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Gerhard Gribkowsky zeigt sich geständig.

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Update

Formel-1-Prozess: Ex-Banker Gribkowsky: Ecclestone hat mich geschmiert

Innerlich hatte Gerhard Gribkowsky bei der BayernLB wohl schon gekündigt. Nun wollte er irgendetwas bei der Formel 1 werden. Sein Geständnis bringt nun auch Rennserien-Chef Ecclestone in schwere Bedrängnis.

Acht Monate dauert nun schon der Prozess gegen ihn, am Mittwoch hat der Ex-BayernLB-Banker Gerhard Gribkowsky überraschend ein Geständnis abgelegt. Vor dem Münchner Landgericht gab der 54-Jährige zu, dass er von dem Formel-1-Chef Bernie Ecclestone mit 44 Millionen Dollar bestochen worden war. Dafür hatte Gribkowsky die Mehrheitsanteile an der Rennserie, die der BayernLB zugefallen waren, an den von Ecclestone ausgesuchten Finanzinvestor CVC verkauft. Die Vorwürfe der Anklage stimmten „im Wesentlichen“ sagte Gribkowsky, nachdem er bisher geschwiegen hatte. Der Ex-Manager ist wegen Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung angeklagt.

Hat es zwischen Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Gericht einen Deal gegeben – Geständnis gegen Strafmilderung? Der Vorsitzende Richter Peter Noll sagte, dass eine solche „Verständigung“ nicht zustande gekommen sei. Gleichwohl sicherte die Kammer Gribkowsky zu, ihn bei einem Geständnis nur zu maximal neun Jahren Gefängnis zu verurteilen, andernfalls wären 15 Jahre möglich.

Er habe „einen Riesenberg Geld“ erhalten, sagte Gribkowsky. Ecclestone habe damals im Jahr 2005 angeboten, ihn in der Formel 1 zu beschäftigen, wenn er helfe, die Anteile an einen ihm genehmen Investor zu verkaufen. Der landeseigenen BayernLB waren die Anteile aus der Konkursmasse des pleitegegangenen Imperiums von Leo Kirch zugefallen. Die Bank wollte sie loswerden, zweifelte aber, ob sich ein Käufer finden ließe. Umso zufriedener war man, als der Risiko-Vorstand Gribkowsky den britischen Investor CVC präsentierte, der am Ende 839 Millionen Euro zahlte. Der Manager erhielt das Bestechungsgeld, zugleich fädelte er ein, dass die BayernLB 66 Millionen Dollar an Ecclestone als Vermittlungsgebühr bezahlte. Das hätte er damals „schlicht ablehnen müssen“, meinte der Ex-Banker nun.

Es ist ein Express-Geständnis kurz vor Torschluss. Die Beweisaufnahme ist abgeschlossen, das Verfahren steht vor den Plädoyers und dem Urteil. Offenkundig erkannte Gribkowsky zusammen mit seinen drei Verteidigern, dass die Chancen auf eine geringe Gefängnisstrafe mit dem bisherigen Kurs schlecht standen. Zum Prozessauftakt noch hatte Strafverteidiger Rainer Brüssow seinen Mandanten gelobt, dass dieser durch sein „außerordentliches Verhandlungsgeschick“ einen Gewinn für die BayernLB erwirtschaftet habe. Die 44 Millionen sah er in keinem Zusammenhang mit dem Anteile-Verkauf. Vielmehr habe Ecclestone gezahlt, um den Bankmanager wegen seines „Expertenwissens“ auf seine Seite zu ziehen.

Schnelle Wagen, spritzender Champagner, hübsche Models und Geld über Geld: Der Prozess dringt auch ein in die schillernde Formel-1-Welt. Als Gribkowsky bei der BayernLB die Zuständigkeit dafür erhielt, hatte er innerlich schon gekündigt. Denn er hatte sein Ziel nicht erreicht – den Posten des Vorstandsvorsitzenden. Gribkowsky wollte nun irgendetwas bei der Formel 1 werden. „Er hatte die Schnauze voll von der Bank“, sagte Bernie Ecclestone im vergangenen November in seiner zweitägigen Münchner Vernehmung.

Fotos aus den Jahren 2004 und 2005 zeigen Ecclestone gemeinsam mit Gribkowsky am Rande von Autorennpisten, in den Vip-Bereichen. Man sieht darauf den kleinen, zerknautschten Ecclestone als Chef und im Schlepptau den großen, damals dicklichen Gribkowsky, der kaum hinterherzukommen scheint. 44 Millionen Dollar parkte Gribkowsky später auf ominösen Stiftungskonten in Österreich, angeblich etwa zur Unterstützung krebskranker Kinder. Seit der Verhaftung Ende Dezember 2010 gilt er als Deutschlands größter „Gier-Banker“.

Das Geständnis bringt nun auch Ecclestone in schwere Bedrängnis, gegen ihn wird in München sowieso schon ermittelt. Denn nach Gribkowskys Aussage hätte Ecclestone Bestechung begangen. In seinem Auftritt vor Gericht hatte der 81-jährige Brite noch eine andere Version verbreitet: Demnach habe Gribkowsky den Formel-1-Mann erpresst, weil dieser sein Vermögen über seine damalige Frau äußerst steuersparend in einer Familienstiftung angelegt hatte. Mit dieser Aussage wollte Ecclestone offenkundig den Verdacht von sich selbst weglenken.

Für kommenden Mittwoch sind die Plädoyers vorgesehen, das Urteil könnte am 2. Juli gesprochen werden.

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