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Wirtschaft: Führungskräfte verlieren Vertrauen in den Euro

Allensbach-Umfrage: Merkel bekommt gute Noten.

Berlin - Die große Mehrheit (84 Prozent) der deutschen Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Politik ist wegen der Euro-Schuldenkrise „persönlich stark beunruhigt“ und erwartet eine Rezession im europäischen Währungsraum (73 Prozent). Dies ist ein Ergebnis des „Elite-Panels“, das das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) für die Zeitschrift „Capital“ erstellt hat.

Das Vertrauen in die Stabilität des Euro hat danach in den vergangenen Monaten bei den Top-Entscheidern massiv nachgelassen – 50 Prozent der Befragten haben „weniger oder kaum“ Vertrauen zur gemeinsamen europäischen Währung. „Es ist bemerkenswert, wie schnell die Stimmung in wenigen Monaten gekippt ist“, sagte IfD-Geschäftsführerin Renate Köcher am Dienstag in Berlin. Dabei falle auf, dass die Wirtschaft deutlich skeptischer sei als die Politik – obwohl zwei Drittel der Unternehmen noch von vollen Auftragsbüchern berichten.

Ein Auseinanderbrechen des EuroRaums befürchtet nur eine Minderheit. Die Rettung des Euro werde gelingen, glauben 64 Prozent, allerdings nur „mit erheblichen Kollateralschäden“. 92 Prozent erwarten, dass sich Staatsanleihen künftig schwerer verkaufen lassen, 63 Prozent sehen die Glaubwürdigkeit der Europäischen Zentralbank dauerhaft beschädigt.

Das IfD hat vor dem jüngsten Krisengipfel gut 500 Führungskräfte aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung befragt – darunter 128 Chefs von Firmen mit mehr als 5000 Beschäftigten und 19 Ministerpräsidenten und Minister.

Unter den politischen Krisenmanagern bekommt vor allem eine Politikerin gute Noten bei den Entscheidern: Angela Merkel. 70 Prozent halten sie aktuell für eine starke Kanzlerin. „Das sind fast doppelt so viele wie im Sommer 2011“, sagte Renate Köcher. Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) leistet nach Meinung von 72 Prozent gute Arbeit. Deutsche Interessen werden in Europa nach Meinung der meisten Befragten angemessen durchgesetzt, die finanziellen Risiken, die das Land bei der Krisenbewältigung zu tragen hat, sind nach Ansicht von 75 Prozent der Führungskräfte nicht zu groß. Die Regierung insgesamt wird aber gleichwohl von 62 Prozent als „zu schwach“ bezeichnet.

Das liegt vor allem am Koalitionspartner FDP, der in der Gunst der Führungskräfte aus der Wirtschaft dramatisch an Sympathie verloren hat. Nur noch neun Prozent der Führungsspitzen aus der Wirtschaft nennen die Liberalen als sympathischste Partei. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren waren es 32 Prozent, im Juni 2009 sogar 38 Prozent. Henrik Mortsiefer

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