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Wirtschaft: Forschungsflop wirft Pharmakonzern Pfizer zurück

Frankfurt am Main - Ein herber Rückschlag in der Forschung verdüstert die Perspektiven des Pharmakonzerns Pfizer, des Produzenten von Viagra. Der führende Arzneimittelhersteller der Welt musste am Wochenende überraschend die Entwicklung seines wichtigsten Hoffnungsträgers, des potenziellen Cholesterinmedikaments Torcetrapib, stoppen.

Frankfurt am Main - Ein herber Rückschlag in der Forschung verdüstert die Perspektiven des Pharmakonzerns Pfizer, des Produzenten von Viagra. Der führende Arzneimittelhersteller der Welt musste am Wochenende überraschend die Entwicklung seines wichtigsten Hoffnungsträgers, des potenziellen Cholesterinmedikaments Torcetrapib, stoppen. Der Wirkstoff, dem manche Analysten Spitzenumsätze von mehr als zehn Milliarden Dollar zutrauten, sollte in Kombination mit dem etablierten Cholesterinsenker Lipitor vor allem zur Vorbeugung von Herzinfarkten eingesetzt werden.

Eine groß angelegte Studie mit rund 15 000 Teilnehmern machte nun jedoch deutlich, dass Torcetrapib offenbar das Risiko für Herzkreislauferkrankungen und damit verbundene Todesfälle erhöht. In der Gruppe, die mit dem neuen Mittel behandelt wurde, zählte man 82 Todesfälle, gegenüber lediglich 51 bei Patienten, die ausschließlich Lipitor erhielten.

Auf Empfehlung eines unabhängigen Beratergremiums stoppte Pfizer daher die Studie und beendete zugleich sämtliche Arbeiten an dem Produkt. Die Entscheidung kommt umso überraschender, als der Konzern den Wirkstoff noch zwei Tage zuvor auf einer Analystenkonferenz als herausragende Neuentwicklung präsentierte, die man 2007 zur Zulassung einreichen wollte. Der Ausfall belastet vor allem die mittelfristigen Wachstumsperspektiven von Pfizer.

Torcetrapib zielte darauf, die Konzentration des sogenannten „guten“ HDLCholesterins zu steigern. Es galt daher als gute Ergänzung zu etablierten Mitteln wie Lipitor, die sich gegen das „schlechte“ LDL-Cholesterin richten, das für die Verstopfung von Blutadern verantwortlich ist. „Wir sind schrecklich enttäuscht von den Ergebnissen“, sagte Steven Nissen, der Chef der Cleveland Clinic, eines führenden amerikanischen Herzzentrums. „Wir hatten gehofft, dass Medikamente wie Torcatrapib die Behandlung unserer Patienten weiter verbessern könnte.“ Das Interesse an Wirkstoffen zur Steigerung der HDL-Werte hat in jüngerer Zeit stark zugenommen und motivierte zum Beispiel den US-Konzern Abbott zur Übernahme des Pharmaspezialisten Kos Pharma. An ähnlichen Wirkstoffen wie Pfizer arbeiten unter anderem Glaxo-Smithkline und Roche.

Für Pfizer spielte Torcetrapib insofern eine besondere Schlüsselrolle, als der Wirkstoff das extrem wichtige Geschäft mit Cholesterinsenkern langfristig absichern sollte. Hier hält der US-Konzern bisher mit dem Bestseller Lipitor, dem mit mehr als 12 Milliarden Dollar umsatzstärksten Produkt der Pharmabranche, eine Führungsposition. Lipitor liefert derzeit gut ein Viertel des gesamten Pfizer-Umsatzes, wird jedoch 2010 den Patentschutz verlieren.

Kurzfristig wird das Geschäft von Pfizer durch den Ausfall von Torcetrapib, das im Erfolgsfall frühestens ab 2009 Umsätze geliefert hätte, indes nur wenig beeinträchtigt. Pfizer bekräftigte daher am Wochenende die Prognose, dass man 2006 und 2007 bei stagnierendem Umsatz einstellige Gewinnzuwächse verbuchen werde. Dazu sollen vor allem weitere Kostensenkungen beitragen. Bereits Anfang der vergangenen Woche hatte Pfizer den Abbau von 2000 Stellen im US-Außendienst angekündigt. In den ersten neun Monaten konnte Pfizer bei einem Umsatzplus von zwei Prozent auf 33 Milliarden Dollar den operativen Gewinn um acht Prozent auf mehr als elf Milliarden Dollar steigern. shf (HB)

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