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Stewardess

© Thilo Rückeis

Flugbegleiter: Flexibel, nett, mindestens 1,65

Air Berlin informiert über den Beruf des Flugbegleiters: Von Glamour fehlt dabei jede Spur.

Berlin - Robert De Niros Ex-Frau war eine, genauso wie die neue Emma-Chefin Lisa Ortgies, Jeanne-Claude Christo und die Chefin der hessischen SPD, Andrea Ypsilanti. Und natürlich Sabine Christiansen. Stewardess, der Traumberuf vieler junger Mädchen. Das hatte viel mit Glamour und der großen Welt zu tun. Immerhin flog früher meist nur, wer auch das entsprechende Kleingeld zur Verfügung hatte. Und heute? In Zeiten der Billigflieger wirkt das Bild der schönen unterkühlten Frau an Bord ziemlich altmodisch. Fliegen ist demokratischer geworden, sagen die einen. Für die anderen hat es an Glanz verloren.

Die Agentur für Arbeit in Potsdam, die Berliner Flughäfen und die Fluggesellschaft Air Berlin haben an diesem Mittwoch zur Jobmesse für Flugbegleiter in die „Airportworld“ eingeladen. 216 Interessenten sind gekommen, unter ihnen auch viele Männer. Ihr Alter schwankt zwischen 18 und 50 Jahren. „Wir haben keine Altershöchstgrenze, im Gegenteil, wir sind gerade auch an reiferen Bewerbern sehr interessiert. Dann können Sie den Passagieren an Bord vielleicht auch interessante Geschichten erzählen“, sagt Marco Priller, als stellvertretender „Cabin Manager“ verantwortlich für die rund 1600 Flugbegleiter, die für Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft arbeiten.

Viele sind eher durch Zufall auf diesen Termin aufmerksam geworden, zum Beispiel Diana Thoms. Die 24-Jährige aus Rostock, gelernte Mediengestalterin, ist seit dem Ende ihrer Ausbildung im Sommer arbeitslos. Durch Zufall hat sie in einer Zeitung von dieser Veranstaltung gelesen. „Da ich mich neu orientieren will und muss, kam mir das gerade recht“, sagt sie. Immerhin, das Interesse an der Fliegerei ist bei ihr nicht ganz neu: „Ich habe mich schon einmal für die Ausbildung als Pilotin beworben, aber das wurde leider nichts.“ Die Anforderungen Air Berlins erfüllt sie: sie ist größer als 1,65 Meter, und Englisch ist für sie „kein Problem“. Jetzt träumt sie davon, „die Welt zu sehen“. Und in die marineblaue Air-Berlin-Uniform zu schlüpfen. „Die ist so feminin, einfach chick.“

Isabel Müller hat Marco Priller bei seiner Power-Point-Präsentation genau zugehört und danach auch neugierig nachgefragt. „Ich will mich unbedingt bewerben“, sagt die hübsche Fachabiturientin. Allerdings war sie über eine Botschaft enttäuscht: In Berlin, so sagt Priller, gebe es derzeit keine offenen Stellen. Dagegen würden in Hamburg, Hannover, Stuttgart, Frankfurt, Zürich und München im kommenden Jahr bis zu 250 Arbeitsplätze neu besetzt. Von zuhause wegziehen? Isabel kann sich das immerhin vorstellen.

„Sie müssen vor allem flexibel und belastbar sein“, mahnt Priller die Kandidaten. „Wir werden von Ihnen erwarten, dass sie im Notfall innerhalb von 50 Minuten einsatzbereit vor Ort sind.“ Höchstens 50 Kilometer dürfen Flugbegleiter daher von ihrem Heimatflughafen entfernt leben, Führerschein und Auto sind Voraussetzung für eine Bewerbung. Und Priller warnt vor Illusionen. „Vergessen Sie den Traum, dass sie nach einem Langstreckenflug eine Woche lang in Kuba am Strand liegen können. Das wird es bei uns nicht geben.“ Air Berlin fliegt derzeit nur innerhalb von Europa, auch der Kauf des Düsseldorfer Ferienfliegers LTU wird daran für die Anwesenden nichts ändern: Am Mittwoch werden nur Flugbegleiter für Air Berlin selbst gesucht.

Daniel Janczuk macht das nichts aus. „Das Tolle ist doch, dass man sehr viel reist und dabei viele neue Leute kennen lernt“, sagt der 26-Jährige. „Ob das dann nur in Europa ist oder woanders, ist doch egal.“ Daniel hat bei seiner Ausbildung zum Luftverkehrskaufmann schon Flughafen-Luft geschnuppert. „Unsere Ausbildung war zum Teil ganz ähnlich. Ich weiß genau, was da auf mich zukommt.“ Das Wichtigste in diesem Beruf ist für den Erfurter mit dem leicht polnischen Akzent, dass man Zufriedenheit ausstrahlt und Energie weiter gibt. Das traut er sich zu, ihm mache es Spaß, mit Menschen zu sprechen und sie zu bedienen.

Genau das ist es, was Priller und seine Kollegen bei Air Berlin suchen. „Sie müssen Spaß am Service und an der Dienstleistung haben, wenn Ihnen der verloren geht, sollten Sie sich nach einem anderen Job umschauen.“ Dass es nicht immer einfach sein wird, die gute Laune zu bewahren, das ahnen die Zuhörer schon nach Prillers Vortrag über Sicherheitsvorkehrungen, Flugtauglichkeitsuntersuchung und Deeskalationsstrategien. Von Glamour und der großen weiten Welt ist am Mittwoch in Schönefeld eher wenig zu spüren.

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