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Kämpft für die Quote: Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU).

© dpa

Frauenquote in Deutschland: „Und sie kommt doch“

Der Vorstoß von EU-Justizkommissarin Viviane Reding erhöht den Druck auf die Regierung, auch in Deutschland eine gesetzliche Regelung zu schaffen.

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Berlin - Für die Frauenquote wirbt Bundesarbeitsministerium Ursula von der Leyen (CDU) mit einer persönlichen Geschichte. Damals im Studium seien 70 Prozent der Kommilitonen weiblich gewesen. Heute, 30 Jahre später, sei von ihnen nichts mehr zu sehen. „Wo sind all meine hochqualifizierten, teuer ausgebildeten Kolleginnen geblieben?“, fragt die Ministerin in die Runde. An diesem Donnerstag spricht sie in Berlin vor Vertretern der Versicherungswirtschaft. Fast alle sind männlich. Eine Frauenquote ist in der Branche verpönt. Von der Leyen ist das gewohnt.

Ein anderer Ort, ein anderes Publikum. In Hamburg tritt EU-Justizkommissarin Viviane Reding etwa zeitgleich beim Frauen-Finanzforum auf – unter anderem auf Einladung der Bundesbank. „Und sie kommt doch, die Frauenquote in der Wirtschaft“, verspricht Reding. Erst am Tag zuvor hatte sie einen Gesetzentwurf vorgelegt, nach dem sich der Anteil von Frauen in Aufsichtsräten in Europa bis 2020 auf 40 Prozent erhöhen soll. Die Kritik der Bundesregierung, die Quote sei ein nationales Thema, weist Reding am Donnerstag entschieden zurück.

Derweil wird im Kontext des EU-Vorstoßes auch in Deutschland die Forderung nach einer gesetzlichen Regelung lauter. „Die Entscheidung der Kommission setzt die Bundesregierung unter Druck, zum Nutzen der Frauen, aber auch der Wirtschaft, endlich den Schritt zu mehr Gleichheit und Vielfalt in den Führungsetagen zu gehen“, sagt Renate Künast, Fraktionschefin der Grünen, am Donnerstag dem Tagesspiegel. Ähnlich sieht das auch  Monika Schulz-Strelow, Präsidentin des Vereins „Frauen in die Aufsichtsräte“: „Die Bundesregierung muss jetzt Position beziehen, für oder gegen die Quote.“ Die Frauenförderung könne eines der großen Themen im Wahlkampf werden. SPD, Grüne und Linke haben sich bereits klar zur Quote bekannt. Auch Maria Böhmer (CDU), Staatsministerin bei der Kanzlerin, hatte sich vergangene Woche auf der DIVERSITY-Konferenz des Tagesspiegels für eine Frauenquote von zunächst 30 und später 40 Prozent in Aufsichtsräten ausgesprochen.

„Für die Bundesregierung ist die Zeit der Ausreden vorbei“, erklärte die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Christine Lambrecht. An einer gesetzlichen Quote von 40 Prozent in deutschen Aufsichtsräten führe kein Weg mehr vorbei. Familienministerin Kristina Schröder (CDU) müsse „ihre Blockadehaltung aufgeben.“ Schröder aber wirbt weiterhin für ihre Flexiquote. Für diesen Freitag kündigte sie an, eine Liste der 30 Dax-Unternehmen zu veröffentlichen, die zeigen soll, welche Fortschritte die Konzerne bereits in Sachen Frauenförderung gemacht haben.cne/hej/jmi

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