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Dickes Ding. Die Lufthansa hat 14 weitere A 380 bestellt.

© dpa

Lufthansa: Frankfurt – Tokio mit Turbulenzen

Lufthansa-Chef Mayrhuber nimmt den neuen A 380 in Betrieb – und ärgert sich über die Regierung. Dabei geht es nicht nur um die Flugverkehrsabgabe.

Eigentlich war der 12. Juni ein guter Tag für Wolfgang Mayrhuber. Nach einem kurzen Schlaf in den wohl bequemsten First-Class-Sitzen, die es je in einem Flugzeug seines Unternehmens gab, war LH 710 von Frankfurt am Main nach Tokio mit dem Lufthansa-Chef an Bord in Narita gelandet, fast auf die Minute genau. Durch ein Fontänenspalier der Flughafenfeuerwehr hindurch rollte der Airbus A 380 die letzten Meter zum Gate – das größte Passagierflugzeug der Welt war nun auch offiziell im Liniendienst der Lufthansa angekommen.

Das musste gefeiert werden. Für den Abend hatte Mayrhuber zu einem fröhlichen Empfang mit dem deutschen Botschafter Volker Stanzel geladen, das Sake-Fass öffnete er selbst, in japanischer Tradition: mit einem kräftigen Hammerschlag auf den Deckel. Sein Team und die Crew gaben auf der Bühne noch einmal La Ola, dann ging es ab in die Sky Bar vom Prince Park Tower, 33. Stock. Doch auch dort, hoch über der Stadt, kam der Vorstandschef nicht los von dem Thema, das ihm seit Tagen die Stimmung vermiest: das Sparpaket der Bundesregierung und die darin enthaltene Flugverkehrsabgabe.

Nach dem Ärger mit der Bundesregierung um die Flugverbote wegen der Vulkanasche, die der Lufthansa nach eigenen Angaben um die 200 Millionen Euro Verlust gebracht hatten, nun der nächste Aufreger. Ausgerechnet während der Tagung der Iata, der Internationalen Flugtransportvereinigung, die Mayrhuber nach Berlin gelotst hatte, und der gleichzeitig stattfindenden Ila, der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung in Schönefeld, platzte die Bombe. „Berlin war in diesen Tagen die Weltflughauptstadt – und dann das“, ärgert sich Mayrhuber.

Der Lufthansa-Chef befürchtet, dass die Kunden zum Umsteigen auf andere Ziele ausweichen, wenn die Gebühr die Tickets teuerer macht. Amsterdam, London und Dubai statt Frankfurt: Es sei erstaunlich, wie ausgerechnet diese Regierung dem Standort Deutschland schade. Das Umweltargument hält Mayrhuber für vorgeschoben; es sei nur darum gegangen, möglichst schnell Lücken zu schließen, die auch durch die Steuervergünstigungen für Hoteleigentümer entstanden seien. Ein Widerspruch in sich sei das, rational nicht zu erklären – und schon gar nicht zu Ende gedacht: „Die Lufthansa kann nicht auswandern“, sagt Mayrhuber, „aber die Kunden können ausweichen.“ Das gefährde am Ende Arbeitsplätze in Deutschland. Ein Sparpaket sei das nicht, was die Regierung von Kanzlerin Merkel beschlossen habe, aber die Lufthansa müsse sich wohl künftig Investitionen sparen – „das kann es nicht sein“.

Die Lufthansa ist auch aus einem anderen Grund auf die Bundeskanzlerin nicht gut zu sprechen. So eröffnete sie zwar die Ila vor dem neuen A 380 der Lufthansa, hatte danach allerdings nur noch Zeit für die Emirates. Die Fluggesellschaft hat gerade bekannt gegeben, 32 weitere A 380 bei Airbus bestellen zu wollen. Eine ausgezeichnete Nachricht für den deutsch- französischen Flugzeugbauer, die auch plausibel macht, warum Merkel den Emirates viel Aufmerksamkeit und damit Öffentlichkeit schenkte. Für die Lufthansa dagegen ist das ein heikles Geschäft. Zur Enttäuschung über das mangelnde Interesse während der Ila kommt nun noch die Sorge, dass die Regierung den Emirates bei ihrem Bemühen um Landeerlaubnisse in Deutschland hilft; vor allem nach Berlin würde das Unternehmen gerne.

Mit den neuen Modellen wird Emirates dann über 90 Airbus A 380 verfügen; die Lufthansa hat zu ihrem ersten A 380, der „Frankfurt am Main“ getauft wurde, 14 weitere bestellt. Die Strecke Frankfurt – Tokio soll von Anfang August an täglich bedient werden, im selben Monat wird voraussichtlich Peking folgen, im Herbst Johannesburg. Falls die deutsche Fußball-Nationalmanschaft Weltmeister wird, muss der bisher einzige Lufthansa- Airbus vorher noch mal hin: Mayrhuber hat versprochen, die Mannschaft, die seine Crew nach Südafrika gebracht hatte, dann auch wieder abzuholen.

Beim ersten Linienflug nach Tokio war Mayrhuber die Freude über das Flugzeug anzumerken. Leiser als andere ist es und sparsamer; die Passagiere haben mehr Platz, und wenn sie Business buchen, können sie beim Essen wählen zwischen Heilbutt mit Caramel-Beluga-Linsen-Gemüse und Sushivariationen von Garnele und Kinmedai. Die Marzipantorte allerdings, die Mayrhuber den Premierenfluggästen selbst präsentierte, die ist alle.

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