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Wirtschaft: Freie Tankstellen: Der Sprit wird teurer

Zweifel am Nutzen der Markttransparenzstelle.

Berlin - Am Sonntag hat die neue Meldestelle für Benzin- und Dieselpreise den Regelbetrieb aufgenommen. Nach drei Monaten Probelauf sind nun 14 000 von 14 500 Tankstellen in Deutschland an das System angeschlossen. Die Transparenzstelle war auf Initiative des Bundeskartellamts eingerichtet worden, um Autofahrern einen schnellen und aktuellen Vergleich der Spritpreise zu ermöglichen und damit den Wettbewerb der Tankstellen zu intensivieren. Die Hoffnung, dass der wachsende Konkurrenzdruck auch die Preise drückt, dürfte sich aber eher nicht erfüllen.

„Die Preise werden sich einpendeln – auf einem höheren Niveau“, sagt Axel Graf Bülow voraus, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Freier Tankstellen (BFT). „Die Spritpreise sind unsinkbar“, sagte der BFT-Chef dem Tagesspiegel. Der Grund: Die Tankstellen arbeiteten mit einer derart niedrigen Gewinnmarge von ein bis zwei Cent pro Liter, dass es keinen Spielraum für größere Preissenkungen gebe. „Solange der Preis für Rohöl nicht sinkt, werden auch die Spritpreise nicht sinken“, sagte Bülow. Im BFT sind 500 Unternehmen organisiert, die 2250 Tankstellen betreiben.

Der Datenfluss der Meldestelle laufe stabil und das Interesse der Autofahrer sei hoch, hatten das Wirtschaftsministerium und das Kartellamt am Freitag mitgeteilt. Bislang haben sich neun private Anbieter beim Kartellamt als Datenempfänger angemeldet. Sie bereiten die Preisinformationen auf ihren Internetseiten oder in Smartphone-Apps auf, wo sie von Verbrauchern abgerufen werden können. „Damit sorgen wir für mehr Wettbewerb“, erklärte der amtierende Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP).

Axel Graf Bülow hält es für „mörderischen Populismus“, wenn der Eindruck erweckt werde, die Meldestelle könne die Marktmacht der großen Tankstellenbetreiber brechen – zum Nutzen der Verbraucher. Während des Probetriebs habe sich bereits gezeigt, dass es mehr Preisbewegungen als vorher gebe – zur Verwirrung der Verbraucher. Zwar würden sich diese anfänglichen Turbulenzen wieder legen. „Die Transparenzstelle bleibt aber ein marktwirtschaftlich ungeeignetes Instrument“, glaubt Bülow. „Die Preise keines anderen Gutes sind so transparent wie die Benzinpreise.“ Die Meldestelle werde eher dazu führen, dass die Tankstellenbetreiber im Wettbewerb noch besser aufeinander reagieren könnten.

Die Verbraucherzentrale NRW hatte die Ersparnis für einen Durchschnitts-Autofahrer mit 60 Euro pro Jahr beziffert. Sie ging dabei allerdings von einer Preisdifferenz von fünf Cent je Liter Sprit zwischen den Tankstellen aus. In der Realität liegen Preise in einer Region meist dichter beieinander. Henrik Mortsiefer

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