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Wirtschaft: Finanzplatz Luxemburg glänzt nicht mehr

Mit der Währungsunion gehen viele Vorteile verloren / Banken ziehen Geschäfte abVON ROLF OBERTREIS, LUXEMBURGEkkehard Storck, Chef der Deutschen Bank Luxemburg (DB Lux), spricht zwar von "Konsolidierung auf hohem Niveau", aber das ist eine freundliche Umschreibung für die Lage am Finanzplatz Luxemburg.Die Situation für das Großherzogtum ist bedenklich.

Mit der Währungsunion gehen viele Vorteile verloren / Banken ziehen Geschäfte abVON ROLF OBERTREIS, LUXEMBURG

Ekkehard Storck, Chef der Deutschen Bank Luxemburg (DB Lux), spricht zwar von "Konsolidierung auf hohem Niveau", aber das ist eine freundliche Umschreibung für die Lage am Finanzplatz Luxemburg.Die Situation für das Großherzogtum ist bedenklich.Die einst hochgelobte Steueroase, die Banken und steuermüde Anleger in Scharen anzog, befindet sich auf dem absteigenden Ast.Grund: Für Privatkunden sind steuerliche Reize verschwunden, die Banken klagen über hohe Steuern und der Euro wird Luxemburg entscheidende Vorteile nehmen. Die Indizien für den Rückzug der Banken sind unübersehbar, auch wenn am Kirchberg, dem Finanzviertel außerhalb des Stadtzentrums von Luxemburg, noch kräftig gebaut wird.Die Bayerische Vereinsbank ist mit ihrem Neubau reichlich spät dran.Die DB Lux, 1990 in einen postmodernen, 100 Mill.DM teuren Neubau umgesiedelt, zieht längst wieder Geschäft aus Luxemburg ab.Die Zentrale in Frankfurt mißt dem Ableger keine überragende Bedeutung mehr zu: Im Verwaltungsrat der DB Lux sitzt künftig nur noch ein Mitglied des Konzernvorstands.Bislang waren es drei.Der Handel mit Wertpapieren wird Mitte des Jahres eingestellt, im Kreditgeschäft geht es nur noch um Bestandsverwaltung. Am Jahresanfang hat die DB Lux einen Ableger in Dublin eröffnet - nicht als erstes Geldhaus."Wir konnten uns diesem Trend nicht mehr verschließen", sagt Storck.Im Großherzogtum sind über 40 Prozent Ertragssteuern zu zahlen.Zusammengerechnet auf die vergangenen zwölf Jahre lag die Steuerquote der DB Lux sogar bei über 50 Prozent.In Dublin dagegen sind nur 10 Prozent Steuern fällig.Bis 2005 hat die EU den Iren dieses Privileg eingeräumt.Gerade im Kreditgeschäft, wo die Margen, so Storck, "einen Tiefpunkt erreicht haben" ist das eine entscheidende Größe.Kredite im Volumen von bis zu 8 Mrd.DM will die DB Lux künftig über ihre irische Tochter ausgeben.Auch die Gehälter in Luxemburg gelten als zu hoch.Folge: Banken lagern Verarbeitungszentren, etwa für die Fondsverwaltung, aus. Auch im Privatkundengeschäft sind die goldenen Zeiten für die rund 220 Banken vorbei.Allein der Marktführer DB Lux hat 1996 rund 1000 Kunden verloren, jetzt sind es noch knapp 18 000 Anleger.Steuerflucht und Steuerfahndung hinterlassen deutliche Spuren."Das Privatkundengeschäft leidet unter dem angegriffenen Image des Finanzplatzes Luxemburg", sagt Storck. Schließlich wird der Euro den Luxemburgern schwer zu schaffen machen.Von der Europäischen Währungsunion (EWU) wird kein anderer Finanzplatz so getroffen wie Luxemburg.Bislang mußten deutsche Banken in Luxemburg bei der Zentralbank, anders als in Deutschland, keine Mindestreserve hinterlegen.In der EWU wird diese Vorschrift vereinheitlicht, Luxemburg verliert einen entscheidenden Kostenvorteil.Storck sieht "die Gefahr einer massiven Verlagerung von Kreditgeschäft an EWU-externe Plätze".Immerhin: Im Geschäft mit Investmentfonds betrachten Banker Luxemburg nicht als "Auslaufmodell".Noch können dort innovative Fonds aufgelegt werden, die in Deutschland nicht möglich sind. Trotz aller Probleme setzt die DB Lux auf private Kunden.Man will zum "Kompetenz-Center" für vermögende Anleger im gesamtem Beneluxraum werden.Noch hat man das Geld, um dieses Geschäft voranzutreiben.Der DB Lux geht es trotz aller Probleme gut.Der Gewinn kletterte 1996 um 6 Prozent auf 223 Mill.DM.Aber ob der Bankpalast in Luxemburg auf Dauer seine 100 Mill.DM wert ist, muß sich zeigen.Daß das Gebäude in allzu ferner Zukunft in eine noble Galerie umgewandelt wird, diese Idee gilt zumindest nicht als völlig abwegig.

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