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Wirtschaft: Fonds-Manager Mark Mobius sieht dort gute Einstiegschancen und hält viele Internet- und Technologietitel für überbewertet

Der Aktienboom im vergangenen Jahr hat bei Anlegern überzogene Ansprüche entstehen lassen. "Investoren sollten ihre Erwartungen mäßigen, sonst werden sie enttäuscht sein", warnt Mark Mobius.

Der Aktienboom im vergangenen Jahr hat bei Anlegern überzogene Ansprüche entstehen lassen. "Investoren sollten ihre Erwartungen mäßigen, sonst werden sie enttäuscht sein", warnt Mark Mobius. "Es ist unmöglich, über Jahre hinweg solche Erträge zu erreichen." Der Schwellenbörsen-Guru der US-Investmentgesellschaft Templeton hält einen nachhaltigen Kurseinbruch an den internationalen Aktienbörsen zwar aktuell für unwahrscheinlich, weil viele Anleger im Moment säuberlich zwischen Aktien sogenannter traditioneller Sparten und heiß gelaufenen Technologie-Titeln trennten. "Wenn sich der Tech-Boom allerdings fortsetzt, kann das zum Problem werden", sagte er am Montag gegenüber dem Handelsblatt.

Die Kurse vieler Internet- und auch Technologietitel seien in den vergangenen Monaten zu stark gestiegen, weil ihre künftige Ertragsstärke zu optimistisch eingeschätzt wurde, sagte Mobius. Das heiße aber nicht, dass er Technologietitel generell ablehne. Mehr als 20 Prozent des von ihm verwalteten Vermögens in Schwellenbörsenfonds von insgesamt zwölf Milliarden Dollar stecke schließlich in Telekommunikationstiteln. "Man muss allerdings genau unterscheiden zwischen über- und unterbewerteten Aktien", meinte Mobius. Allein auf solche überbewerteten Titel hätten auch seine Kommentare in der vergangenen Woche abgezielt. Kommentare, die auch dazu beitrugen, dass die Börsen in schwere Turbulenzen gerieten. Als Anhänger der sogenannten Vale-Strategie sucht er preiswerte Aktien. Ausschlaggebend für ihn ist dabei neben dem Preis die erwartete künftige Ertragsstärke einer Firma mit Blick auf die nächsten fünf Jahre. Er akzeptiere nur Titel, die binnen fünf Jahren ein Gewinnwachstum von mindestens 20 Prozent erreichten, sagte Mobius. Für die Schwellenregionen bleibt der Fondsstratege optimistisch: "Die Erholung wird sich in diesem Jahr fortsetzen."

Von Februar 1999 bis Februar 2000 stieg der MSCI Emerging Markets um fast 100 Prozent. Vor allem die Ökonomien in Osteuropa und Asien entwickelten sich beachtlich. Besonders preiswert seien allerdings gerade Aktien in Brasilien, Mexiko und Südafrika. Für sehr preiswert hält er unter den ertragsstarken Telekomfirmen die mexikanische Telekomgesellschaft Telemex, die brasilianischen Tele Centro und Telecomunicacoes de Sao Paulo.

Wegen der Rohstoffpreis-Erholung mache auch die südafrikanische Bergbaufirma Anglo American gute Gewinne. Nach Sektoren setzt Mobius auch stark auf Banken. Sie profitierten erstens von der Renaissance der Schwellenländer-Ökonomien, investierten zweitens in Technologie und durch Übernahmen entstünden drittens mitunter Weltklassehäuser. Stolz ist Mobius über seine Fondsperformance, auch wenn eines seiner Flaggschiffe, der mehrere Milliarden Dollar schwere Templeton Emerging Markets Fund, mit knapp 70 Prozent in den zwölf Moanten bis Ende Februar den Verlgeichsindex nicht schlagen konnte. "Wir sind froh, dass wir der Masse nicht folgen, sonst würden wir auch langfristig unterperformen", meint er. Die Indizes seien so stark gelaufen, weil viele teure Titel gekauft hätten. Deutsche Anleger eigneten sich nach Ansicht des 64-jährige Sohn eines Deutschen und einer Südamerikanerin übrigens zum Aktionär: "Sie sind geduldig und reiten nicht auf jeder Welle."

Anke Rezmer

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