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Wirtschaft: Flugzeugbauer Airbus will Werke ausgliedern

Möglicherweise zwei deutsche Standorte betroffen

München/Paris - Die Sanierung des Flugzeugherstellers Airbus nimmt Gestalt an. Das Management um Konzernchef Louis Gallois plant Unternehmenskreisen zu Folge die Auslagerung mehrerer Komponentenwerke aus dem Konzern. In Deutschland könnten davon die Werke in Nordenham und Varel betroffen sein. Insgesamt droht bis zu 5 000 Airbus-Beschäftigten in Deutschland die Verlagerung. Derzeit arbeiten über 19 000 Menschen vorwiegend in Norddeutschland für den Flugzeughersteller.

„Es sind noch keine Entscheidungen gefallen“, sagte ein Airbus-Sprecher am Hauptsitz Toulouse auf Anfrage. Airbus-Chef Louis Gallois will am 20. Februar sein Sanierungkonzept „Power8“ vorstellen. Dieses sieht vor, die Kosten bei dem Flugzeughersteller vom Jahr 2010 an um jährlich zwei Milliarden Euro zu drücken. Airbus-Vize Fabrice Brieger hatte Mitte Januar versichert, dass es wegen „Power 8“ keine Werkschließungen geben wird. Das Spektrum reiche von der Hereinnahme eines Partners bis zum vollständigen Verkauf.

Airbus steckt seit Monaten in einer tiefen Krise. Vor wenigen Tagen meldete der Mutterkonzern EADS dann erstmals rote Zahlen für seine wichtigste Konzerntochter. Die verspätete Auslieferung des Riesenairbus A380 kostet das Unternehmen in den kommenden Jahren mindestens fünf Milliarden Euro. Das Langstreckenflugzeug A350 muss für insgesamt zehn Milliarden Euro neu konstruiert werden. Die Sicherungen von Währungskursen laufen aus, die anhaltende Dollarschwäche frisst derzeit die letzten Erträge. Erzkonkurrent Boeing droht Airbus auf Jahre davonzuziehen.

Außerdem könnten nationale Gräben aufbrechen. Die britische Regierung droht bereits, der EADS Rüstungsaufträge zu entziehen, sollten Kompetenzen aus den britischen Airbus-Werken abgezogen werden. In Deutschland plant die IG Metall an den deutschen Standorten massive Protestkundgebungen für kommenden Freitag. „Wir sehen die Notwendigkeit der Sanierung“, sagt Horst Niehus, stellvertrender Betriebsratschef von Airbus-Deutschland. „Wir fürchten aber, dass größere Arbeitspakete aus Deutschland abgezogen werden könnten“, sagt der Belegschaftsvertreter. Jean-François Knepper, wie Niehus Co-Präsident des europäischen Betriebsrates von Airbus, warnt davor, die Belegschaften gegeneinander auszuspielen.

Die Airbus-Sanierung sieht eine massive Senkung der Fertigungstiefe vor. Airbus ist derzeit oft sein eigener Zulieferer, das vergrößert die Komplexität und führte bei der A380 ins Desaster. Künftig sollen große Systemzulieferer entstehen, die für die Endmontage ganze Baugruppen zusteuern. Vorbild ist der US-Konzern Boeing, der seinen derzeitigen Verkaufsschlager 787 mit Partnern aus mehreren Kontinenten fertigt. ali/fas (HB)

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