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Führungswechsel: Boeing-Manager wird neuer Ford-Chef

Alan Mulally soll den US-Autobauer aus der Misere steuern. Bill Ford, Urenkel von Firmengründer Henry Ford, kündigte seinen Rücktritt nach fünf Jahren an der Konzernspitze an.

Dearborn - Mulally habe Boeing als Passagierflugzeug-Chef nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 sicher aus den Turbulenzen geholt, sagte Ford. Er sei sicher, dass er ähnliches auch bei dem Autobauer schaffen könne. Ford steckt mitten in einem massiven Sanierungsprozess, dem fast jede zehnte Stelle zum Opfer fallen soll.

Mit dem 61-jährigen Mulally habe Ford einen erfahrenen Sanierer gefunden, unterstrich der bisheriger Konzernchef. Der 49-jährige Ford selbst, der durch Anzeigen als das "Gesicht von Ford" gilt, will an der Spitze des Verwaltungsrats bleiben. Seit 2001 bekleidete er diesen Posten sowie die Konzernspitze in Personalunion. Der Ford-Clan hält noch rund 40 Prozent des Konzernkapitals.

Mit Mulally entscheidet sich das Unternehmen erstmals seit mehr als einem halben Jahrhundert für einen Manager, der nicht aus der Autoindustrie stammt. Der gelernte Flugingenieur diente insgesamt 37 Jahre bei Boeing, die letzten acht Jahre als Präsident der Verkehrsflugzeugsparte Boeing Commercial Airplanes. In dieser Funktion verhalf er dem Konzern zu neuer Schlagkraft gegen den europäischen Konkurrenten Airbus. Besonders die Entwicklung des Mittelstrecken-Fliegers 787 Dreamliner gilt als sein Erfolg.

Schwerste Krise der Unternehmensgeschichte für Ford

"Die Herausforderungen, denen sich Boeing in den vergangenen Jahren stellen musste, sind unseren in vielen Punkten ähnlich", unterstrich Ford. Der US-Autobauer steckt in der schwersten Krise seiner 103-jährigen Geschichte. Der drittgrößte Autokonzern der Welt fuhr im ersten Quartal einen Nettoverlust von 1,45 Milliarden Dollar (1,13 Milliarden Euro) ein. Erst im Januar hatte Bill Ford seinen Sanierungsplan für den Konzern vorgestellt. Demnach sollen bis 2012 in Nordamerika bis zu 30.000 Arbeitsplätze gestrichen und 14 Werke geschlossen werden. Im August kündigte das Unternehmen dann an, dass es seine Produktion in Nordamerika im vierten Quartal um 21 Prozent zurückfahren werde.

An dem eingeschlagenen Sanierungskurs mit dem Namen "Way Forward" (Weg nach vorne) will Mulally im Grundsatz festhalten. Das Unternehmen steuere "definitiv in die richtige Richtung", sagte er am Dienstag. Mitte September will der Verwaltungsrat nach Angaben Fords weitere Sanierungsschritte beschließen. Erst kürzlich hatte Ford bekannt gegeben, seine Marke Aston Martin verkaufen zu wollen. Ford beschäftigt weltweit rund 325.000 Menschen. Die deutschen Ford-Standorte Köln und Saarlouis sind durch ein Sonderabkommen bis 2011 gegen Kündigungen abgesichert.

Keine Zusammenarbeit mit anderen Autobauern

Mit dem neuen Mann an der Spitze will Ford seine Stellung als Nummer zwei in den USA gegen die harte Konkurrenz aus Asien verteidigen. Ein Zusammengehen mit einem anderen Autobauer stehe derzeit nicht an, betonte Ford. Medien hatten berichtet, Bill Ford habe bereits mit Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn über eine Zusammenarbeit gesprochen. Ghosn bemüht sich derweil jedoch, eine Kooperation mit dem Ford-Konkurrenten General Motors (GM) als größtem US-Autobauer zustande zu bringen. Der US-Automarkt ist durch harte Preiskämpfe gekennzeichnet. Zudem kehren viele Käufer heimischen Marken zugunsten der Anbieter aus Japan und Südkorea mit ihren sparsamen Modellen den Rücken. Ford und GM hatten dagegen lange Zeit auf Sprit fressende Geländewagen gesetzt.

Bei Boeing ist Mulallys Ausscheiden keine große Überraschung. Im vergangenen Jahr wurde er bereits zum zweiten Mal als Konzernchef gehandelt, Boeing entschied sich mit James McNerney von dem Technologiekonzern 3M aber dann für einen Außenseiter. McNerney ernannte bereits den 60-jährigen Boeing-Verkaufsleiter Scott Carson zum Nachfolger für Mulally. (tso/AFP)

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