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Wirtschaft: Fresenius wird Marktführer bei Infusionen

FRANKFURT / STOCKHOLM .Nach der Dialyse-Fusion mit dem US-Partner W.

FRANKFURT / STOCKHOLM .Nach der Dialyse-Fusion mit dem US-Partner W.R.Grace & Co.im Herbst 1996 ist es die größte Transaktion in der Geschichte der Fresenius AG, Oberursel: Am Montag morgen um 1.20 Uhr besiegelten der Fresenius-Vorstandschef Gerd Krick und seine Verhandlungspartner die bisher spektakulärste Übernahmeaktion im weltweiten Infusionsgeschäft: Fresenius übernimmt die entsprechende Sparte vom schwedisch-amerikanischen Pharmakonzern Pharmacia & Upjohn Co.(P&U) mit 2700 Beschäftigten.

Damit gewinnt Fresenius - vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörden - auf einen Schlag rund 540 Mill.DM (1997) zusätzlichen Umsatz im Markt für Infusionslösungen.Einschließlich der eigenen Umsätze von 1,1 (0,84) Mrd.DM in diesem Segment entsteht damit ein Volumen von 1,64 Mrd.DM, knapp 19 Prozent des 8,8 Mrd.DM schweren Weltmarktes.Damit wird Fresenius (bisher 4760 Beschäftigte) zum Weltmarktführer.Die neue Einheit wird als "Fresenius Kabi" firmieren.Den Kaufpreis nennt Krick nicht, verrät aber die Größenordnung des rund 1,5fachen vom Umsatz.

In der Konzernzentrale von P&U in Uppsala war gestern zu erfahren, daß Fresenius zwischen 700 Mill.und 970 Mill.DM für die Sparte zahlt."Die Summe liegt in diesem Intervall", erklärte ein P&U-Sprecher.

Für Krick ist das Geld gut angelegt: "Das bringt uns in eine Größenordnung, die wir mit internem Wachstum erst in fünf oder zehn Jahren erreicht hätten." Und: "Dies war die letzte Möglichkeit einer großen Akquisition.Damit ist die Welt verteilt." Auf den Kauf eines US-Herstellers im vergangenen Jahr habe man bewußt verzichtet: "Der US-Markt ist zu 90 Prozent fest in den Händen der beiden Anbieter Abbott und Baxter.Da wäre es unmöglich, eine führende Position herauszuarbeiten."

Mit dem P&U-Bereich der intravenösen Ernährung, der unter der Markenflagge "Kabi" segelt, gelinge das aber in den wichtigen Märkten außerhalb der USA.Die beiden Unternehmen ergänzen sich sowohl in sachlicher als auch in regionaler Hinsicht.So hat Kabi einen Umsatzschwerpunkt (71 Prozent) in der intravenösen Ernährung, die bei Fresenius erst 14 Prozent ausmacht.Umgekehrt ist Fresenius bei Standardinfusions- und Spüllösungen (31 Prozent vom Umsatz) stark vertreten, die bei Kabi nur 11 Prozent ausmachen.Und als regionale Mitgift bringt Kabi einen 13prozentigen Umsatzanteil des China-Geschäfts (aus einem Joint Venture) ein.

Zwar steht bei den Schweden noch ein - schon vor den Übernahmeverhandlungen geplantes - Restrukturierungsprogramm bevor, das die Synergieeffekte der Jahre 1998 und 1999 aufzehren wird.Nach der Reduzierung seiner Produktion von neun auf vier Werke soll der neue Fresenius-Teil dann aber kräftig zum Ergebnis beitragen.Vor Strukturkosten habe er schon 1997 rund 10 Prozent vor Steuern und Zinsen verdient, so Krick.

Daß P&U sich von den Infusionslösungen trennen wollte, war seit längerer Zeit bekannt.Doch werde der Verkauf P&U nur einen "marginellen Gewinn" einbringen, erklärte der Firmensprecher.Der im Herbst 1995 aus der schwedischen Pharmacia AB und der amerikanischen Upjohn Inc.hervorgegangene Arzneimittelkonzern krankt auch immer noch an Fusionssymptomen.Vor allem waren die Kosten der Zusammenlegung zunächst falsch bewertet worden.Ging man erst von knapp 570 Mill.Dollar Fusionskosten aus, wurde die Summe nach und nach auf 675 Mill.Dollar erhöht.In diesem Frühjahr dann mußte P&U-Chef Fred Hassan einräumen, daß im laufenden Jahr weitere 100 Mill.Dollar für die fortgesetzte Umstrukturierungsarbeit das Konzernergebnis belasten würden.Bereits 1997 halbierte sich der Jahresüberschuß gegenüber 1996 nahezu auf 323 (1996: 562) Mill.Dollar, der Umsatz sank um 6 Prozent auf 6,3 Mrd.Dollar.

Durch den Verkauf des Infusionsbereiches an den deutschen Konzern kann sich P&U nun wieder stärker auf die Entwicklung von neuen und innovativen Arzneimitteln konzentrieren.Der Konzern hat nach Meinung von Analysten dringenden Bedarf, wieder ein erfolgreiches Medikament auf dem Markt zu plazieren.Der bisherige P&U-Bestseller, das Wachstumshormon "Genotropin", trägt bisher 10 Prozent zum Umsatz bei - die Tendenz ist allerdings abnehmend.Hoffnungen setzt man auf "Detrusinol", ein Mittel gegen Inkontinenz.P&U war wiederholt vorgeworfen worden, eine viel zu breite Produktpalette ohne eigentliche Bestseller zu unterhalten.Beobachter erwarten, daß P&U sich nun von weiteren Einheiten trennen wird.Dazu zählen dieSparten Plasma, Chemikalien und Veterinärmedizin.

(WB, HST, HB).

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