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Wirtschaft: Fondskrise verprellt Kunden

Viele Anleger wollen klagen oder wechseln

Die Kunden sind sauer, die Fondsbranche ist entsetzt. Die Deutsche Bank hat es geschafft, nicht nur 400 000 Anleger vor den Kopf zu stoßen, sondern auch noch eine Massenflucht aus offenen Immobilienfonds auszulösen. Und weil einige Kunden von ihren Beratern vorab informiert worden sind, werfen andere Kunden der Bank vor, eine Zweiklassengesellschaft bei ihren Klienten zu betreiben.

Stein des Anstoßes ist der offene Immobilienfonds Grundbesitz-Invest der Deutsche-Bank-Tochter DB Real Estate. Mit Wirkung vom 12. Dezember 2005 wurde dieser Fonds geschlossen – das hatte es in Deutschland 40 Jahre lang nicht gegeben. Rund sechs Milliarden Euro liegen auf Eis, die Anleger kommen nicht an ihr Geld. Der Grund: Die DB Real Estate lässt die Immobilien im Fondsvermögen neu bewerten, weil sie den bisherigen Wertansätzen nicht traut.

Die Fondskrise zieht die gesamte Branche in Mitleidenschaft. Verschreckte Investoren zogen im Dezember drei Milliarden Euro aus deutschen offenen Immobilienfonds ab. Wegen Liquiditätsnöten musste im Januar die Fondsgesellschaft KanAm zwei ihrer Fonds schließen. Anleger sind empört: Offene Immobilienfonds sind ihnen jahrelang als langweilige, aber sichere Anlage verkauft worden – ideal für die Altersvorsorge. Und jetzt das. Anlegeranwälte sammeln bereits fleißig Mandanten für Schadenersatzklagen.

Während die Deka-Bank oder die Hypo-Vereinsbank ähnliche Probleme ihrer Fondstöchter diskret lösten, versetzte die Deutsche Bank ihre Kunden in Angst. Und die hält bis heute an. „Zunächst werden wir das Ergebnis der Neubewertung abwarten und danach entscheiden, wann und wie der Fonds wieder geöffnet wird“, sagt DB Real Estate- Sprecher Tim Oliver Ambrosius. In den nächsten Tagen sollen die von der Gesellschaft beauftragten Sachverständigen ihre Neubewertungen für die 125 Immobilien abgeben. Anleger fürchten, dass das zu einer deutlichen Abwertung ihrer Anteile führen könnte, die zuletzt mit 39,67 Euro notiert waren.

Kein Wunder, dass viele von den Rettungsangeboten der Konkurrenz Gebrauch machen. Zahlreiche Sparkassen und Volksbanken nehmen Grundbesitz-Invest-Anteile zurück, falls die Anleger zu ihnen wechseln. Auch an der Berliner Börse kann man seit Mittwoch Fondsanteile verkaufen. Letzter Kurs: 33,01 Euro, ein Abschlag von 13 Prozent.

„Die Bank hat einen enormen Vertrauensverlust erlitten“, meint Jürgen Kurz, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Doch sie tut wenig, den wettzumachen. Stattdessen schickte die Bank ihren Kunden wenige Tage nach der Schließung einen neuen Anlageprospekt zu: einen Schiffsfonds von Llodys.

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