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Wirtschaft: Flucht aus der T-Aktie

Das Papier verliert nach der Gewinnwarnung zeitweise 6,5 Prozent. Zweifel am Management werden laut

Berlin - Die zweite Gewinnwarnung der Deutschen Telekom innerhalb von nur sechs Monaten hat die Aktie des Unternehmens abstürzen lassen. Am Montag verlor die T-Aktie zunächst bis zu 6,5 Prozent und erholte sich im Handelsverlauf nur leicht. Zum Schluss kostete die Aktie 13,60 Euro – ein Minus von vier Prozent. Über das Wochenende schrumpfte der Wert der Telekom damit um fast 2,5 Milliarden Euro. Telekom-Chef René Obermann hatte am Sonntag überraschend angekündigt, dass das Unternehmen im laufenden Jahr das prognostizierte Ergebnis wohl um bis zu 1,2 Milliarden Euro verfehlen könnte. Nun geht die Telekom davon aus, vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen und ohne Sondereinflüsse ein Ergebnis (Ebitda) von 19 Milliarden Euro erzielen zu können.

Als Grund für die Senkung der Prognose nannte der Konzernchef, dass die Telekom stärker als erwartet unter der zunehmenden Konkurrenz zu leiden habe. Mehr als zwei Millionen Kunden haben ihren Telekom-Anschluss im vergangenen Jahr gekündigt. Außerdem sind auch die Preise im Mobilfunk erheblich unter Druck geraten. Daher will Obermann mehr Geld als bisher angekündigt in Marketing, Vertrieb und Service investieren, um den Kundenschwund im Festnetz zu bremsen und die Marktführerschaft im Mobilfunk zu verteidigen.

Analysten und auch Investoren zeigten sich überrascht von Zeitpunkt und Ausmaß der Gewinnwarnung. Einige äußerten auch Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Managements. Denn immerhin war Obermann bei der letzten Prognoseänderung im August 2006 ebenso Mitglied des Telekom-Vorstands wie Finanzchef Karl-Gerhard Eick.

„Es macht einen schon stutzig, dass die Telekom die Gewinnwarnung mit dem überraschend starken Wettbewerb begründet“, kritisierte Jürgen Kurz, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Den kennt jeder aus eigener Erfahrung und es wundert mich, dass sich das im Telekom-Vorstand noch nicht herumgesprochen haben soll.“ Auch Obermanns Vorgänger habe bereits eine Service- und Dienstleistungsoffensive angekündigt und sei bei der Planung zu optimistisch gewesen. „Die Qualität eines Vorstands zeigt sich in seiner Prognosesicherheit“, sagte Kurz dem Tagesspiegel. Es sei bekannt, dass die Telekom ein Kostenproblem habe und auch sonst nicht der billigste Anbieter am Markt sein könne. Es sei daher richtig, wenn das Unternehmen auf die Verbesserung des Services setze. „Hier hat die Telekom eine Riesenchance, denn auch alle Wettbewerber haben im Service erhebliche Probleme. Es gibt viele frustrierte Kunden, die die Telekom zurückgewinnen könnte“, sagte Kurz. „Aber das schafft sie bisher leider nicht.“

In den Augen einiger Analysten ist der Zeitpunkt für die Gewinnwarnung jedoch nicht ungünstig. Sie erhöhe die Flexibilität des Vorstands und stärke die Verhandlungsposition des Managements gegenüber den Arbeitnehmervertretern. Die Telekom möchte einen Teil ihrer Mitarbeiter in eine Servicegesellschaft auslagern und dabei auch Personalkosten sparen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi kündigte am Montag erneut massiven Widerstand an, sollte die Telekom ihre zunehmenden Wettbewerbsprobleme auf dem Rücken der Mitarbeiter austragen. Der Konzern wolle den Aktionären für 2006 weiterhin eine Dividende mindestens auf Vorjahresniveau zahlen, zugleich werde der Druck auf die Beschäftigten erhöht, kritisierte Verdi-Bundesvorstand und Telekom-Aufsichtsratsvize Lothar Schröder. Die Telekom bewege sich auf einen Konflikt mit Verdi zu, warnte er.

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