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Flugzeugindustrie: Airbus ruft nach dem Staat

Flugzeuge kosten viel Geld - zwei Drittel aller Maschinen werden deshalb über Kredite finanziert. Was aber, wenn die Banken mit den Darlehen knausern? Airbus-Chef Enders will Bürgschaften für Flugzeugkäufe und Kapital für Zulieferer.

Paris/München - Der Flugzeugbauer Airbus ruft nach Staatshilfen für die Luftfahrtindustrie. „Was wir brauchen, sind Ausfallbürgschaften für die Flugzeugkäufe unserer Kunden“, sagte Airbus-Chef Thomas Enders am Dienstag in Paris. „Für 2009 brauchen wir einen signifikanten Anstieg dieser Bürgschaften, hierzu haben wir gute Gespräche mit Regierungen und den Kreditversicherern“, sagte Enders.

Bei diesen Ausfallbürgschaften springt ein Kreditversicherer ein, wenn ein Kunde seine bestellten Flugzeuge nicht bezahlen kann. Bei den sogenannten Hermes-Bürgschaften übernimmt die Bundesregierung das Ausfallrisiko, die Abwicklung übernimmt die Allianz-Tochter Euler-Hermes. Diese Bürgschaften sollen den Export deutscher Firmen absichern. In Frankreich gibt es ein vergleichbares System. Industriekreisen zufolge strebt Airbus an, im kommenden Jahr 30 bis 40 Prozent der Auslieferungen mit Bürgschaften abzusichern. Das wäre ein doppelt so hoher Anteil wie üblich.

Rund zwei Drittel aller Flugzeugkäufe werden über Kredite finanziert. Da derzeit Banken die Kreditanforderungen verschärfen, könnten Kunden ihre Orders kurzfristig stornieren. Enders rechtfertigte den Ruf nach Staatsbürgschaften; so würde nicht nur Airbus selbst gestützt, auch die Zulieferer wären abgesichert.

Angesichts von neun Milliarden Euro an Barmitteln der Muttergesellschaft EADS will Airbus seinen Kunden verstärkt eigene Finanzierungsmodelle anbieten. „Derzeit beläuft sich das Volumen auf 1,2 Milliarden Dollar, den niedrigsten Stand seit 20 Jahren“, sagte Enders. 1998 hatten die Kundenfinanzierungen mit umgerechnet 6,1 Milliarden Dollar den Höchststand erreicht. „Wir haben also hier noch Luft“, so Enders.

Airbus sei auch bereit, seinen Zulieferern mit Krediten zu helfen. Daher arbeitet der Konzern mit der Bundesregierung an einem Hilfsfonds für die Zulieferindustrie. „Die Verhandlungen darüber laufen“, sagte Enders. Solche Fonds gibt es unter dem Namen Aerofund I und II seit 2005 bereits in Frankreich. Der Aerofund II verfügt über 75 Millionen Euro, soll aber auf mehr als 100 Millionen aufgestockt werden. Die Fonds geben mittelständischen Zulieferern Eigenkapitalspritzen, damit diese investieren können und so wettbewerbsfähig bleiben. Ähnliche Fonds sollen laut Enders auch in Spanien und Großbritannien entstehen.

„Die restriktive Kreditvergabe der Banken schafft Probleme bei den Zulieferern“, sagte ein Sprecher des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie in Berlin. Betroffen sei weniger die laufende Produktion, vielmehr gehe es um Investitionen in Zukuftsprojekte: So steht die Branche etwa vor einer Umstellung von Aluminium auf Kohlefaser als wichtigsten Werkstoff. Dafür würden neuen Produktionsanlagen benötigt.

Sollte sich die aktuelle Krise verschlimmern, erwägt Airbus, seine Produktion zu drosseln. „Derzeit können wir das nicht ausschließen“, sagte Enders. Analysten sehen aufgrund des hohen Auftragsbestandes EADS mit ihrer Tochter Airbus aber gut gerüstet für die Krise. Auch am Dienstag gab es beruhigende Nachrichten für Airbus: Die arabische Fluggesellschaft Al-Ittihad bestellte drei Airbus-Maschinen vom Typ 340-600 im Wert von 163 Millionen Euro. HB

Holger Alich, Markus Fasse

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