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Wirtschaft: Fließende Visionen

Ich will nur einen Kaffee, aber der Kellner spricht keine meiner Sprachen. Dabei hat mir ein Brief schon die Laune verdorben: 15 Prozent mehr Büromiete für die nächsten zwölf Monate.

Ich will nur einen Kaffee, aber der Kellner spricht keine meiner Sprachen. Dabei hat mir ein Brief schon die Laune verdorben: 15 Prozent mehr Büromiete für die nächsten zwölf Monate. Wüstenstaub liegt auf der Zunge. Was will ich hier bloß? Und was wollen all die anderen?

Volker Schmits zum Beispiel. Der Anwalt saß in seinem Büro in München, draußen war es kalt. Er sah CNN, und da warb Dubai mit dem Slogan: „Wo die Visionen frei fließen.“ Das gefiel ihm. „Vier Tage später saß ich im Flugzeug, eine Hand voll Bierkrüge als Gastgeschenke in der Reisetasche.“ Jetzt ist er Partner einer Kanzlei in Dubai und baut profitable juristische Brücken zwischen Arabien und Europa.

Oder Hamid, der Gebrauchtwagenhändler. „1995 war ein ganz schlechtes Jahr in Bagdad“, erzählt er. Seine Schwester war schon nach Neuseeland ausgewandert, der Bruder nach Kanada, der Cousin nach Syrien. „Ich hatte 5800 Dollar und meinen alten Mercedes, als ich über den Landweg in Dubai ankam.“

Von dieser dünnen Ausgangslage ist in seinem Betrieb nichts zu spüren. Rechts in einer akkuraten Reihe vier Bentleys, daneben zwei Ferraris, gegenüber die Hummer-Geländewagen, vier S-Klassen und ein Aston Martin sowie ein Lamborghini.

Kinderkram für Nasir Sabakhan, den Finanzstrategen. Geboren in Karatschi, erste Sporen an der Wall Street, seit einem Jahr in Dubai. Wie er hergeraten ist? Leider kann er es nicht erzählen. „Ich muss jetzt zum Flughafen. Heute Abend habe ich Verhandlungen in Kasachstan. Es geht um eine halbe Milliarde Dollar. Morgen bin ich wieder da.“

Der Autor (45) betreibt eine Medienfirma in Dubai und lebt abwechselnd dort und in Berlin.

ein Geschäftsmann

aus Berlin, erzählt von Arabien

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