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Wirtschaft: Führungspersonal gesucht

Post und Telekom brauchen Ersatz für Zumwinkel

Düsseldorf - Der Generationswechsel in der Post ist voll im Gange und auch an der Spitze beschlossene Sache. Mit Frank Appel (46), dem Logistikvorstand, baute Klaus Zumwinkel seit einiger Zeit einen Nachfolger auf. Unterstützung erhält Appel aus dem Aufsichtsrat. Aufsichtsratschef Jürgen Weber wird wohl länger bleiben als geplant – auch weil Zumwinkels angestrebter Wechsel auf den Chefsessel des Kontrollgremiums geplatzt ist. Ob der Aufsichtsrat bereits heute auf seiner Sondersitzung die Vorstandspersonalie absegnet oder sich noch bis zur nächsten ordentlichen Sitzung am 4. März Zeit für Beratungen nimmt, ist offen. Doch Berlin hat bereits signalisiert, dass „alles auf Frank Appel hinausläuft“. Er hat zudem die Unterstützung der Arbeitnehmerseite, von Verdi und von Weber. Für Appels Posten als Logistikchef ist eine interne Nachfolge geplant.

Schwieriger als die Neubesetzung der Vorstandsspitze bei der Post ist die Suche nach einem Aufsichtsratschef für die Telekom. Am Wochenende wurde fieberhaft an einer Neubesetzung des Chefkontrolleurspostens gearbeitet. Wolfgang Reitzle, Chef des Industriegaseherstellers Linde, gilt als Favorit: „Reitzle hat die besten Chancen“, hieß es in Aufsichtsratskreisen. Er habe größtes Interesse an der machtvollen Position. „Reitzle hat beim Finanzministerium um den Posten gebaggert wie ein Verrückter.“

Ursprünglich sollte der neue Aufsichtsratsvorsitzende der Telekom drei Kriterien erfüllen. „Erstens muss er eine Technologieaffinität besitzen, zweitens unternehmerischen Erfolg nachweisen und ein Gegenpol zu Telekom-Chef René Obermann sein“, hieß es. Davon kann bei Reitzle keine Rede sein: Der Linde-Chef und der Telekom-Vorstandsvorsitzende Obermann verstehen sich gut.

Ob Reitzle tatsächlich den Chefsessel erhält, ist jedoch offen. Eine Entscheidung über die Zumwinkel-Nachfolge steht erst in den nächsten Tagen an. Eine informelle Entscheidung soll rechtzeitig vor dem 27. Februar, der nächsten Telekom-Aufsichtsratssitzung, fallen.

Bislang stand auf der Liste der Kandidaten für den Posten des Chefkontrolleurs auch Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller, der im Mai seinen Vorstandsposten aufgibt. „Sein Nachteil ist, dass er als Banker keine Ahnung von der Materie bei der Telekom hat“, sagte ein Beteiligter. Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) hätte trotz der CDU-Mitgliedschaft des 63-jährigen Müllers keine politischen Einwände, hieß es in Aufsichtsratskreisen. Ein Telekom-Insider bestätigte: „Müller ist in Berlin bestens verdrahtet“. Auch Finanzinvestor und Telekom-Aktionär Blackstone könne mit Müller leben.

Im Rennen war bislang auch Henkel-Chef Ulrich Lehner. Lehner scheidet Mitte April aus seinem Amt bei dem Markenartikelkonzern aus. Doch auch er hat Nachteile. „Der sitzt in so vielen Aufsichtsräten, dass er für die Telekom eigentlich zu wenig Zeit hat“, hieß es in Aufsichtsratskreisen. Lehner gehört den Kontrollgremien von Porsche, Thyssen-Krupp, Eon und Novartis an. Außerdem ist er Chef des Verbandes der chemischen Industrie (VCI). HB

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