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Wirtschaft: Fischerei vor dem Kollaps

Eine neue EU-Kontrollbehörde will illegale Fangflotten dingfest machen und die Meere schützen

Vigo - Der europäischen Fischereiwirtschaft droht angesichts der Überfischung in vielen Gewässern der Zusammenbruch. Besonders betroffen seien der rote Thunfisch im Atlantik und im Mittelmeer sowie die Kabeljaubestände in der Nord- und Ostsee, sagte Fernando Crucio, Direktor im spanischen Fischereiministerium, am Wochenende bei der Einweihungsfeier der Europäischen Fischereiaufsichtsagentur (CFCA) am neuen Sitz in der spanischen Hafenstadt Vigo. „Wir riskieren einen Kollaps“, warnte Crucio. Die Agentur will mit den Mitgliedstaaten eine besser koordinierte und schärfere Kontrolle der Fangflotten erreichen, um Schwarzfischer dingfest zu machen.

„Irgendwann werden sich die Fischbestände nicht mehr erholen können“, warnte CFCA-Verwaltungschef Marcelo Vasconcelos. „Das ist ein Teufelskreis.“ Allein in den vergangenen zehn Jahren seien die Thunfischbestände im Atlantik und im Mittelmeer um rund 30 Prozent gesunken. „Das ist ein dramatischer Rückgang“. Die EU-Kommission hatte Mitte Juni angeordnet, den industriellen Fang von Thunfisch vorerst einzustellen, die Fangquote für den Kabeljau wurde begrenzt.

Doch viele Fischer halten sich nicht daran. Der Wettbewerb auf dem Fischmarkt ist hart, zudem machen die hohen Treibstoffpreise den Fischern zu schaffen – viele fischen daher mehr als sie dürfen, um ihr Einkommen zu sichern. Nach Angaben des World Wide Fund for Nature (WWF) wird rund ein Drittel des weltweiten Fischfangs illegal aus dem Meer gezogen.

Ziel der Agentur sei es nun vor allem, die Überfischung der Bestände zu verhindern, betonte EU-Fischereikommissar Joe Borg. Dazu koordiniert die Agentur die Zusammenarbeit der nationalen Kontrollen und Inspektionen. Um wirksam zu arbeiten, fordert die Agentur aber auch höhere Strafen für die Schwarzfischer sowie mehr Personal für Kontrollen. „Hohe Strafen können zumindest Wiederholungen verhindern“, sagte CFCA-Chef Harm Koster. Auch müssten die EU-Mitgliedstaaten enger zusammenarbeiten.

Dass die Agentur ihren Sitz in Vigo hat, ist kein Zufall. In der westspanischen Stadt befindet sich der größte europäische Fischereihafen. 41 Mitarbeiter aus 15 EU-Ländern arbeiten für die Aufsichtsbehörde. dpa

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