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Kind und Karriere. Der Partner muss mitziehen, sagen Bankerinnen, die es nach oben geschafft haben.

© dpa

Frauen in der Bank: Ganz nach oben

Die Banken tun sich schwer damit, Frauen in Führungspositionen zu bringen. Die Berliner Institute sind da schon einen kleinen Schritt weiter.

Von Carla Neuhaus

Über die Frage, ob sie eine Quotenfrau sei, kann Stefanie Salata herzhaft lachen. Bis jetzt habe sie niemand als solche bezeichnet. „Aber selbst wenn“, sagt die 47-Jährige selbstbewusst, „es wäre mir gleich.“ Vor gut vier Wochen hat Salata den Vorsitz der Geschäftsführung bei der Berliner Bank übernommen. Seit dem ist sie für 55 Filialen und rund 600 Mitarbeiter verantwortlich – und damit eine von wenigen Managerinnen, die es in das oberste Führungsgremium einer Bank geschafft haben.

In kaum einer anderen Branche haben es Frauen so schwer, Karriere zu machen, wie im Bankensektor. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung zählte zuletzt unter 390 Bankvorständen 17 Frauen. Ihr Anteil liegt damit gerade mal bei vier Prozent – und das, obwohl Frauen in den Instituten insgesamt über 60 Prozent der Beschäftigten ausmachen.

Das Paradoxe: Die Banken wollen mittlerweile durchaus Frauen in Führungspositionen bringen, tun sich damit aber schwer. Das merkt auch Personalberater Andreas Halin, der gerade für ein großes Institut einen Bereichsleiter sucht. „Die Bank würde liebend gerne eine Frau einstellen. Aber eine zu finden, ist nicht einfach“, sagt er. Auf zehn Männer, die die notwendige Erfahrung für einen Job auf der obersten Führungsebene in einer Bank mitbringen, käme nur eine Frau.

Halin führt das auch darauf zurück, dass in Banken Leistung – mehr als in anderen Branchen – an Zahlen gemessen wird. Jede Woche, jeden Monat müssen Banker offenlegen: Wie viele Kredite haben sie eingeworben, wie viel Festgeld haben sie eingesammelt, wie viele neue Kunden gewonnen? „Um in einer Bank Karriere zu machen, müssen Sie über Jahrzehnte gute Zahlen abliefern“, sagt Halin. „Vielen Frauen ist das zu einseitig. Männer dagegen unterwerfen sich bereitwilliger diesem Leistungsdruck.“

Das dürfte ein Grund dafür sein, weshalb zum Beispiel bei der Deutschen Bank weder im siebenköpfigen Vorstand noch in dem Gremium darunter – dem Group Executive Committee – eine Frau vertreten ist. Allerdings hat Kochef Jürgen Fitschen erst auf der letzten Hauptversammlung versprochen, er gehe nicht eher in Rente, bis eine Frau im Vorstand oder im Group Executive Committee sitze. Zudem hat er seinem Haus verordnet, den Anteil von Frauen in Führungspositionen bis 2019 von heute 18 auf mindestens 25 Prozent zu steigern.

In Berlin sind dagegen viele Bankhäuser schon weiter. Neben der Berliner Bank hat die Berliner Volksbank mit Tanja Müller-Ziegler in diesem Jahr eine Frau in den Vorstand geholt – wenn auch nur als stellvertretendes Mitglied. Und auch in Fitschens eigenem Haus sitzen in der Stadt Frauen in hohen Positionen. Zwei von vier Geschäftsführerposten sind bei der Deutschen Bank Berlin weiblich besetzt: Anke Sahlén verantwortet das Geschäft mit den besonders vermögenden Kunden, Beate Hofmann den Zahlungsverkehr und das Auslandsgeschäft.

Die beiden Frauen wissen, dass es nicht einfach ist, in der Finanzindustrie aufzusteigen. „Um als Frau in einer Bank Karriere zu machen, müssen Sie viel Eigeninitiative mitbringen“, sagt Hofmann. „Man darf nicht warten, dass jemand auf einen zukommt und einen fördert.“ Sahlén sieht das Problem unter anderem darin, dass Frauen in der Lebensplanung durchaus Alternativen zum beruflichen Aufstieg haben. „Sie können sich auch über die Familie oder über gesellschaftliches Engagement verwirklichen“, sagt sie.

Bei den Frauen, die es trotz all der Hürden in den Banken ganz nach oben schaffen, ist die Karriere kein Zufall. Sie planen sie lange im Voraus und beißen sich dann durch. So wie Bianca Richardt, die heute bei der Berliner Sparkasse das Privatkundengeschäft für den gesamten Süden der Stadt, von Zehlendorf bis Mitte, leitet und direkt dem Vorstand unterstellt ist. „Ich habe mir bereits nach der Ausbildung das zugegebenermaßen hochgesteckte Ziel gesetzt, Filialdirektorin zu werden und habe dann mit Vorgesetzten darüber gesprochen, wie ich das erreichen kann“, erzählt die 48-Jährige.

So einfach, wie es sich anhört, war aber auch ihr Aufstieg nicht. Als sie mit Anfang 30 die Verantwortung für zwei Bezirke übernahm, arbeiteten um Richardt herum nur Männer. „Das erste Jahr war schwierig“, sagt sie, „danach haben wir uns gegenseitig geschätzt und auch voneinander gelernt“.

Wenn es nach Grünen-Europa-Politiker Sven Giegold geht, wird es in den Finanzhäusern künftig mehr Frauen wie Bianca Richardt, Stefanie Salata, Anke Sahlén und Beate Hofmann geben. „Das Europaparlament treibt das Thema der Geschlechtergerechtigkeit in den Spitzen der Finanzbranche systematisch voran“, sagt er, „aber der Widerstand ist enorm.“ Eine Frauenquote für die Finanzbranche – wie sie zwischenzeitlich im EU-Parlament diskutiert wurde – lehnen sowohl die konservativ-liberalen Regierungen als auch die Institute ab.

Deshalb konnten sich die Parlamentarier bisher nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen. Statt eine Quote zu bekommen, werden die europäischen Banken jetzt verpflichtet, sich selbst ein Ziel bei der Frauenförderung zu setzen. Die Aufsichtsbehörden, in Deutschland die Bafin, sollen kontrollieren, ob die Banken die Vorgaben einhalten. So steht es in den neuen Kapitalvorschriften CRD IV, die das Europaparlament verabschiedet hat.

Doch ein Plan allein reicht nicht, sagt Giegold. Gerade in der Finanzindustrie würden immer noch ständige Erreichbarkeit und regelmäßige Überstunden vorausgesetzt. Flexible Arbeitszeiten gibt es in vielen Häusern nur in den Zweigstellen. So teilen sich bei der Berliner Bank zum Beispiel zwei Frauen die Leitung einer Filiale. Auf der Vorstandsebene ist solch ein Jobsharing aber meist undenkbar. So gibt auch die neue Chefin der Berliner Bank offen zu: „Ich kann es mir nicht vorstellen, meinen Job in Teilzeit zu machen. Dafür ist er zu komplex.“ Die beiden Bankerinnen Sahlén und Hofmann bestätigen das. Beide sagen, der Aufstieg funktioniere auch nur, wenn das private Umfeld stimmt. „Man darf nicht kleinreden, wie wichtig es ist, dass auch die Ehemänner mitspielen“, sagt Sahlén. Sie selbst ist mit einem Schweden verheiratet. Für den sei es selbstverständlich, sich gemeinsam um die Kinder zu kümmern.

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