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Wirtschaft: Frauen gründen eigene Finanzberatung

Nach Ansicht von "Finesse" braucht das weibliche Geschlecht in Geldfragen besondere HilfeVON VANESSA LIERTZ BERLIN.Frauen und Geld - das ist noch immer ein besonderes Verhältnis.

Nach Ansicht von "Finesse" braucht das weibliche Geschlecht in Geldfragen besondere HilfeVON VANESSA LIERTZ BERLIN.Frauen und Geld - das ist noch immer ein besonderes Verhältnis.Dieser Ansicht ist zumindest die Frauen-Finanzberatung Finesse, die seit einer Woche ein Büro in Berlin führt.Dort kann nun jede hingehen und sich empfehlen lassen, wie ihr Geld am besten anzulegen sei.Und damit haben gerade Frauen in unserer Gesellschaft noch Schwierigkeiten, meint das drei-köpfige Finesse-Team. Keineswegs wollen die Beraterinnen also hauptsächlich vermögende Großmütter anlocken oder andererseits einen besonderen feministischen Standpunkt in der Finanzwelt begründen.Ihr Konzept beruht lediglich auf der Ansicht, das schwache Geschlecht sei in Finanzfragen noch nicht so stark und brauche Nachhilfe: "Die meisten Frauen haben weniger Ahnung über Aktien, Versicherungen oder andere Anlagefonds als Männer", erklärt Fürstin Brigitta von Sayn-Wittgenstein, die das Team als Beiratsvorsitzende begleitet.Außerdem - oder deswegen - seien sie viel vorsichtiger als Männer und legten ihr Geld gerne in "teilweise langweiligen Staats- oder Rentenpapieren an".Grundsätzlich seien Frauen mehr darauf geeicht, "aus dem was sie haben, etwas zu machen, als nach mehr Erträgen zu suchen".Nicht, daß Vorsicht immer verkehrt sei, räumt Sayn-Wittgenstein ein.Dennoch müsse einem doch eine Studie zu denken geben, nach der Frauen den größten Teil an niedrigverzinsten Sparanlagen hielten und damit in die inflationsgeährdeten Geldwerte investierten. Gerade junge Frauen brauchen nach Ansicht des Finesse-Teams auch deswegen eine gute Finanzberatung, weil viele irgendwann als Mütter für eine Weile aus dem Berufsleben aussteigen, und damit - bis heute - weniger Rente bekommen können."Zu uns sollen aber alle kommen", hofft Finesse-Mitarbeiterin Heike Rau.So auch ältere Frauen, die noch irgendwie eine anständige Altersversorgung wünschen.Schließlich erhalten heute ungefähr 80 Prozent der bundesdeutschen Frauen weniger als 800 DM Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung. Nun erwarten die Finesse-Beraterinnen, die alle zuvor als Finanzanlageberaterinnen tätig waren, auf lichten 100 Quadratmetern ihre weiblichen Kunden, um diese über private Kranken- oder Lebensversicherungen, über Aktienfonds oder über den Kauf eines Grundstücks aufzuklären. Zumindest in der ersten Woche scheint die Resonanz dem Finesse-Konzept recht zu geben: Die halbe weibliche Nachbarschaft in der Schöneberger Wohngegend habe bereits vorbeigeschaut, das Telefon klinge "ziemlich häufig", meint Heike Rau.Viele hätten die erste kostenlose Schnupperstunde bereits genutzt - danach zahlen sie 60 DM pro Stunde. Freilich, räumt Sayn-Wittgenstein ein: Nicht alle Frauen bräuchten Sonderbehandlung.Sie selbst zum Beispiel spiele nicht nur gerne Monopoly, sondern habe schon so manchen Banker oder Finanzberater mit ihrem Wissen über Renditen oder Aktienkurse "ein bißchen erschreckt".

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