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Wirtschaft: Flucht ins Gold

Der Preis für das Edelmetall steigt – der Krieg ist nur eine Ursache

Der schwelende Konflikt mit dem Irak und der drohende Krieg haben das Gold nach einem drastischen Wertverfall in den 90er Jahren bei vielen Anlegern wieder salonfähig gemacht. Denn das Edelmetall gilt seit Jahrhunderten als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten. Das hat sich auch im neuen Jahrtausend nicht geändert. Aber auch ohne Krieg dürfte der Aufwärtstrend, der seit Mitte 2001 anhält und damit schon vor den Anschlägen vom 11. September einsetzte, weiter stabil bleiben.

Innerhalb der vergangenen anderthalb Jahren hat der Preis je Feinunze des Edelmetalls bereits um fast 50 Prozent auf rund 360 Dollar zugelegt. „Wir erwarten, dass sich der Goldpreis in diesem Jahr zwischen 330 und 380 Dollar bewegen wird“, sagt Michael Blumenroth, Edelmetallhändler der Deutschen Bank. Noch optimistischer ist Wolfgang Wilke, Rohstoffexperte der Dresdner Bank. Er geht davon aus, dass der Goldpreis die Marke von 400 Dollar überwindet – „auch ohne Krieg“.

Dabei engagieren sich vor allem institutionelle Anleger wie Fonds am Goldmarkt, sagt Wilke. Private Investoren, die am Bankschalter Goldmünzen oder -barren kaufen, machen nur einen kleinen Anteil aus.

Mehrere Faktoren sprechen aus Sicht von Blumenroth für eine weitere Erholung. Rein charttechnisch – und darauf achten besonders die Fonds – habe es bei 330 Dollar ein deutliches Kaufsignal gegeben. Wichtiger noch: Zurzeit sei das Angebot auf den Märkten sehr knapp, und das werde sich wahrscheinlich nicht so schnell ändern. Denn die wichtigsten internationalen Notenbanken haben sich im Washingtoner Abkommen vom September 1999 darauf verständigt, bis Ende 2004 nicht mehr als 400 Tonnen Gold pro Jahr aus den Reserven zu verkaufen.

Außerdem könne eine Parallele gezogen werden zwischen einem schwächeren Dollar und höheren Goldpreisen, sagt Blumenroth. Das Edelmetall werde in Dollar notiert und so für Käufer zum Beispiel aus Ländern, deren Währungen wie der Euro gegenüber dem Dollar zugelegt haben, verhältnismäßig billiger – trotz höherer Notierungen. Gleichzeitig werde der Goldabbau bei einem schwächeren Dollar für die Produzenten weniger attraktiv. Dadurch verknappt sich das Angebot und die Preise steigen weiter, sagt Blumenroth. Weshalb die Produzenten auf noch höhere Preise hoffen und ihr Gold von den Märkten zurückhalten.

Wolfgnag Wilke von der Dresdner Bank verweist auch auf die niedrigen Zinsen. Wenn sich ein Anleger zum Beispiel in Japan zwischen einem Prozent Zinsen bei einer Bank, der er wegen zahlreicher Skandale nicht mehr vertrauen könne, und Gold entscheiden müsse, dann sei die Wahl einfach. Auch von dem Vertrauensverlust gegenüber Aktien profitiere Gold.

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