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Frühjahrsgutachten: Geld in dieTaschen

Positive Konjunkturaussichten: Die führenden Wirtschaftsforscher erwarten, dass die Preise langsamer steigen und die Verbraucher wieder mehr einkaufen. Außerdem gehen sie davon aus, dass die Löhne 2008 im Durchschnitt um rund 2 Prozent ansteigen.

Von Antje Sirleschtov

Berlin - Deutschlands führende Wirtschaftsforscher haben die Verbraucher hinsichtlich der künftigen Inflation beruhigt. Das derzeit besonders hohe Niveau der Preissteigerungen werde sich beruhigen und abflachen, sagten die Forscher am Donnerstag bei der Vorlage ihres Frühjahrsgutachtens. 2008 würden die Lebenshaltungskosten noch um 2,6 Prozent anziehen, 2009 werde die Inflation nur noch 1,8 Prozent betragen, schreiben die Wissenschaftler. Voraussetzung dafür seien allerdings „moderat ansteigende Lebensmittelpreise“ und Ölpreise.

Die Forscher warnten die Tarifpartner davor, die derzeit hohe Inflationsrate von über drei Prozent als Basis für Lohnforderungen zu nehmen. In diesem Fall drohe eine Lohn-Preis-Spirale, vor der auch die Europäische Zentralbank eindringlich warnt.

Die Tariflöhne seien im vergangenen Jahr „abermals sehr moderat“ um 1,2 Prozent gestiegen, heißt es in dem Gutachten der Institute. In den ersten Lohnrunden dieses Jahres seien zum Teil deutlich höhere Abschlüsse erzielt worden, schreiben die Forscher und verweisen zum Beispiel auf die fast vier Prozent mehr Lohn in diesem Jahr für die Beschäftigten bei Bund und Kommunen. In der Chemieindustrie gibt es sogar fast fünf Prozent mehr Lohn, wie die Tarifparteien am Mittwoch vereinbart hatten.

Gesamtwirtschaftlich rechnen die Forscher für 2008 mit einem Lohnanstieg von 2,2 Prozent. Im kommenden Jahr sei „bei wohl ähnlich hohen Abschlussraten“ ein Lohnanstieg von im Schnitt 2,6 Prozent zu erwarten. Weil die Beschäftigten in diesem Jahr nach Abzug der Inflationsrate voraussichtlich 0,5 Prozent mehr Geld in den Taschen haben, werden sie auch mehr konsumieren, erwarten die Forscher. Die Ausgaben der Verbraucher würden um 0,8 Prozent zunehmen, im kommenden Jahr sogar um 1,2 Prozent.

Dies soll auch Auswirkungen auf das Wachstum der deutschen Wirtschaft haben. Trotz des hohen Ölpreises, des starken Euro und der Finanzkrise sei diese robuster geworden, meinen die Forscher. Wegen des kräftigen Schocks sei aber eine „spürbare Verlangsamung“ des Wirtschaftswachstums zu erwarten: Hatten die Forscher im Herbst noch mit einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes um 2,2 Prozent gerechnet, korrigierten sie ihre Prognose für 2008 nun auf 1,8 Prozent nach unten. Im kommenden Jahr rechnen sie mit einem Wachstum von 1,4 Prozent. An die Politik richtet sich die Aufforderung der Forscher, insbesondere bei der Konsolidierung der Haushalte nicht nachzulassen. Eine „positive Grundtendenz“ sehen sie auf dem Arbeitsmarkt. Für dieses Jahr rechnen sie im Schnitt mit 3,214 Millionen Arbeitslosen, im kommenden Jahr sogar mit etwas weniger als drei Millionen.

Auch Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) spricht von „guten Chancen für eine Fortsetzung des Aufschwungs, wenn auch mit geringerem Tempo“. Das sieht auch Bundesbank-Präsident Axel Weber so: „Übertriebener Konjunkturpessimismus ist derzeit fehl am Platze“, sagte er am Donnerstag in Frankfurt. Das Bruttoinlandsprodukt werde im ersten Quartal voraussichtlich um etwa 0,75 Prozent zulegen. Damit würde die Wirtschaft mehr als doppelt so schnell wachsen wie Ende 2007. Für das gesamte Jahr rechnet die Bundesbank mit einem Plus von 1,9 Prozent. Allerdings werde die Inflationsrate auf hohem Niveau bleiben und wahrscheinlich auch 2009 über zwei Prozent liegen.

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