bislang in dieser Woche um rund 700 Milliarden Dollar gefallen.

Die Aktienkurse beschleunigten während des Handels ihren Abwärtstrend dramatisch, als Ministerpräsident Naoto Kan Einwohner in einem 30-Kilometer-Radius um das Unglückskraftwerk Fukushima aufrief, ihre Wohnungen nicht zu verlassen. Nach zwei weiteren Explosionen warnten japanische Behörden vor einer gefährlichen Strahlenbelastung und um den Atomkomplex.

Gleichzeitig schossen die Kurse von als sicher geltenden Staatsanleihen in die Höhe. Der Yen stieg zwischenzeitlich zum Dollar fast auf den höchsten Stand seit 1995, bevor er wieder nachgab - dies löste unter Finanzprofis den Verdacht aus, dass die Behörden den Anstieg des Yen mit einer Intervention am Devisenmarkt abbremsten.

Der Nikkei-Index schloss 10,5 Prozent schwächer bei 8605 Punkten. Der breiter gefasste Topix gab um 9,5 Prozent auf 766 Punkte nach. Zwischenzeitlich war der Nikkei auf 8227 Punkte und der Topix auf 725 Punkte gefallen.

“Der Fokus liegt voll auf der Atomkrise“, sagte Hideyuki Ishiguro von Okasan Securities. Ausländische Investoren und japanische Fondsgesellschaften zögen sich aus Aktien zurück. Zu den größten Verlierern zählten Energietitel. Die Aktien des Kraftwerksbetreibers Tepco wurden nicht gehandelt. Auch Toshiba-Aktien wurden nicht gehandelt. Der Industriekonzern stellte mehrere Reaktoren in dem Unglückskraftwerk her und wollte seine Atomtechnik verstärkt ins Ausland verkaufen. Außerbörsliche Kaufangebote deuteten auf einen Kurssturz von 20 Prozent hin. Die japanische Notenbank stellte dem Bankensektor unterdessen weiter massiv Geld zur Verfügung.

Um einen Kollaps der Geldmärkte zu verhindern, pumpte die Bank von Japan am Dienstag nochmals 8000 Milliarden Yen (70 Milliarden Euro) in die Finanzmärkte. Am Montag hatte die Zentralbank bereits die Rekordsumme von 15 Billionen Yen zur Verfügung gestellt. (rtr/AFP)

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