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Wirtschaft: Flugbegleiter bekommen mehr

Lufthansa und Gewerkschaft einigen sich: höhere Gehälter, aber weniger Geld am Ende der Karriere.

Wiesbaden - Eine Erhöhung der Gehälter plus Einmalzahlung für 2012, Bestandsschutz für die Mitarbeiter, keine Kündigungen bis Ende 2014, Verzicht auf Leiharbeiter bis 2016, höhere Einstiegs-, aber niedrigere Endgehälter für neue Mitarbeiter und mehr Flexibilität – das sind die Kernpunkte des Tarifabschlusses, den die Lufthansa und die Flugbegleitergewerkschaft Ufo nach der Schlichtung des ehemaligen Wirtschaftsweisen Bert Rürup gefunden haben. „Zähneknirschend“ hätten beide Seiten seinem Vorschlag zugestimmt, sagte Rürup am Dienstag in Wiesbaden. Jetzt müssen noch die Ufo- Mitglieder dem Schlichterspruch in einer Urabstimmung zustimmen.

„Mit der Annahme haben beide Seiten den gordischen Knoten durchschlagen“, sagte Rürup. Das Ergebnis führe zu einer ausgewogenen Strukturreform. „Sie macht die Lufthansa dauerhaft wettbewerbsfähig, ist sozial ausgewogen und bietet dem fliegenden Personal Zukunftssicherheit.“ Baublies zufolge waren die seit dem 10. September laufenden Schlichtungsgespräche sehr schwierig, weil Lufthansa in dieser Zeit beschlossen habe, den innereuropäischen Verkehr abgesehen von Frankfurt und München an Germanwings zu übertragen. Peter Gerber, Personalvorstand der Lufthansa, machte die Krise der europäischen Luftfahrt, die Luftverkehrssteuer und das Nachtflugverbot in Frankfurt für die schwierigen Verhandlungen mit verantwortlich. „Es gab keinen Spielraum mehr. Insofern ist der Kompromiss für uns schmerzhaft in einer Zeit, in der die Passagiersparte deutliche Verluste schreibt.“ Positiv sei die lange Laufzeit des Tarifvertrages bis Ende 2014. „Jetzt können wir gemeinsam nach vorne blicken und uns voll dem Wettbewerb zuwenden.“

2013 kostet der Abschluss die Lufthansa nach Angaben von Rürup brutto rund 33 Millionen Euro. Allerdings gibt es auch Entlastungen, etwa dadurch, dass die Einstufung in höhere Gehaltsstufen für ein Jahr ausgesetzt und zugleich ein flexibles Arbeitszeitmodell eingeführt wird, mit dem Arbeitszeit und Gehälter um bis zu fünf Prozent gekürzt werden können. Längerfristig ergeben sich für Lufthansa Einsparungen dadurch, dass die Gehälter der Flugbegleiter über die Jahre wesentlich langsamer steigen und das Endgehalt um rund 15 Prozent niedriger liegt als in der derzeit noch gültigen Gehaltstabelle.

Die 18 000 Flugbegleiter wahren den Besitzstand. Sie erhalten für 2012 im Dezember eine Einmalzahlung von 320 Euro. Die Gehälter steigen ab 1. Januar je nach Gehaltsstufe um 50 bis 100 Euro. Betriebsbedingte Kündigungen sind bis Ende 2014 ausgeschlossen. Dieser Bestandsschutz gilt auch für die Flugbegleiter, die sich freiwillig für einen Wechsel zu Germanwings entscheiden. Auf veränderte Gehaltsstrukturen müssen sich Flugbegleiter einstellen, die neu zur Lufthansa kommen. Sie verdienen zu Beginn mehr, aber die Endgehälter sind niedriger. Das Einstiegsgehalt für einen Flugbegleiter liegt künftig bei 1670 Euro nach bislang 1533 Euro. Als Höchstgehalt sind aber dann nach 23 Jahren nur noch 3700 Euro erreichbar. Bislang sind es 4400 Euro nach 24 Jahren . Rolf Obertreis

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