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Der Unternehmer Claude Ritter gründete 2010 zusammen mit seinem Geschäftspartner Nikita Fahrenholz die Mobile-App Lieferheld, über die Menschen Fastfood nach Hause bestellen können.

© Daniel Bockwoldt/dpa

Firmengründungen: „Geldgeber sind stark auf E-Commerce fixiert“

Erst vermittelte er Fastfood, jetzt Putzfrauen: Der Unternehmer Claude Ritter (33) hat in Berlin mit einem Geschäftspartner gerade sein viertes Start-up auf den Markt gebracht. Der Schweizer erklärt im Interview, dass nicht nur Millionäre neue Unternehmen gründen können.

Herr Ritter, wie viele Millionen braucht man für ein Start-up?

Abhängig vom Geschäftsmodell brauchen Sie häufig gar nicht so viel Geld. Es hilft zum Beispiel, wenn Sie damit leben können, eine Zeit lang mal kein Top-Gehalt zu verdienen. Selbst bei Lieferheld – und da hatten wir den Massenmarkt im Fokus – reichte uns für den Start ein sechsstelliges Guthaben auf dem Konto. Größere Beträge kamen erst, als sich Erfolge abzeichneten und klar wurde, dass das Ganze tatsächlich sehr, sehr groß werden könnte.

Wie leicht ist es, in Deutschland ein Start-up zu gründen?

Die Gründung an sich ist natürlich relativ einfach. Aber in Deutschland ist es besonders schwierig, hoch innovative Unternehmen zu gründen. Zum Beispiel glaube ich nicht, dass das nächste Twitter, das nächste Facebook oder das nächste sonst wie revolutionäre Technologieunternehmen aus Deutschland kommt. Das liegt nicht daran, dass es zu wenige Talente oder zu wenig Unternehmergeist gibt, sondern an der Investorenlandschaft. Geldgeber sind hierzulande einfach sehr stark auf E-Commerce fokussiert.

Was heißt das denn?

Sie investieren in Online-Shops oder Serviceunternehmen. So etwas ist einfacher zu finanzieren, als wenn Sie sagen: Ich baue jetzt die intelligenteste Lösung, um automatisiert Börsenhandel zu betreiben. Wenn sie einen MIT-Abschluss haben, würden Sie so etwas in den USA sofort finanziert bekommen. Aber in Deutschland finden Sie keinen Investor dafür. Anstatt Innovation zu fördern, wird lieber auf Modelle gesetzt, die an anderen Orten bereits erfolgreich sind und bei denen der Businessplan schnelles Geld verspricht.

Gab es Ideen, die Sie deswegen schon verworfen haben?

Ja, natürlich. Ich habe ein Google-Spreadsheet, da sind bestimmt achtzig Sachen drauf, die ich gerne machen würde. Und wenn Sie in der Branche fragen: Fast jeder hat so etwas. Zum Beispiel könnte man eine App bauen, die automatisch entscheidet, welche Anrufe aufgezeichnet werden sollen. Solche Dinge sieht man die ganze Zeit.

Aber wir arbeiten im Schnitt auch schon von morgens um neun bis nachts um eins an einem Projekt. Und mehr als eine Sache vernünftig zu machen, geht einfach nicht.

Im Interview sagt Ritter irgendwann, wir müssten aufhören über seine vielen neuen Ideen zu reden – „sonst platzt mir der Kopf“.

Das Interview führte Julia Kilian.

(dpa)

Julia Kilian

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