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Wirtschaft: Firmen trauen sich wieder an die Börse

Von März an sollen bis zu 15 Neuemissionen auf den deutschen Kapitalmarkt gebracht werden

Berlin (brö). Zum ersten Mal seit Ende 2002 wird es in diesem Jahr wieder Börsengänge von deutschen Unternehmen geben. Der Startschuss könnte bereits am kommenden Donnerstag fallen: Der HalbleiterHersteller Silberion AG, der nächste Woche seine Jahrespressekonferenz abhält, bereitet derzeit seine Notierung an der Börse vor, wie ein Sprecher des Unternehmens sagte. Zwar wollte er sich auf keinen Zeitpunkt festlegen, erklärte er. „Wir werden damit aber nicht mehr lange warten“, hieß es. Experten schätzen, dass in diesem Jahr insgesamt bis zu 15 Unternehmen Aktien am Kapitalmarkt verkaufen wollen.

Siltronic ist eine Tochterfirma des Spezialchemiekonzerns Wacker und produziert Wafer für die Chipindustrie. Das Unternehmen beschäftigt rund 7000 Menschen in Europa, den USA, Asien und Japan. Ende Juni soll ein neues Werk im sächsischen Freiberg mit 630 Arbeitsplätzen entstehen. Gerüchten zufolge soll die Erstnotiz von Siltronic bereits im März erfolgen. Zuletzt war Anfang November 2002 die Schweizer Erotic Media AG auf das Frankfurter Parkett gegangen.

Als Grund für die wieder erwachte Börsenbegeisterung in den Vorstandsetagen gilt die Entwicklung des Aktienmarktes mit einem Plus von rund 70 Prozent beim Dax allein im vergangenen Jahr. Zuvor hatte es eine rasante Talfahrt gegeben, die die Börsenkandidaten davon abgehalten hatte, ihre Anteilsscheine an Privat- und institutionelle Anleger zu verkaufen. Mithin hatte es 2003 zum ersten Mal seit 25 Jahren keinen „Initital Public Offering“ gegeben. 1999 und 2000 hatten mehr als 300 Unternehmen den erstenGang auf das Börsenparkett gewagt.

Im Juni kommt die Postbank

Der weitaus gewichtigste Börsengang dieses Jahres dürfte die Postbank werden. Die Aktien der Post-Tochter wird nach Angaben aus Bankenkreisen am 21. Juni erstmals notiert werden. Die Deutsche Post, zu der die Postbank gehört, will bis zu 49 Prozent ihrer Tochterfirma verkaufen. Post-Chef Klaus Zumwinkel rechnet mit einem Erlös von 2,5 bis drei Milliarden Euro. Die Postbank hat mit 11,5 Millionen Kunden den größten Publikumsstamm der Branche.

Bereits angekündigt hat seinen IPO der Transportkonzern Hapag-Lloyd, der zum Reisekonzern Tui gehört. Auch die Werkstattkette Auto Teile Unger (ATU) will sich frisches Geld besorgen. Über eine Kapitalerhöhung will auch Pro Sieben Sat 1 Kapital beschaffen. In den Vorbereitungen befindet sich auch der Handelskonzern Metro, der Teile seiner ertragsstarken Ketten Media-Markt und Saturn verkaufen will. Einen Termin hatte die Metro freilich noch nicht genannt. Genannt worden waren zuletzt auch Firmen aus der zweiten oder dritten Reihe, etwa der Erfurter Schaltkreishersteller X-Fab, der Sanitärarmaturen-Produzent Grohe, der Brillenkonzern Rodenstock oder das Pharmaunternehmen Hexal. Weitere große Platzierungen, die seit Jahren geplant sind, sind T-Mobile und der Stromkonzern Energie Baden-Württemberg (EnBW). Sie dürften 2004 aber wahrscheinlich nicht mit dabei sein.

Vorbereitet wird ein Börsengang von den Konsortialbanken eines Unternehmens. Sie prüfen den Emissionsprospekt eines Kandidaten und leiten die Zulassung zum Handel ein. Bei einer Notierungsaufnahme spricht man allerdings nicht von einem Börsengang, wie im Fall der Hypo-Vereinsbank, die 2003 ihr Gewerbeimmobiliengeschäft Hypo Real Estate abspaltete und an die Börse brachte.

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