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Wirtschaft: Firmen sagen den Aufschwung ab

Ifo-Geschäftsklima sinkt im März und enttäuscht Hoffnung auf Trendwende – IWF befürchtet weltweite Rezession

Berlin (brö). Der Wirtschaftsaufschwung in Deutschland rückt in immer weitere Ferne. Der IfoGeschäftsklima-Index, einer der wichtigsten Konjunkturindikatoren, ist im März wieder gesunken. Vor allem die Aussichten für die kommenden sechs Monate hätten sich verschlechtert, erklärte das Ifo-Institut am Mittwoch in München. Auch ein schnelles Ende des Irak-Krieges werde in diesem Jahr nicht mehr zu einer Belebung führen, befürchten Fachleute. Die mäßigen Prognosen, die Geschehnisse im Irak und der gestiegene Ölpreis drückten die Börsen ins Minus.

Der Ifo-Index, der monatlich durch eine Befragung von 7000 Firmen ermittelt wird, sank in Westdeutschland auf 88,1 Punkte. In den beiden Monaten zuvor hatte es jeweils einen Anstieg gegeben, was Aufschwung-Hoffnungen genährt hatte. Grund: Steigt der Index drei Monate in Folge, gehen Fachleute von einer Trendwende aus. Auch in Ostdeutschland verschlechterte sich das Klima – der Stimmungswert sank von 102,0 auf 100,8 Punkte. Sowohl die Annahmen über die aktuelle Lage als auch jene über die Geschäftserwartungen im kommenden Halbjahr waren schlechter. „Damit haben sich die Anzeichen auf eine Wende beim Geschäftsklima nicht bestätigt“, sagte Ifo-Chef Hans-Werner Sinn.

Allerdings sei die Entwicklung in den Branchen unterschiedlich gewesen. Während im Einzelhandel und auf dem Bau die Tendenz nach oben gegangen sei, habe es in der Industrie und im Großhandel Verschlechterungen des Klimas gegeben. Nach Ifo-Angaben hatten 80 Prozent der Betriebe ihre Einschätzungen vor Beginn des Irak-Krieges abgegeben.

Kanzler Gerhard Schröder sagte, „in der jetzigen Situation“ sei der Rückgang nicht überraschend. Ob es in der zweiten Jahreshälfte zu einer Erholung der Konjunktur komme, hänge auch von der Frage ab, wie lange der Krieg dauere. Bank-Volkswirte sagten indes, auch ein schnelles Kriegsende werde keine deutliche Wende bringen. „Eine leichte Belebung ist nicht auszuschließen, aber selbst im günstigsten Fall wird das Bruttoinlandsprodukt höchstens um 0,5 Prozent wachsen“, sagte Ralph Solveen von der Commerzbank. Stefan Bielmeier von der Deutschen Bank erklärte, Voraussetzung für ein leichtes Wachstum sei, dass der Ölpreis nicht weiter ansteige. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hält sogar eine Welt-Rezession für möglich. Dies könne eintreten, wenn der Krieg sehr lange dauere, sagte IWF-Präsident Horst Köhler der „Wirtschaftswoche“. Eine solche Krise tritt laut IWF ein, wenn das globale Wachstum unter 2,5 Prozent liegt. Derzeit erwartet der Fonds ein Plus von drei Prozent.

Auch mehrere Branchen meldeten Einbußen durch den Konflikt im Mittleren Osten. Die Anlagenbauer im Maschinenbau-Verband VDMA beklagten, dass sich die Länder der Region spürbar mit Aufträgen zurückhielten. Die großen Hotelbetriebe in Deutschland verzeichnen nach eigenen Angaben seit Beginn der Auseinandersetzungen Umsatzeinbußen von bis zu 20 Prozent. Der Schaden summiere sich auf zehn Milliarden Euro, schätzte der Hotelverband Deutschland.

Entlastung durch geringere Leitzinsen kann die Wirtschaft derzeit nicht erwarten. Die ökonomischen Folgen des Krieges könnten noch nicht endgültig beurteilt werden, sagte Bundesbank-Präsident Ernst Welteke und deutete damit an, dass die Europäische Zentralbank (EZB) am kommenden Donnerstag keine Zinssenkung vornehmen werde.

An den Aktienmärkten führten die schlechteren Aussichten sowie der offensichtlich schleppende Fortgang des Irak-Krieges zu Kursschwankungen. Der Deutsche Aktienindex Dax hatte zunächst mit 0,5 Prozent im Plus gelegen, fiel aber bis zum Börsenschluss mit 2579,33 Punkten um 2,15 Prozent unter den Vortagesstand. Belastend wirkte auch die Berg- und Tal-Fahrt an den Ölmärkten. Nachdem die Nordsee-Sorte Brent am Dienstag pro Barrel nur noch 24,81 Dollar gekostet hatte, verteuerte sie sich am Mittwoch in London wieder auf 25,50 Dollar.

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