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Maria Anna Muller

© promo

Flughafen Rostock: Die Ostsee soll es bringen

Der Flughafen Rostock-Laage ist schlecht ausgelastetet. Das zu ändern ist im strukturschwachen Mecklenburg-Vorpommern in jeder Hinsicht eine Herausforderung. Airport-Chefin Muller kämpft um jede Verbindung.

Rostock - Vermutlich würde Maria Anna Muller zur Not ihr letztes Hemd verkaufen, um das Geld in neue Flugverbindungen zu investieren. Die 50-Jährige ist seit knapp drei Jahren die einzige Frau, die einen deutschen Flughafen leitet. Am Rostock Airport in Laage keine leichte Aufgabe – und dennoch ein Traumjob.

Muller begann 1979 als Frachtagentin bei South African Airways am Frankfurter Airport. Zehn Jahre später landete sie bei Canadian Airlines und ärgerte sich über die Arroganz vieler Flugkapitäne. Prompt beschloss sie, in die Männerdomäne vorzudringen, belieh ihre Lebensversicherung mit 10 000 Mark und machte den Privatpilotenschein. Damit begann der Stress. Um die Kreditraten bezahlen zu können, putzte sie nach Feierabend bei einem Banker und kellnerte in einem Weinlokal.

Mit dem Einstieg der Fraport AG in Hahn wurde Muller 1998 Marketing-Chefin des Low-Cost-Flughafens im Hunsrück. Und dann kam 2007 die Anfrage, ob sie nicht selbst einen kleinen Flughafen übernehmen wolle. „Mir war klar, dass ich den Sprung in die erste Reihe jetzt machen musste.“ Von einem der großen westdeutschen Flughäfen war mit einem solchen Angebot nicht zu rechnen. Im Osten dagegen gebe es aufgrund der Position der Frauen in der DDR weniger Ressentiments gegen weibliche Führungskräfte.

Von Frauenquoten hält Muller dennoch nichts: „Die alten Seilschaften von komplexen Männerwelten lassen sich nicht damit aufbrechen“, sagt sie. „Die neue Generation von guten und sehr klugen Frauen wird das auch so schaffen.“

Der Job in Mecklenburg-Vorpommern ist in jeder Hinsicht eine Herausforderung. Am modernsten DDR-Militärflugplatz in Laage war nach der Wende neben dem fortlaufenden Flugbetrieb der Bundeswehr ein ziviler Verkehrsflughafen entstanden. 2005 hatte man ein riesiges Abfertigungsgebäude eröffnet, doch es fehlte an Passagieren. So erlebte die Chefin von knapp 80 Mitarbeitern gleich nach ihrem Amtsantritt einen Rückschlag. Der Ferienflugverkehr, auf den sie als Standbein setzen wollte, kam wegen der geringen Bevölkerungsdichte in Mecklenburg-Vorpommern nicht in Schwung. Auch der Linienverkehr nicht. Muller setzte dann auf anreisende Touristen. „Die Ostsee ist so trendy geworden, das ist meine Chance.“ Sie konnte den Billigflieger Germanwings für Strecken nach Köln/Bonn und Stuttgart gewinnen. Dennoch ging das Passagieraufkommen im Krisenjahr 2009 auf knapp 162 000 Passagiere zurück, 13 000 weniger als im Vorjahr.

Dieses Jahr soll dem defizitären Airport einen neuen Aufschwung bringen. So wird die Lufthansa Rostock mit ihrem Drehkreuz München verbinden und Helvetic aus Zürich Touristen an den Ostseestrand bringen. Zudem verlegt eine Flugschule der Lufthansa ihren Betrieb vom kroatischen Zadar nach Rostock. „Ich drehe jeden Cent um, um den Vorgaben meiner Gesellschafter gerecht zu werden“, sagt Muller. Als Schwäbin liege ihr das Sparen im Blut. Jeder Euro wird ins Marketing investiert. Flugverbindungen nach Holland und Skandinavien stehen ganz oben auf der Wunschliste.

Entspannung findet die Managerin im Cockpit einer Sportmaschine und beim Golfsport, den sie „sehr leidenschaftlich, aber auch sehr schlecht“ betreibt. Trotz aller Probleme hat die Airport-Direktorin ihren Optimismus nicht verloren. „Das Terminal hat eine Kapazität von einer Million Passagieren, und mein Plan ist, es voll zu machen – je schneller, desto besser“, sagt Muller. „Ich bin ein Energiebündel und gebe nie auf.“

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