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Wirtschaft: Freitag endet die Bieterfrist - der Verkauf soll der Telekom 20 Mrd. DM einbringen

Es ist 460 000 Kilometer lang, reicht in 18 Mill. Haushalte und regt derzeit die Phantasie von Banken, Telefongesellschaften, Kabelfirmen und Softwarekonzernen gleichermaßen an: das Fernsehkabelnetz der Deutschen Telekom.

Es ist 460 000 Kilometer lang, reicht in 18 Mill. Haushalte und regt derzeit die Phantasie von Banken, Telefongesellschaften, Kabelfirmen und Softwarekonzernen gleichermaßen an: das Fernsehkabelnetz der Deutschen Telekom. Am Freitag läuft die Bieterfrist für die Breitband-Strippen aus, die viele für die Kommunikationsadern der Zukunft halten. Über das Kabel soll künftig nicht nur Fernsehen geschaut oder Radio gehört, sondern auch telefoniert oder im Internet gesurft werden.

Die Kaufinteressenten verfolgen höchst unterschiedliche Interessen. Während dem Bieter Deutsche Bank getrost ein reines Finanzinteresse unterstellt werden darf, treibt Telekom-Konkurrenten wie beispielsweise Mannesmann ein ganz anderer Vorzug: Die TV-Kabel können rasch zu einer hochwertigen Alternative zum normalen Telefonanschluss der Telekom ausgebaut werden. Damit könnte das Telekom-Monopol bei den Ortsgesprächen geknackt werden. Mehr noch: Ebenso leicht wie Sprache können die breitbandigen Fernsehkabel Daten und Bilder übertragen. Der Nutzer daheim benötigt nur einen Decoder. Dann können individuell Spielfilme angefordert, E-Mails an den Fanclub des just auftretenden "Lindenstraßen"-Stars verschickt oder das Parfum aus der Werbung gleich online bestellt werden. Das ist der Grund für das angeblich rege Interesse von Microsoft-Chef Bill Gates am deutschen Kabelnetz zu finden: Gates will wie schon bei den PC-Betriebssystemen nun auch auf dem Zukunftmarkt der integrierten Kommunikation den Grundstein für eine Marktvorherrschaft legen. Das eigens entwickelte Betriebssystem Windows CE soll die interaktiven Decoder bestücken.

Vor diesen Zukunftsträumen stehen aber Milliardeninvestitionen: Die Fernsehkabel der Telekom - das zweitgrößte Netz nach den USA - sind technisch hoffnungslos veraltet. Fast überall fehlt der sogenannte Rückkanal, der für interaktive Anwendungen nötig ist. Experten schätzen die Kosten für die Aufrüstung insgesamt auf fünf bis zehn Mrd. DM. Dazu kommen die Kosten für den Erwerb: Die Telekom will für ihr Netz rund 20 Mrd. DM, auch wenn die meisten Bieter bestenfalls die Hälfte für gerechtfertigt halten. Wer mitspielen will, braucht also auf jeden Fall viel Geld.

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