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Wirtschaft: Fluggäste sollen besser entschädigt werden Preise für Tickets könnten bei einigen Gesellschaften steigen

Berlin (fw/anw). Fluggäste sollen künftig besser entschädigt werden, wenn sie ihre Maschine wegen Überbuchung nicht nehmen können.

Berlin (fw/anw). Fluggäste sollen künftig besser entschädigt werden, wenn sie ihre Maschine wegen Überbuchung nicht nehmen können. Das Europäische Parlament hat dieser Richtlinie am Donnerstag zugestimmt. Bei vielen Fluggesellschaften stößt die neue Regel jedoch auf Kritik. Während sich Billigflieger wie Ryanair davon nicht betroffen fühlen, weil sie angeblich nicht überbuchen, befürchten die Lufthansa und Anbieter von Pauschalreisen höhere Kosten. Die Association of European Airlines (AEA) schätzt, dass die Kompensationen für gestrichene Flüge mit bis zu 30 Millionen Euro zu Buche schlagen. Laut Lufthansa könnten dadurch die Preise für Flugtickets steigen.

Dem Beschluss des Europäischen Parlaments zufolge erhalten überbuchungsgeschädigte Reisende eine Kompensation von 250 Euro bei Kurzstrecken bis 1500 Kilometern. Bei Flügen zwischen 1500 und 3500 Kilometern bekommen Passagiere 400 Euro ersetzt, ab 3500 Kilometern gibt es dann 600 Euro. Bisher waren maximal 300 Euro Entschädigung vorgesehen. Ebenfalls neu: Die Fluggesellschaften sind verpflichtet, bei Verspätungen Erfrischungsgetränke und Essen anzubieten. Sitzen die Passagiere über Nacht am Flughafen fest, müssen die Fluglinien die Übernachtung im Hotel bezahlen. Damit die Richtlinie EUGesetz wird, müssen die europäischen Verkehrsminister noch zustimmen – in EU-Kreisen gilt dies als sicher. Im Herbst könnte die Regel in Kraft treten.

Anders als bisher gelten die Entschädigungen nicht nur für Linienflüge, sondern auch für Charterreisen. Der Deutsche Reisebüro und Reiseveranstalter-Verband (DRV) befürchtet daher neue Belastungen. „Wir werden auf jeden Fall höhere Kosten haben“, sagte DRV-Hauptgeschäftsführer Jochen Martin dem Tagesspiegel. Pauschaltouristen seien schon über das Pauschalreiserecht abgesichert – jetzt gebe es eine doppelte Belastung für die Veranstalter.

Der Billiganbieter Ryanair hingegen sieht für sich keine Probleme. „Wir sind die einzige große Airline, die nicht überbucht“, erklärte Pressesprecher Paul Fitzsimmons. Die neue Kompensationsregelung habe daher keine Auswirkung auf das Unternehmen. Auch ein Sprecher von Germanwings sagte: „Wir überbuchen nicht.“ Anders als die Liniengesellschaften verkaufen die Billigflieger je Platz angeblich nur ein Ticket - das verfällt allerdings, wenn man die Reise nicht antritt.

Anders die Lufthansa: Sie will an ihrer Überbuchungs-Praxis festhalten. „Pro Jahr erscheinen rund fünf Millionen Passagiere nicht am Terminal“, erklärt Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty. „Dank der zu viel verkauften Tickets haben 900000 Fluggäste noch einen Platz bekommen.“

Verbraucherschützer haben wegen Überbuchungen jedoch zahlreiche Beschwerden erhalten. Ihnen geht der Parlamentsbeschluss deshalb nicht weit genug. „Die Kompensation ist zu niedrig“, sagt Caroline Hayat von der Dachorganisation der europäischen Verbraucherverbände BEUC. „Die Fluggesellschaften haben so keinen Anreiz, ihre Überbuchungspolitik zu ändern.“ Nach einer Schätzung von EU-Verkehrskommissarin Loyola de Palacio sitzen in Europa jährlich 250000 Fluggäste wegen Überbuchung am Flughafen fest.

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