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Wirtschaft: Fondsmanagerinnen sind auf dem Vormarsch - die von ihnen verwalteten Fonds erzielen Spitzenrenditen

Ist Geld bei Frauen in guten Händen? DWS-Fondsmanagerin Elisabeth Weisenhorn erzielt "super Ergebnisse", wie nicht nur die führende deutsche Investmentgesellschaft in Frankfurt (Main) der langjährigen Mitarbeiterin bescheinigt.

Ist Geld bei Frauen in guten Händen? DWS-Fondsmanagerin Elisabeth Weisenhorn erzielt "super Ergebnisse", wie nicht nur die führende deutsche Investmentgesellschaft in Frankfurt (Main) der langjährigen Mitarbeiterin bescheinigt. Es gibt andere Beispiele für erfolgreiche Fonds, die von Frauen verwaltet werden. Während die Branche entschieden die Vorstellung zurückweist, Fondsmanagerinnen oder Analystinnen unterschieden sich in ihrer Leistung von Männern, kommen verschiedene Studien zum Schluss, weibliche Privatanleger erzielten höhere Renditen. Klar ist in jedem Fall, dass das Börsengeschehen nicht länger eine reine Männerdomäne ist.

Nach einem Ranking des Frankfurter Fondsvermögenverwalters Feri Trust gehört einer der Weisenhornschen Fonds zu den acht besten Fonds mit deutschen Aktien, die in Deutschland angeboten werden (von deutschen oder ausländischen Investmentgesellschaften). Der "DWS Deutsche Aktien" hat in den vergangenen drei Jahren eine annualisierte Rendite von durchschnittlich 31,8 Prozent erzielt. Auch in anderen Kategorien belegen von Frauen verwaltete Fonds Spitzenplätze: Die Rangliste der Fonds mit asiatischen Aktien wird sogar von einer Managerin angeführt. Bei europäischen Aktienfonds belegt ein frauengeführter Fonds einen sechsten Platz.

Das gute Abschneiden eines Fonds sei allerdings nur bedingt dem Manager zuzuschreiben, sagt Lars Kolbe, Fondsanalyst bei Feri Trust. "Fondsmanager sind keine Einzelkämpfer. Wir haben in den letzten Jahren festgestellt, dass Fondsmanagement starke Teamarbeit ist", sagt Kolbe. Erzielen Frauen im Fondsmanagement eine bessere Performance als Männer? Nein, das könne man nicht feststellen, erklärt eine Kollegin von Weisenhorn, Lilian Haag, entschieden. Die 29jährige verwaltet unter anderem den DWS Japan Fonds, der in seiner Kategorie am siebtbesten abschneidet. Ebensowenig sei der Investmentstil geschlechtsspezifisch, sondern eher eine Persönlichkeitsfrage. "Manager haben unterschiedliche Eigenschaften. So ist der eine rationaler und der andere gefühlsbetonter", sagt Haag.

Ihre Meinung ist repräsentativ für die Branche. Auch Kolleginnen und Investmentgesellschaften halten Fondsmanagement für ein "geschlechtsneutrales Geschäft". Und doch: Fakt ist, dass verstärkt Frauen ins Fondsmanagement gehen. "Noch ist das Management von Investmentfonds eine Männerdomäne, aber die Branche befindet sich in einem starken Wandel", sagt Rembert Schneider, Pressesprecher von der Frankfurter Deka, der nach Unternehmensangaben zweitgrößten Investmentgesellschaft Deutschlands. Bei Deka werden zehn Prozent der Publikumsfonds von Frauen verwaltet, 13 Prozent der Spezialfonds sind in weiblichen Händen. Bei DWS sind knapp 26 Prozent der Fondsmanager Frauen und bei Union Invest 20 Prozent.

