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Wirtschaft: Fluggesellschaften: Milliardeneinbußen

Die Terroranschläge in den USA hinterlassen bei den Luftfahrtgesellschaften weltweit tiefe Spuren. Zwar gab es am Freitag schon wieder vereinzelt Flüge aus den USA nach Europa, der Schock über die Attentate wird die ohnehin schwierige Lage der Branche aber noch verschärfen.

Die Terroranschläge in den USA hinterlassen bei den Luftfahrtgesellschaften weltweit tiefe Spuren. Zwar gab es am Freitag schon wieder vereinzelt Flüge aus den USA nach Europa, der Schock über die Attentate wird die ohnehin schwierige Lage der Branche aber noch verschärfen. "Die Anschläge mit entführten Linienmaschinen, das tagelange Flugverbot macht die Lage noch schwieriger", sagte William Gaillard, Sprecher beim Weltluftfahrtverband (Iata) in Genf dem Tagesspiegel. Die Angst vor sinkenden Gewinnen bei Fluggesellschaften haben denn auch die Aktien von Luftverkehrsgesellschaften am Freitag nach unten gedrückt: Die Lufthansa sank bis zum Börsenschluss um über elf Prozent auf 11,06 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit viereinhalb Jahren. Auch British Airways, die europäische Fluglinie mit dem größten Passagieraufkommen nach Nordamerika, musste drastische Kurseinbußen hinnehmen. Die Aktie fiel am Freitag an der Londoner Börse auf 180 Pfund, nachdem sie am Vortag noch bei 196 Pfund notierte.

Zum Thema Online Spezial: Terror gegen Amerika Umfrage: Haben Sie Angst vor den Folgen des Attentats? Fotostrecke I: Der Anschlag auf das WTC und das Pentagon Fotostrecke II: Reaktionen auf die Attentate Fotostrecke III: Rettungsarbeiten in New York Fotostrecke IV: Trauerkundgebung am Brandenburger Tor Chronologie: Die Anschlagserie gegen die USA Osama bin Laden: Amerikas Staatsfeind Nummer 1 gilt als der Hauptverdächtige Wie Iata-Sprecher Gaillard weiter sagte, habe der Luftfahrtverband schon vor den Terroranschlägen damit gerechnet, dass die Fluggesellschaften 2001 weltweit auf Grund der schwächeren Konjunktur zwischen fünf und sechs Milliarden US-Dollar weniger einnehmen würden. "Jetzt rechnen wir mit einem Rückgang bis zu zehn Milliarden US-Dollar." Allein die ausgefallenen Verbindungen in Folge der Flugverbote nach den Anschlägen würden in der Branche mit 350 Millionen bis zu einer Milliarde Dollar Verlust pro Tag veranschlagt, hieß es. Die höchsten Einbußen müssten nach Ansicht der Iata wohl die US-Fluglinien hinnehmen. Aber auch Britisch Airways, die rund 40 Prozent ihres Umsatzes mit der Nordatlantik-Linie macht, und andere internationale Airlines würden hart getroffen. Allein die Lufthansa musste seit den Anschlägen am Dienstag bisher mehr als 100 transatlantische Flüge streichen. 55 000 Passagiere waren betroffen. Jährlich befördert die Lufthansa auf der Nordatlantik-Strecke rund 4,6 Millionen Passagiere. Erst am späten Freitagabend teilte Lufthansa mit, von Sonnabend an wieder in die USA zu fliegen. Nachdem die US-Behörden die Wiederaufnahme des Flugverkehrs nach Amerika genehmigt hätten, werde ein Flugplan erstellt.

Auf zehn Millionen Dollar pro Tag schätzen Experten die derzeitigen Erlös-Ausfälle für die Lufthansa in Folge der bisherigen Streichungen von Nordamerika-Verbindungen. Nach Ansicht von Analysten werden die Terroranschläge die Lufthansa so sehr belasten, dass sie die nach dem Pilotenstreik im Frühjahr bereits drastisch zurückgeschraubte Gewinnprognose 2001 vermutlich verfehlen wird. Ernsthaft gefährdet sei das Unternehmen allerdings auf keinen Fall.

Die Lufthansa räumte bisher ein, dass sicherlich wegen vermutlich steigender Kosten und sinkender Einnahmen mit Ertragseinbußen zu rechnen sei. Es könne aber derzeit noch nicht gesagt werden, ob die bisherige Vorhersage nochmals nach unten korrigiert werden müsse. Auf 700 bis 750 Millionen Euro und damit um bis zu 30 Prozent musste Lufthansa bereits ihre eigene Schätzung für den operativen Gewinn 2001 zurückschrauben. Als Grund wurden Millionen-Kosten der Tarifauseinandersetzungen und -erhöhungen für die Piloten sowie die im Zuge der internationalen Konjunkturflaute rückläufige Nachfrage genannt.

Zunehmend schwierig wird die Lage für die ohnehin angeschlagene belgische Fluggesellschaft Sabena. Mehr als 20 Flüge seien bereits ausgefallen, die Verluste beliefen sich mittlerweile auf mehrere Millionen Euro, hieß es in Belgien. Das Unternehmen müsse neben den Einnahmeausfällen zusätzliche Kosten für Unterbringung, Rückflug und stornierte Tickets tragen.

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