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Wirtschaft: Frei Haus

Lieferung von Käse bis Obst ist ein Nischengeschäft. Viele Anbieter weiten den Service aber nun aus.

Berlin – Rewe macht es, Kaiser’s auch, und Edeka steckt in der Testphase: Sie liefern Lebensmittel bis vor die Haustür. Neben den bekannten Supermarktketten tummeln sich noch etliche reine Online-Händler am Markt, darunter Lebensmittel.de oder das Berliner Start-up Allyouneed. Wir wollten wissen, was sie taugen und haben bei sieben Anbietern Kopfsalat, Cherrytomaten, Milch, Käse, Schinken, Joghurt, Bio-Eier und Bananen bestellt. Und geprüft, wie einfach, günstig und zuverlässig Bestellung und Lieferung waren (siehe Kästen).

Rewe startete seinen Lieferdienst 2011 in Frankfurt am Main, heute ist die Bestellung im Netz auch in Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Köln und München möglich. Kaiser’s betreibt den Dienst in Berlin und München seit mehr als 15 Jahren. Jetzt wurde er auf Düsseldorf und Meerbusch ausgeweitet. Edeka aber ist noch nicht so weit. Zwar gibt es im Internet den Shop Edeka24, der von Edeka Südwest betrieben wird, doch der verkauft keine frischen Waren. „Wir sind noch in der Testphase“, sagt Sprecher Andreas Laubig. Im Edeka-Geschäftsgebiet Minden-Hannover, zu dem auch Berlin gehört, probiert derzeit ein gutes Dutzend von Märkten die Lieferung aus. In Berlin ist es der Reichelt-Laden von Danilo Christ aus Marienfelde. Ob man den Service ausbaut, will Edeka in den nächsten Monaten entscheiden.

Die reinen Online-Händler bieten ihren Service meist bundesweit an. Die Hannoveraner Firma Lebensmittel.de, die 2010 an den Start ging, verschickt ihre Produkte per Post, in Berlin wird die Ware ausgeliefert. Zu Umsätzen und Kunden will das Unternehmen nichts sagen, verweist aber auf den schwierigen Markt. Auch der weltgrößte Versandhändler Amazon, der Ende 2010 in Deutschland ins Lebensmittel-Geschäft einstieg, sendet per Post. Die Waren werden aber nicht alle vom Unternehmen selbst, sondern von vielen verschiedenen Händlern angeboten und verschickt.

Trotz der vielen Angebote ist der Marktanteil der Lieferdienste in Deutschland gering. Er macht der Unternehmensberatung Ernst & Young zufolge weniger als ein Prozent des 165 Milliarden Euro schweren Lebensmittel-Marktes aus.

Doch woran liegt das? Gerade für Familien oder Ältere ist das Liefermodell eigentlich praktisch, besonders wenn sie kein Auto haben. „Das wichtigste Problem ist, dass das Produktangebot noch nicht groß genug ist“, sagt Daniela Wiehenbrauk von Ernst & Young. In den Lagern, aber auch in den jeweils liefernden Geschäften sei meist nur ein eingeschränktes Sortiment verfügbar. Zudem seien die preisbewussten deutschen Verbraucher häufig nicht bereit, Liefer- oder Versandaufschläge zu zahlen, die je nach Anbieter differieren.

Generell sind die Margen im Lebensmittelhandel gering. Daher ist es den EY-Experten zufolge für die Lieferdienste schwierig, profitabel zu arbeiten. „Damit sich eine Lieferung lohnt, muss sie mindestens 60 Euro Bestellwert haben“, sagt Wiehenbrauk. Viele liefern aber auch bei kleineren Summen. Wie das Geschäft läuft, verraten die meisten Anbieter nicht. Rewe teilt mit, man sei „sehr zufrieden“ mit Umsätzen und Kundenzahl.

Die Post scheint an das Geschäftsmodell zu glauben und weitete kürzlich den Service bei seinem Start-up Allyouneed in Berlin aus. Dort kann man sich jetzt auch in den Abendstunden beliefern lassen. mit hej

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