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Wirtschaft: Freizeitparks: "Menschen wollen überrascht und umsorgt werden" - Freizeitforscher Klaus Gamers über Spaßfaktoren und Trends

Klaus Gamers ist Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Freizeit in Düsseldorf. Herr Gamers, was machen die Deutschen am liebsten in Ihrer Freizeit?

Klaus Gamers ist Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Freizeit in Düsseldorf.

Herr Gamers, was machen die Deutschen am liebsten in Ihrer Freizeit?

Sport, allerdings meist passiv: Sie sehen am liebsten zu.

Wie viel freie Zeit haben die Menschen?

In Stunden ausgedrückt ist der Anteil der freien Zeit geringer als der der Arbeitszeit. Die Menschen arbeiten intensiver als noch vor ein paar Jahren. Andererseits wird bei uns die Gruppe, die wenig oder überhaupt nicht arbeitet, immer größer.

Soll Freizeit reine Erholung sein oder soll sie Abwechslung ins Leben bringen?

Sie hat beide Funktionen. Generell geht es darum, eine Balance zwischen den Anforderungen aus dem Job und den persönlichen Bedürfnissen zu finden. Viele Manager toben sich gern physisch aus, andere suchen zum Ausgleich mehr nach innen gekehrte, geistbetonte Beschäftigungen.

Was sind die neuen Trends für Feierabend und Wochenende?

Die Menschen betreiben nicht mehr wie früher lange Jahre den gleichen Sport oder das selbe Hobby. Was sie tun, muss trendy sein. Tennis und Squash, was noch vor ein paar Jahren "in" war, ist heute absolut "out". Ein Trend ist die Organisation von Wettbewerben durch private Initiative. Es gibt zum Beispiel Indoor-Soccer: Teams von vier oder acht Personen spielen gegeneinander in einer Hallenliga. Das funktioniert, ohne dass eine große Organisation dahinter steht. Viele Jugendliche suchen nach etwas, das ihnen schnell den großen Kick bringt. Events sind "in", wie etwa die Skate-Nights.

Und der Kick kommt durch immer extremere und gefährlichere Aktivitäten?

Ich denke nicht, dass die Aktivitäten extremer werden, sie müssen nur immer wieder neu sein. Denken Sie an H.E.A.T, das "Hardest Extreme Action Tournement", das im Juni im Ruhrgebiet stattfindet. Da werden die neuesten Extremsportarten aus den USA gezeigt: Aber wie ich schon sagte, mehr als 80 Prozent der Leute schauen nur zu.

Warum besuchen Menschen Freizeitparks?

Sie wollen angeregt werden, sich selbst betätigen, Spaß haben, Neues entdecken, und sie wollen umsorgt werden. Der Freizeitpark der Zukunft muss eine ausgepräge Dienstleistungsorientierung haben. Wenig Chancen sehe ich dagegen für die Freizeit- und Spaßbäder der Kommunen. Es gibt zu viele mit zu gleichartigem Erlebniswert auf zu kurzer Distanz. Weniger Anlagen, dafür aber mit hohem Spaßfaktor wären sinnvoller. Die Menschen wollen wechselnde Attraktionen. Sie wollen überrascht werden.

Können die Leute sich nicht mehr sinnvoll ohne Anleitung beschäftigen?

Erlebnisparks haben gerade für Familien den Vorteil, dass ihnen vieles abgenommen wird. Die Kinder werden "bespaßt". Wenn die Eltern dagegen zum Beispiel mit dem Nachwuchs wandern gehen, müssen sie sich schon selber etwas ausdenken, sonst ist der Familienkrach bereits programmiert. Mit seiner bunten Palette an Angeboten nimmt der Freizeitpark den Eltern diese Sorge ab.

Unterscheiden sich die Deutschen in ihrem Freizeitverhalten von anderern Europäern?

In Südeuropa verbringen die Menschen viel mehr Zeit außerhalb des Hauses. Das Leben findet draußen statt. Dort geben die Menschen auch mehr Geld aus. Und im Gegensatz zu anderen Nationen muss bei uns alles immer perfekt sein. In Schottland stellen sie ein Wartehäuschen auf die Wiese, nehmen einen Schläger und das Golfspiel kann losgehen. Das funktioniert hier nicht.

Herr Gamers[was machen die Deutschen am liebsten]

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