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Wirtschaft: Flugabfertigung in Berlin vor der Pleite

1500 Jobs in Tegel und Schönefeld gefährdet / Arbeiter sollen auf Lohn verzichten

Berlin - An den Berliner Flughäfen sind die beiden Gesellschaften, die die Bodenabfertigung betreiben, in eine schwere Schieflage geraten. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi teilte am Dienstag mit, dass nun Notlagen-Tarifverhandlungen für die beiden Unternehmen Globe Ground Berlin und deren Tochter Ground Service International (GSI) geführt würden. Bedroht seien rund 1500 Arbeitsplätze in Tegel und in Schönefeld. Der Flugbetrieb sei aber nicht gefährdet, hieß es.

„Der Arbeitgeber ist auf uns zugegangen und hat um Verhandlungen gebeten“, sagte Verdi-Luftverkehrsexperte Michael Walter dem Tagesspiegel. Die Gewerkschaft sei dazu bereit, an einer Lösung mitzuarbeiten – „aber nicht bedingungslos und auch nicht zu den bisher genannten Bedingungen“.Von Arbeitgeberseite würden bisher hohe Lohneinbußen gefordert, sagte er.

Nach Ansicht von Verdi ist die Flugabfertigung am Boden vor allem durch die geringeren Gebühren unter Druck geraten, die die Billigflieger ausgehandelt haben. Dieses Segment ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen, der größte Anbieter ist Easyjet am Standort Schönefeld. Insbesondere zu deren Abfertigung wurde die GSI als Ableger von Globe Ground gegründet. Die Einkommen der dortigen Beschäftigten liegen um zehn Prozent niedriger als bei der Muttergesellschaft. Hauptanteilseigner beider Firmen ist die Berliner Flughafengesellschaft, die wiederum den Ländern Berlin und Brandenburg sowie dem Bund gehört. Nach Easyjet machen nun weitere Fluglinien wie Air Berlin und der Marktführer Lufthansa in der Gebührenfrage Druck und verlangen niedrigere Preise für den Service am Boden.

Zur Rettung von Globe Ground und GSI soll Verdi zustimmen, dass die Löhne um 20 Prozent gedrückt werden. Auf diesem Niveau sollen sie dann bis 2012 eingefroren werden. Das lehnt die Gewerkschaft aber ab und fordert „die Einhaltung tariflicher Standards und eine Sicherung der Arbeitsplätze“. Ebenfalls eine Absage erteilt sie einer möglichen Aufgliederung oder einem Verkauf von Globe Ground an private Investoren.

Für den kommenden Freitag seien Verhandlungen angesetzt, sagte Verdi-Luftverkehrsexperte Walter. Grundsätzlich möglich seien Warnstreiks, geplant seien sie aber derzeit nicht.„Wir wollen kein Drohszenario vor Weihnachten aufbauen.“ Zur Hauptreisezeit solle nicht für Unruhe gesorgt und die wachsende Anziehungskraft Berlins auf Touristen beschädigt werden. Als letztes Mittel behalte sich die Gewerkschaft aber Streiks vor.

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