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Die Bahn wird immer wieder beklaut. Ende Juni legten Metalldiebe die Bahnstrecke Hannover-Hamburg für rund acht Stunden lahm. Nach Angaben der Bundespolizei stahlen die Täter in Isernhagen bei Hannover auf einem rund zwei Kilometer langen Abschnitt etwa 80 Erdungskabel von Strommasten und Signalanlagen.

© dpa

Frühwarnsystem: Bündnis gegen Metalldiebe

Bahn, Telekom, RWE und der Verband Deutscher Metallhändler schließen eine Partnerschaft, um sich besser gegen den Diebstahl von Kupferkabeln und anderen wertvollen Metallteilen zu wehren.

Sie machen auch vor Gräbern nicht halt. Auf einem Friedhof im Elsass entwendeten Metalldiebe Anfang der Woche rund 180 Kreuze, Statuen, Weihwasserbecken und Grabschmuck. Sie nahmen nur mit, was aus Bronze oder Kupfer war. Meist haben es Metalldiebe aber auf Kabel oder Schrott abgesehen. Ende Juni legten sie die Bahnstrecke zwischen Hannover und Hamburg für Stunden lahm, weil sie Kabel von Strommasten abmontiert hatten. Auch bei der Berliner S-Bahn werden immer wieder Kabel geklaut. Die Folge sind lästige Zugausfälle.

Was die Diebe antreibt, sind die hohen Preise für Kupfer und andere Buntmetalle. Eine Tonne Kupfer kostet derzeit etwa 7500 Dollar. Das ist zwar kein Rekordwert. Aber der Preis ist immer noch hoch, wenn man bedenkt, dass Kupfer erst im Jahr 2003 die Marke von 2000 Dollar pro Tonne überstieg.

Allein die Deutsche Bahn zählte im vergangenen Jahr 3000 Fälle von Metalldiebstahl. Den reinen Materialschaden – ohne Folgekosten für Personal und Zugausfälle – beziffert die Bahn auf 15 Millionen Euro nach zehn Millionen im Jahr zuvor. Um sich besser gegen die Diebe wehren zu können, verbündet sich die Bahn mit anderen betroffenen Unternehmen. Zusammen mit der Telekom, dem Energiekonzern RWE und dem Verband Deutscher Metallhändler hat sie die Sicherheitspartnerschaft Metalldiebstahl gegründet. „Unser Ziel ist es, den Rohstoffdiebstahl vom Ort des Geschehens bis in die Absatzkette hinein einzudämmen“, sagte Gerd Neubeck, der bei der Bahn die Konzernsicherheit leitet.

Kern der Zusammenarbeit ist ein Frühwarnsystem, bei dem sich die Unternehmen gegenseitig über Vorfälle informieren. Außerdem wollen die Unternehmen Fachwissen und Erfahrungen über Sicherheitstechnik austauschen.

Bei RWE sind es vor allem Baustellen und Lager, die von Dieben heimgesucht werden. „Alles was abtransportiert werden kann, wird abtransportiert“, fasst ein RWE-Sprecher zusammen. „Und wir können nicht alles lückenlos überwachen.“ Dabei beobachten die Unternehmen, dass die Diebe immer professioneller werden, denn eine Rolle Kupferkabel wiegt ein paar Tonnen und kann nicht einfach weggeschleppt werden. 466 Diebstahlsfälle hatte RWE 2011 mit einen Schaden von 1,7 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2012 waren es bereits 220 Fälle mit einem Schaden von 900.000 Euro. Bei der Telekom ist das Problem nicht so groß. Doch auch hier nimmt der Schaden zu. „Wir wollen dieser Entwicklung nicht weiter zuschauen“, sagt ein Telekom-Sprecher. Das gilt auch für die Metallhändler, die ebenfalls Opfer der Diebe sind. „Was bei der Bahn oder der Telekom geklaut wird, ist nichts im Vergleich zu den ganzen LKW-Ladungen, die bei uns gestohlen werden“, sagt Verbandsgeschäftsführer Ralf Schmitz.

Die Bahn hat begonnen, ihre Kabel mit künstlicher DNA zu markieren. Die Substanz, die auf und unterhalb der Isolierung aufgetragen wird, ist für das bloße Auge nicht sichtbar und lässt sich nur mit speziellem UV-Licht nachweisen. Ein einziges DNA-Molekül reicht aus, um gestohlene Kabel zu identifizieren und den Täter zu überführen.

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