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Wirtschaft: Frische Renditen mit Lebensmitteln

Nach dem Absturz des Neuen Marktes und der Krise vieler Technologieunternehmen sind bei Anlegern wieder solide Branchen gefragt. Banken und Fondsgesellschaften servieren ihren Kunden derzeit gerne Kulinarisches: Nahrungsmittelaktien.

Nach dem Absturz des Neuen Marktes und der Krise vieler Technologieunternehmen sind bei Anlegern wieder solide Branchen gefragt. Banken und Fondsgesellschaften servieren ihren Kunden derzeit gerne Kulinarisches: Nahrungsmittelaktien. Die Finanzexperten kennen die Vorzüge des Lebensmittelsektors. Das Wachstum dieser Branche ist zwingend an den Anstieg der Weltbevölkerung gekoppelt. Gerade in unsicheren Börsenzeiten ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Viele Lebensmittelhersteller verfügen zudem über starke Marken, die einen wirksamen Schutz gegen Wettbewerber bieten. "Marken bestimmen den Firmenwert eines Unternehmens - vor allem in einer Branche, in der ein so scharfer Konkurrenzkampf herrscht wie in der Nahrungsmittelindustrie", sagt Alexandra Ott, Analystin bei der Bank Vontobel. Zusammen mit ihren Team-Kollegen René Weber und Beatrice Reich hat sie in einer Studie rund 20 europäische Nahrungsmittelkonzerne unter die Lupe genommen. Auf der Liste der Kaufempfehlungen stehen Nestlé, Cadbury Schweppes, Numico, Parmalat, Südzucker und Danisco. Branchenprimus Nestlé zählt bei den Schweizern zu den Top-Favoriten - ebenso wie bei den Bankhäusern Lehman Brothers, Goldman Sachs und Julius Bär.

Sie vertrauen offenbar auf den neuen Kampfgeist in der Konzern-Zentrale am Genfer See. Mit dem Kostensenkungsprogramm "Target 2004" will das Unternehmen jährlich 500 Millionen Schweizer Franken einsparen. Dabei lässt es der Konzernchef Peter Brabeck-Letmathe jedoch nicht bewenden. Zusätzlich steht das Programm "Globe" auf der Tagesordnung. "Damit sollen die Abläufe im Konzern weltweit besser koordiniert und die Effizienz gesteigert werden", erläutert Analystin Ott. Nach ihrer Einschätzung sind dadurch weitere Einsparungen in Höhe von mindestens drei Milliarden Schweizer Franken möglich.

Positiv beurteilen Finanzexperten auch die jüngsten Übernahmen der Eidgenossen. Mit der Schöller-Gruppe etwa stärke der Nahrungsmittelkonzern in Deutschland und in Osteuropa seine Position bei Speiseeis, erklärt Barbara Ambrus, Analystin der Landesbank Baden-Württemberg. Von General Mills hat Nestlé die verbleibenden 50 Prozent am Joint-Venture Ice Cream Partners und damit die amerikanischen Lizenzrechte für die erfolgreiche Eiscreme-Marke Häagen-Dazs gekauft.

BHF-Bank-Analyst Sven Madsen hebt die Übernahme des US-Tierfutterherstellers Ralston Purina hervor: "Dadurch zählt Nestlé neben Mars zu den weltweit größten Herstellern von Haustiernahrung." Im laufenden Jahr will der Schweizer Konzern voraussichtlich 25 Prozent seines US-Augenpflegegeschäfts Alcon an die Börse bringen. "Dann wird erst richtig transparent, wie günstig das Nahrungsmittelgeschäft von Nestlé an der Börse bewertet ist", sagt der BHF-Bank-Analyst. Er rechnet damit, dass der Kurs der Aktie innerhalb der nächsten zwölf Monate auf 400 Schweizer Franken anzieht.

Bei dem französischen Lebensmittelkonzern Danone hält Madsen einen Kursanstieg in Höhe von rund zehn Prozent innerhalb eines Jahres für möglich. Zwar gebe es noch Probleme im Keksgeschäft in Frankreich, dennoch sei die Restrukturierung des Konzerns insgesamt weit fortgeschritten. Dagegen rät der BHF-Bank-Analyst von Engagements bei Unilever derzeit ab. Die Aktie sei im Vergleich zu den Wettbewerbern sehr hoch bewertet - und das bei relativ niedrigen Wachstumsraten. Mit einem Kaufpreis von rund 24 Milliarden US-Dollar sei die Übernahme des US-Lebensmittelkonzerns Bestfoods zudem teuer bezahlt worden.

Als aussichtsreich schätzen viele Experten die Aktie von Diageo ein. Fondsmanager Henk Grootveld zum Beispiel hat diesen Titel im Portfolio des Robeco-Fonds Food & Agri Equities deutlich übergewichtet. Der britische Weltmarktführer für Spirituosen komme mit der Konzentration auf das Getränkegeschäft gut voran, betont Grootveld. Mehrere Teilbereiche des Nahrungsmittelgeschäfts seien erfolgreich abgestoßen worden.

Für sicherheitsorientierte Anleger ist nach Ansicht der Vontobel-Analysten besonders die Aktie von Cadbury Schweppes geeignet. Die solide Bilanz des britischen Konzerns ermögliche weitere Unternehmenskäufe in einer Größenordnung von bis zu drei Milliarden Pfund Sterling - das sei Treibstoff für den Aktienkurs. Wer sich dagegen bei Numico engagiert, sollte eine Portion Risikobereitschaft mitbringen, betont Analystin Ott. Das Wachstum des niederländischen Konzerns sei durch das schlecht laufende Vitamingeschäft belastet. "Es wird wohl noch bis Ende 2002 dauern, bis eine Besserung in Sicht ist", schätzt die Expertin. Nur wer auf der Suche nach interessanten Turnaround-Kandidaten sei, sollte bei Numico den Einstieg wagen.

Nestlé

Bei dem erfolgsverwöhnten Nestlé-Konzern laufen die Geschäfte fast immer so gut wie ein Schweizer Uhrwerk. Bei Umsatz, Ertrag und Marktanteilen sind die Eidgenossen schon traditionell die unangefochtene Nummer eins der Nahrungsmittel-Branche, und das sogar weltweit. Mit Unbehagen reagierte der Branchenprimus indes auf die Bestfoods-Übernahme des niederländischen Konkurrenten Unilever. Seitdem hat sich der Kampf um Marktanteile deutlich verschärft.

Diageo

Spirituosen aus dem Hause Diageo sind bei den Konsumenten beliebt: Whiskey (Johnnie Walker), Wodka (Smirnoff) und Likör (Baileys) bescherten dem britischen Weltmarktführer im vergangenen Geschäftsjahr einen Gewinn von 3,2 Milliarden Euro (plus neun Prozent) und einen Umsatz von 20,8 Milliarden Euro (plus acht Prozent). Die Aussichten bleiben gut: Denn durch die Übernahme der Seagram-Getränkesparte dürften die Gewinne noch stärker wachsen.

Cadbury Schweppes

Der britische Getränke- und Süßwarenkonzern Cadbury Schweppes hat die Analysten auf seiner Seite: Der Konzern ist solide und hat kaum Schulden. 2003 wird der Gewinn pro Aktie nach Einschätzung von Finanzexperten im Vergleich zum Vorjahr um rund 15 Prozent zulegen. Mit der Übernahme der Soft-Drink-Sparte von Pernod Ricard stärkt das Unternehmen seine Marktposition in Frankreich. Analysten erwarten für 2002 weitere Zukäufe, die die Aktie beflügeln sollten.

sas

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