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Finanzpolitik: Was der Banken-Stresstest bringt

Stress sind Banken mittlerweile häufig ausgesetzt. Zuletzt ging es dabei sogar um ihr eigenes Überleben. Ein Test soll nun vorbeugen. Am Freitag werden die Ergebnisse veröffentlicht. Warum?

Wer wurde getestet?

Europaweit wurden 91 große Banken und Sparkassen getestet. In Deutschland waren 14 Institute dabei. Neben der Deutschen Bank, der Commerzbank, der Postbank und der Hypo Real Estate (HRE) mussten sich auch sieben Landesbanken dem Stresstest unterziehen, darunter die Landesbank Berlin. Auch die Deka-Bank, die zur Sparkassen-Finanzgruppe gehört, sowie die genossenschaftlichen Institute DZ und WGZ wurden getestet.

Wie funktioniert der Test?

Die Kernfrage bei dem Stresstest lautet: Haben die europäischen Banken genügend Eigenkapital, um eine mögliche nächste Krise zu überleben? Dafür mussten die Banken verschiedene Zukunftsszenarien durchspielen. Es wurde zum Beispiel gefragt: Was wäre, wenn sich das Wirtschaftswachstum in Europa in diesem und im nächsten Jahr um drei Prozent schlechter entwickelt als bislang erwartet? Die Institute haben berechnet, welche Auswirkungen das auf ihre Risikopositionen hätte. Das können zum Beispiel Kredite sein, die die Banken an Firmen oder Privatpersonen vergeben haben. Wenn die Wirtschaft einbricht und die Arbeitslosenzahlen steigen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Schuldner ihre Kredite nicht zurückzahlen können. In dem Fall müssten die Banken für diese Positionen mehr Eigenkapital als Sicherheit zurücklegen. Im schlimmsten Fall müssen sie Kredite sogar abschreiben. Ein weiteres Krisenszenario sah vor, dass zusätzlich zur Realwirtschaft auch die Kurse bestimmter europäischer Staatsanleihen stark einbrechen, so wie es im Mai dieses Jahres passiert ist. Banken, die viele von solchen Wertpapieren in ihrem Besitz haben, müssten diese dann stark abwerten, was sich wiederum negativ auf ihre Kapitalausstattung auswirken würde. Auch mögliche Abschreibungen auf andere Papiere wie Kreditverbriefungen sollen geprüft worden sein.

Warum wurde der Test durchgeführt?

Stresstests werden in allen Banken regelmäßig durchgeführt. Die Institute überprüfen mithilfe verschiedener Simulationen ihr eigenes Risikomanagement. Auch die Aufsichtsbehörden führen immer wieder Stresstests durch, um die Stabilität ihrer Banken zu überprüfen, vor allem seit der Finanzkrise. Das Besondere an dem aktuellen Stresstest ist, dass die Ergebnisse der einzelnen Institute erstmals veröffentlicht werden sollen. Die Idee dazu stammt von der spanischen Regierung. Weil die spanischen Sparkassen unter einer Immobilienkrise leiden, haben die Banken des Landes Probleme, sich Geld am Kapitalmarkt oder von anderen Instituten zu leihen. Gute Testergebnisse könnten die Märkte beruhigen, so das Kalkül der Regierung in Madrid. Aber auch die anderen EU-Regierungschefs sowie EZB-Präsident Jean-Claude Trichet betonen, dass der Stresstest hoffentlich auch das Vertrauen der Finanzmärkte in den Euro wieder herstellen wird.

Welche Auswirkungen hat der Test?

Nach den aktuellen Vorschriften müssen die Banken die Risiken, die sie eingehen, mit mindestens vier Prozent Eigenkapital absichern. Die CEBS geht aber davon aus, dass die Banken sogar eine Quote von sechs Prozent erreichen müssen, damit sie am Finanzmarkt wieder Vertrauen genießen. Fiele eine Bank unter diesen Prozentsatz, würde sie von der Aufsicht aufgefordert werden, ihre Eigenkapitalquote zu erhöhen. Bekommt sie dafür kein Geld am Finanzmarkt, könnte sie auf einen staatlichen Rettungsfonds zurückgreifen. Als die USA vergangenes Jahr ihre Stresstests veröffentlichten, brauchten zehn von 19 untersuchten Banken Milliarden-Kapitalspritzen vom Staat. In Deutschland könnte der Sonderstabilitätsfonds Soffin einspringen, in dem bis Jahresende noch rund 50 Milliarden Euro zur Verfügung stehen. Gerät ein Euro-Land durch die Bankenhilfen in Schieflage, kann es seinerseits Mittel aus dem EU-Rettungsschirm von 750 Milliarden Euro beantragen. Nach einer Umfrage des Center for Financial Studies an der Universität Frankfurt am Main halten es 58 Prozent der befragten Manager von Banken, Börsen und Finanzdienstleistern für wahrscheinlich, dass der Stresstest das Vertrauen der Marktteilnehmer erhöhen werde.

Wie haben die deutschen Banken abgeschnitten?

Die deutschen Privatbanken gelten als stressresistent. Wackelkandidaten waren die Landesbanken. Der öffentliche Bankenverband VÖB allerdings sieht für ein Scheitern bei den Stresstests „keine Anhaltspunkte“. Die verstaatlichte Hypo Real Estate hingegen ist Medienberichten zufolge durchgefallen. Die Auswirkungen für den maroden Immobilienfinanzierer halten sich allerdings in Grenzen, da die Bank in ihrer bisherigen Form ohnehin nicht mehr lange bestehen wird. Zudem hat sie bereits weiteren Kapitalbedarf in Milliardenhöhe angemeldet.   Die HRE hat bereits beschlossen, mehr als die Hälfte ihres Geschäfts in eine Bad Bank auszulagern, um sich damit von Altlasten zu befreien. Der Konzern steckt tief in den roten Zahlen und kehrt frühestens 2012 in die Gewinnzone zurück.

Wie aussagekräftig ist der Test?

Über die Aussagekraft der Stresstests ist im Vorfeld heftig gestritten worden. Kritiker beklagten, die Szenarien seien viel zu freundlich. So wurde zum Beispiel nicht getestet, was passieren würde, sollte ein Euro-Land wirklich pleitegehen. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass in einem Stresstest immer nur solche Szenarien getestet werden können, die bereits eingetreten sind.

Ob die Banken gegen unvorhergesehene Ereignisse gewappnet sind, verraten die Ergebnisse nicht. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Kritik zurückgewiesen: Die grundlegenden Szenarien seien „sehr real“. Schließlich hätten die Stresstests erst stattgefunden, nachdem die EU milliardenschwere Rettungspakete verabschiedet habe, um Staatspleiten zu verhindern. Merkel sagte, diese Hilfspakete seien nun geschnürt, „und ich kann den Stresstest nicht arbeiten lassen, als hätten wir den Euro-Rettungsschirm nicht“. Ob der Test in der Lage ist, die Finanzmärkte zu beruhigen, entscheiden am Ende aber die Märkte selbst. Und die bekommen vermutlich davon erst mal nicht viel mit. Denn die Ergebnisse sollen am Freitag erst nach Börsenschluss um 18 Uhr veröffentlicht werden.

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