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© dpa

Fluggesellschaft: Air Berlin verschluckt sich

Der Gewinn bricht um 80 Prozent ein, weil die Eingliederung von LTU mehr kostet als gedacht. Die Aktie ist so wenig wert wie nie.

Berlin - Die Eingliederung von LTU kommt Air Berlin teurer als erwartet. Der Gewinn der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft schmolz im vorigen Jahr um knapp 80 Prozent auf rund elf Millionen Euro zusammen, während der Umsatz um mehr als 60 Prozent auf 2,54 Milliarden Euro stieg. Auf diese Nachricht stürzte der Aktienkurs am Mittwoch um 11 Prozent auf das Allzeittief von 8,39 Euro und notierte am Nachmittag nur leicht erholt bei 8,70 Euro.

Aus dem Unternehmen heißt es, vor allem ein Systemproblem in den Buchungssystemen von Air Berlin und LTU habe zu dem Gewinneinbruch geführt. Während Air Berlin Einzelstrecken erfasse, habe LTU Hin- und Rückflüge jeweils als einen Posten registriert. Da aber LTU-Mittelstreckenflüge über Air Berlin gebucht werden, sei das Sitzplatzangebot künstlich aufgebläht worden. Im November und Dezember seien die Flugzeuge daher zum Teil nur halb ausgelastet gewesen. Das Problem sei nicht vorher absehbar gewesen, aber inzwischen behoben.

Auch das operative Ergebnis vor Steuern und Zinsen sank um mehr als 60 Prozent auf 21,5 Millionen Euro. Es wurde „durch Einmalaufwendungen aus der verzögerten LTU-Integration“ und wegen EDV-Problemen mit einem zweistelligen Millionenbetrag belastet, wie es offiziell hieß. Den vollständigen Abschluss legt Air Berlin am 31. März vor. Vorstandschef Joachim Hunold gab sich bereits zuversichtlich. „Mit der LTU-Integration sind wir jetzt auf einem guten Weg“, erklärte er in Berlin. Die vorläufigen Zahlen entsprächen nicht den Erwartungen, doch sehe er für 2008 Anlass für Optimismus. Auslastung und Erlöse seien inzwischen erheblich gestiegen. „Auch die aktuelle Buchungslage ist erfreulich.“

Am Aktienmarkt kamen die LTU-Probleme nicht gut an. „Das sieht man, was das für ein Laden ist. Qualität ist etwas anderes“, sagte Analyst Stefan Schöppner von der Dresdner Bank. Air Berlin wolle ja nach DBA und LTU auch noch Condor integrieren. „Der Führungsstil muss sich mit zunehmender Größe wandeln.“ Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler kritisierte, Air Berlin verfehle erneut die eigenen Erwartungen. „Bei einem Unternehmen, das noch nicht viel Börsenhistorie hat, stiftet das nicht gerade Vertrauen. Da kann man im Grunde jetzt alle Aussagen vergessen.“

Aktionäre von Air Berlin sind Turbulenzen gewohnt. Vor knapp zwei Jahren ging man mit einem Emissionspreis von zwölf Euro an die Börse. Auf dem Höhepunkt im Frühsommer 2007 notierten die Titel knapp über 20 Euro, brachen seitdem aber um mehr als die Hälfte ein.

Dass es bei der Eingliederung des Ferienfliegers LTU Probleme mit der EDV gibt, hatte Air Berlin schon vor drei Monaten mitgeteilt und die Belastungen auf einen unteren zweistelligen Millionenbetrag beziffert.

Im vergangenen Sommer hatte Air Berlin LTU übernommen, aber lange auf die Genehmigung warten müssen. Condor soll bis 2010 integriert werden. Dessen derzeitiger Eigentümer, der Touristik- und Warenhauskonzern Arcandor, steigt dafür im großen Stil über die Tochter Thomas Cook bei den Berlinern ein.

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