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Wirtschaft: Firmen befürchten weiteren Jobabbau

Nur jedes zehnte Unternehmen plant Einstellungen – auch Berlin alarmiert

Berlin Die deutsche Wirtschaft befürchtet den Verlust von 200000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen in diesem Jahr. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter 22000 Unternehmen, die der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) am Dienstag in Berlin vorstellte. Die Unternehmen beurteilten ihre Geschäftslage und die Aussichten auf breiter Front schlechter, hieß es. Auch im Handwerk hielt der Negativtrend bei Umsatz und Beschäftigung an.

„Die Konjunktur hat einen kräftigen Dämpfer erhalten“, erklärte der Wirtschaftsverband. Nur jedes zehnte Unternehmen plane, zusätzliche Mitarbeiter einzustellen. „Ein Absturz in die Rezession droht aber nicht“, sagte DIHK-Chefökonom Axel Nitschke. Im gesamten Jahr werde die Wirtschaft um gut ein Prozent wachsen – zu Jahresbeginn hatte der DIHK noch ein Plus von 1,5 Prozent veranschlagt. Hauptursache sei ein Dämpfer beim Export auf Grund der schwächeren Weltwirtschaft. Der Export war in den vergangenen Jahren die wichtigste Stütze der deutschen Wirtschaft – nun wird er geschwächt durch hohe Rohstoffpreise. Die Binnennachfrage indes bleibt laut DIHK schwach – so wie auch schon in den vergangenen vier Jahren.

Hoffnungsvoll stimmt die Unternehmen allerdings die Aussicht auf vorgezogene Neuwahlen. In einer Sonderumfrage unter 1100 Unternehmen habe sich gezeigt, dass 58 Prozent sich von einer neuen Regierung bessere Geschäftsperspektiven versprechen. „Entscheidend ist, dass die Bundesregierung unmittelbar nach der Wahl die neu gewonnene Handlungsfähigkeit für konsequente Reformen nutzt“, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben.

Im Handwerk hat sich die Lage derweil weiter verschlechtert. Zwischen Januar und Ende März ging die Zahl der Beschäftigten um 4,1 Prozent zurück, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden auf Basis einer Stichprobe mit. Hochgerechnet würden damit nur noch 4,7 Millionen Menschen in der Branche arbeiten. Schuld an der Misere ist ein Umsatzrückgang um 6,2 Prozent binnen Jahresfrist.

Berlin blieb von der Krise nicht verschont. „Die Zahl der Beschäftigten ist im ersten Quartal um 4,1 Prozent auf 182000 gesunken, das liegt weit über dem erwarteten und saisonüblichen Maß“, sagte ein Sprecher der Handwerkskammer Berlin. Auch für die kommenden Monate sehe die Lage schlecht aus. Zwar wolle jeder achte Betrieb sein Personal aufstocken, aber 30 Prozent planten, weiter Personal abzubauen. Besonders betroffen vom Jobabbau seien die Gebäudereiniger und die Baubranche. „Wegen leerer öffentlicher und privater Kassen gibt es immer weniger Aufträge“, hieß es.

Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer nach der Wahl sei in dieser Lage „Gift für die Konjunktur“, warnte Otto Kentzler, Präsident des Handwerksverbandes ZDH. Zudem bremse ein solches Vorhaben jeglichen Spar- und Reformwillen der Politiker. „Niemand würde sich mehr um Konsolidierung bemühen, wenn mehr Geld in die Kasse käme“, sagte er. Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer verschone den Export, treffe aber den heimischen Mittelstand umso härter. Kentzler: „Höhere Mehrwertsteuern würden weitere Arbeitsplätze kosten und die Zahl der Pleiten nach oben treiben.“ brö/fw

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