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Wirtschaft: Frauen schauen verstärkt auf technische Daten und die Sicherheit

Vom vielbelächelten Kosmetikspiegel über dem Fahrersitz will Ford-Produktexperte Christoph Sieder nichts wissen. Frauenspezifische Anforderungen an Autos hätten mit diesem Utensil kaum mehr etwas zu tun.

Vom vielbelächelten Kosmetikspiegel über dem Fahrersitz will Ford-Produktexperte Christoph Sieder nichts wissen. Frauenspezifische Anforderungen an Autos hätten mit diesem Utensil kaum mehr etwas zu tun. "Der technische Anspruch unserer weiblichen Käufer ist enorm gestiegen", berichtet der Firmensprecher in Frankfurt (Main). Frauen schauten längst nicht mehr "nur auf Polsterung und Farbe", sondern verstärkt auf technische Daten und die Sicherheit.

Frauen wünschen im Auto aktive und passive Sicherheit, ist Sieder überzeugt, "also ABS, Airbag, Gurtkraftbegrenzung und Elektronische Spursteuerung". Doch auch "mehr oder minder banale Dinge" wie Farbe, Gestaltung des Innenraums oder Griffigkeit des Lenkrades seien von Belang. Ford hat laut Sieder bewußt die Sitzschienen verlängert, die Ladeklappen am Kofferraum "fingernagel-abbruchsicher" gemacht und Zentralverriegelung schon bei kleineren Fahrzeugmodellen eingeführt. Mit Erfolg: Einzelne Ford-Modelle werden nach firmeneigener Statistik inzwischen bis zu zwei Dritteln von Frauen gekauft.

Auch Wolfgang Meinig von der Bamberger Forschungsstelle Automobilwirtschaft (FAW) warnt davor, vermeintlich Banales gering zu achten. Seiner Erkenntnis nach sehen viele Frauen Rot, wenn sie mit großem Kraftaufwand Dachträger montieren oder Reifen wechseln müssen. Alles am Auto sei "für Männer konstruiert". Auf Ansprüche von Frau und Familie werde von den Herstellern kaum Rücksicht genommen, vom ungelösten Problem des Gasgebens mit hohen Schuhabsätzen ganz zu schweigen.

Als Zielgruppe sind Frauen schon lange im Visier der Autoindustrie - schließlich wird fast ein Drittel aller 41 Millionen Auto in Deutschland von Frauen gesteuert. Trotzdem gibt es beim Verkauf der Mobile noch zahlreiche Sündenfälle. So ergab eine FAW-Studie, dass sich zurückhaltend auftretende Frauen in der "statusorientierten, männlich geprägten Autohaus-Kultur" überfahren und deplaziert fühlten. Dabei seien es häufig Frauen, die direkt oder indirekt über einen Autokauf entscheiden.

Ausschlaggebend sind dabei Meinigs Wissen nach nicht PS und Reifenbreite, sondern in erster Linie Alltagstauglichkeit, Stauraum, kinderfreundliche Ausstattung, Sicherheit, die Nähe einer Vertragswerkstatt und die Höhe der Nebenkosten wie Versicherung, Steuern und Inspektionen. Es finde keine "sinnlose Motorisierung" wie bei Männern statt, die ein Auto häufig aus Statusgründen kauften. Auch Schein-Probefahrten verkneife sich die weibliche Kundschaft.

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