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Wer kommt für Weber? Die Regierung will in den nächsten Tagen entscheiden. Foto: dapd

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Wirtschaft: Frankreich hat nichts gegen Deutschen

Bundesregierung wünscht sich einen Stabilitätsgaranten an der EZB-Spitze

Paris, Berlin - Frankreich steht der Kandidatur eines Deutschen für die Führung der EZB auch nach dem Rückzug von Bundesbank-Präsident Axel Weber offen gegenüber. „Ein Deutscher an der Spitze der EZB wäre ein starkes Symbol an die Finanzmärkte, dass die Rettungsbemühungen für den Euro von der Bundesbank mitgetragen werden“, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person dem „Handelsblatt“. Diesen Leitgedanken würde die Regierung in Paris weiter verfolgen. Auch deshalb sei Frankreich „überhaupt nicht für einen Kandidaten aus einem kleinen Land der EU“ oder für den italienischen Bankenchef Mario Draghi. Dessen Vergangenheit bei Goldman Sachs gilt in der französischen Politik als zu großer Makel.

Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, entscheidend für die Nachfolge von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet sei, ob der neue Präsident deutsche Vorstellungen von stabiler Währung und dem Kampf gegen Inflation teile. Da Trichets Amtszeit im Herbst ende, gebe es keinen Zeitdruck. Die Personalie sei auch „nicht in erster Linie eine Frage des Passes“. In der Diskussion um die Nachfolge Trichets sind auch der deutsche Chef des Euro-Rettungsfonds (EFSF), Klaus Regling, und EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark genannt worden. Stark, der 2004 die Bundesbank vorübergehend leitete, ist auch für die Nachfolge Webers bei der Bundesbank im Gespräch. Als nicht deutsche Kandidaten für die Trichet-Nachfolge werden unter anderen Luxemburgs Notenbankchef Yves Mersch und sein finnischer Kollege Erkki Liikanen gehandelt. Für die im Mai ausscheidende Österreicherin Gertrude Tumpel-Gugerell senden die Finanzminister den Belgier Peter Praet ins EZB-Direktorium. Er setzte sich gegen die slowakische Notenbankerin Elena Kohutikova durch.

Als Weber-Nachfolger bei der Bundesbank wird auch Merkels Wirtschaftsberater Jens Weidmann genannt. Er könnte erst in den Vorstand wechseln und später Präsident werden, wenn Vize Franz-Christoph Zeitler für eine Übergangszeit an die Spitze ginge. In der FDP gibt es aber Bedenken wegen der erforderlichen Unabhängigkeit.

Unterdessen wurde bekannt, dass der neue dauerhafte Euro-Rettungsschirm ESM mit einem Kreditvolumen von 500 Milliarden Euro ausgestattet werden soll. Hinzukommen könnten freiwillige Beiträge der Nicht-Euro-Staaten unter den EU-Ländern sowie des Internationalen Währungsfonds kommen, sagte Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker.

Holger Alich, Daniel Goffart (HB)

Holger Alich[Daniel Goffart (HB)]

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