Zwar unterschieden sich Fondsmanagerinnen von ihren Kollegen nicht in Performance und Arbeitsweise, erklären Hannah Cunliffe und Monika Friedl, zwei Fondsmanagerinnen der Frankfurter Union Invest. Aber: "Frauen haben auf manchen Gebieten durch ihre Charaktereigenschaften Vorteile." Bei Gesprächen mit Investor-Relations-Abteilungen oder Finanzvorständen zeige sich, dass Frauen besser zuhören könnten und auf wesentliche Details achteten, die für die Beurteilung eines Unternehmens wichtig seien. Die sozialen Fähigkeiten sind für Aktienanalystin Martina Neske der einzige Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Analysten. Nachdem Neske, die seit zehn Jahren bei der Deutschen Bank in Frankfurt arbeitet, die Vorstellung bestimmt von sich gewiesen hat, Analystinnen arbeiteten anders als ihre Kollegen, fügt sie zögernd bei: "Vielleicht kann man sagen, dass Frauen teamfähiger sind." Und diese Eigenschaft scheint heutzutage wichtig zu sein. Früher seien Analysten Einzelkämpfer im stillen Kämmerlein gewesen, erklärt Neske. Heute kämen dagegen Analysten mehr mit dem Kunden in Berührung und würden zudem stärker im Team arbeiten, da wegen der globalen Märkte mehrere Analysten für die Betreuung einer Branche notwendig seien. "Daher werden heute nicht nur starke Anforderungen an den Intellekt, sondern auch an das Verkaufstalent und die soziale Beziehungsfähigkeit gestellt", sagt Neske. Nach Angaben der Deutschen Bank sind acht der 30 Aktienanalysten in Frankfurt Frauen.

Während auf der professionellen Seite des Aktienmarktes keine Unterschiede zwischen der Performance von Männern und Frauen gesehen werden, ist über Anlegerinnen häufig zu hören, sie schnitten besser ab. Wissenschaftler einer Universität in Kalifornien untersuchten laut Wirtschaftswoche das Anlageverhalten von 35 000 Kunden eines Discountbrokers über sechs Jahre. Sie stellten fest, dass weibliche Anleger im Schnitt ein um 1,4 Prozent besseres Anlageergebnis als die Männer erzielten. Letztere hätten ihr Depot öfter umgeschichtet und dabei gegen schlechtere Papiere eingetauscht. Die Münchner Direkt Anlage Bank ermittelte bei einer Stichprobe von je 150 Depots von Frauen und Männern eine um fünf Prozent bessere Performance bei den Kundinnen. "Frauen reagieren besonnener und behalten Aktien länger", sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Düsseldorf. "Das zahlt sich aus", sagt Kurz, da häufiges Kaufen und Verkaufen vor allem der Bank etwas bringe. Frauen fielen auch seltener auf Versprechen am Grauen Kapitalmarkt herein, hebt Mechthild Upgang,Geschäftsführerin des Bundesverbandes unabhängiger Finanzdienstleisterinnen für Frauen (Buff), hervor. Zwar sind Frauen auch als Anleger noch eine Minderheit, doch sind sie auf dem Vormarsch. Das läßt sich auch daran ablesen, dass viele Banken speziell für ihre Kundinnen Seminare veranstalten und Investmentclubs initiieren. Von den 5500 Investmentclubs in Deutschland seien mittlerweile 100 bis 200 rein weiblich, schätzt Kurz vom DSW. Eine steigende Anzahl von Frauen bietet Finanzdienstleistungen speziell für ihre Geschlechtsgenossinnen an. Davon gebe es inzwischen 30 in Deutschland, sagt Buff-Geschäftsführerin Upgang. Und nicht zuletzt beobachtet Carola Ferstl, Moderatorin der Telebörse beim privaten Fernsehsender n-tv, dass immer mehr Frauen in der Sendung auftreten, an Telefonaktionen teilnehmen oder zu ihren Vorträgen kommen. "Es ist eine Art Aufbruch", sagt Ferstl, die noch vor sechs Jahren am eigenen Leib "gewisse Vorbehalte" spürte - im Sinne von: "Was will die denn hier?"

"Die Börse war lange Zeit eine Männerveranstaltung", sagt Ferstl. "Das ist vorbei."

Karen Wientgen

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