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Wirtschaft: Firmen sind besser gelaunt als die Börse Obwohl die Inlandsnachfrage schwach geblieben ist, sind die Konzernchefs optimistisch

Frankfurt am Main Die deutschen Unternehmen sehen kein rasches Ende des Aufschwungs. Das zeigen jüngste Aussagen von Top-Managern zum weiteren Geschäftsverlauf.

Frankfurt am Main Die deutschen Unternehmen sehen kein rasches Ende des Aufschwungs. Das zeigen jüngste Aussagen von Top-Managern zum weiteren Geschäftsverlauf. Im Gegensatz zu Konjunkturexperten und Börsianern blicken viele Firmen, darunter die Deutsche Telekom, Daimler-Chrysler, BASF und Schering, zuversichtlich in die Zukunft. Einige haben ihre Prognose für den Rest des Jahres sogar erhöht. „Wir haben Grund zu Optimismus, ohne dass wir allerdings in Euphorie geraten“, fasste Jürgen Hambrecht, der Vorstandschef des weltgrößten Chemiekonzerns BASF, die Stimmung zum Halbjahr zusammen.

An den Börsen sind die Aktien dagegen unter Druck geraten, weil Experten in dem gesunkenen Konjunktur-Index des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung Hinweise auf ein rasches Ende des Aufschwungs sehen. Die Märkte sorgen sich auch wegen des hohen Ölpreises. Außerdem sinkt die Zuversicht der Verbraucher im wichtigen Absatzmarkt USA.

In den Unternehmen überwiegt dagegen die Zuversicht. Angesichts guter Absatzzahlen und voller Auftragsbücher hat BASF die Prognose für 2004 erhöht. Auch Siemens-Chef Heinrich von Pierer hat die Messlatte für das Gesamtjahr angehoben. „Wir sind optimistisch für das nächste Quartal“, sagt er. Henning Kagermann, Chef des Softwarekonzerns SAP, kann ebenfalls keine Anzeichen für sinkende Nachfrage ausmachen. „Der Konjunkturpessimismus ist unangebracht. Die Börsen übertreiben“, sagt Kai Franke von der ING-BHF-Bank. „Die Gewinndynamik wird abnehmen, aber wir werden weiter wachsende Gewinne sehen.“

Positive Signale kommen auch von den Exporteuren. So spürt das Logistikunternehmen Kühne + Nagel bei seinen Luft- und Seefrachtaktivitäten „keinerlei Vorboten einer möglichen Verschlechterung der Inlandskonjunktur in Japan und den USA. Auch die weltweit tätige Spedition Stinnes-Schenker kann solche Anzeichen nicht ausmachen. „Die Aufträge aus dem Ausland steigen weiter“, sagt Olaf Wortmann, Konjunkturexperte des Branchenverbandes der Maschinen- und Anlagenbauer. Es könne zwar sein, dass der Anstieg im zweiten Halbjahr flacher werde, dies sei aber kein Ende des Exportwachstums. „Der Höhepunkt der Weltkonjunktur ist noch nicht überschritten“, sagte er. Auch die Inlandsnachfrage könne in den nächsten Monaten wieder anziehen.

Zwar klagen etwa die Einzelhändler nach wie vor über die Kaufzurückhaltung. Doch die Investitionsbereitschaft der privaten Haushalte scheint zu steigen. So hat der Reisekonzern Tui auf Grund der starken Nachfrage 30 000 zusätzliche Reiseplätze für die Herbstferien bereitgestellt. Die Kunden hätten vermehrt teurere Reisen gebucht.

Auch im internationalen Vergleich haben sich deutsche Unternehmen im ersten Halbjahr gut behauptet. Das zeigt die Rückschau auf die fast beendete Quartalssaison. „Die Firmen sind dem allgemeinen Trend mit ihren positiven Ergebnissen gut gefolgt. Das gilt quer durch alle Branchen“, resümiert Kai Franke, Aktienstratege der ING-BHF-Bank.

Viele der 100 größten Firmen in Deutschland konnten die eigenen Prognosen übertreffen. Von den im Dax notierten Konzernen konnte sogar die große Mehrheit mit starken Quartalsergebnissen überraschen. Dabei legten nicht nur die Ergebnisse kräftig zu, auch die Umsätze und die Zahl der Bestellungen sind gestiegen. Dagegen konnten die 100 größten deutschen Firmen im Jahr 2003 ihre Umsätze im Schnitt nur um gut ein Prozent ausweiten.

Ein Manko bleibt: Der Erfolg der deutschen Firmen hängt vor allem vom Ausland ab. Im Inland bleibt die Nachfrage schwach. ek/fas/gil/jkn/HB

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