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Wirtschaft: Fünf Millionen Autos weniger

Prognose sagt drastische Produktionskürzungen in den USA und Westeuropa bis 2011 voraus

Berlin - Steuernachlässe, Investitionshilfen und Rabatte werden der Autoindustrie nicht aus der Flaute helfen. „In der EU werden die Hersteller zwischen 2008 und 2011 voraussichtlich eine Million Fahrzeuge weniger herstellen als prognostiziert“, schätzen Autoexperten von Pricewaterhouse-Coopers in einer Marktprognose, die am Freitag vorgestellt wurde. „Für die USA fällt die Schätzung sogar um rund 4,3 Millionen Pkw niedriger aus.“ Insgesamt werden demnach in Westeuropa und den USA bis 2011 fünf Millionen Autos weniger vom Band rollen als geplant. Der Branche stehen die härtesten Jahre seit langem bevor.

Schätzungen für den deutschen Markt legte PwC nicht vor. Der größte Automarkt in Europa dürfte aber maßgeblich für die dramatische Entwicklung verantwortlich sein. Viele deutsche Hersteller fahren ihre Produktion herunter, legen verlängerte Weihnachtspausen ein und haben ihren Ausblick für das kommende Jahr teils drastisch gesenkt. Daimler will sich offenbar in allen Mercedes-Benz- Werken von Verwaltungskräften und produktionsnahen Mitarbeitern trennen. Einem Reuters vorliegenden Mitarbeiter-Brief zufolge bietet die Personalabteilung des größten Produktionswerks Sindelfingen diesem Mitarbeiterkreis an, freiwillig über Frühpensionierung, Altersteilzeit oder Ausscheidensvereinbarungen das Unternehmen zu verlassen – eine Reaktion auf die düsteren Aussichten. so erwartet auch PwC, dass in drei Jahren weniger Autos produziert werden als 2007. So dürften 2011 nur noch 9,9 Millionen Pkw in Nordamerika vom Band laufen (2007: 10,5 Millionen Pkw), in der EU sind es nach der Prognose 13,7 Millionen Fahrzeuge (2007: 14,1 Millionen).

Anzeichen einer Markterholung seien nicht erkennbar, warnen die Experten. Wegen der hohen Benzinpreise, der Finanzkrise und der Sorge vor einer Rezession sei die Nachfrage nach Neuwagen bereits massiv eingebrochen. „Die Automobilindustrie reagiert besonders sensibel auf die konjunkturelle Entwicklung. Bereits eine leichte Abschwächung des Wirtschaftswachstums beeinträchtigt den Fahrzeugabsatz deutlich“, erläuterte Harald Kayser, Partner bei PwC und Leiter des Bereichs Assurance Automotive.

Während der Autoabsatz im Westen schrumpft, steigt er der Prognose zufolge in den großen Schwellenländern Brasilien, Russland, Indien und China – allerdings deutlich langsamer als zwischen 2003 und 2007. Bisher konnten die Hersteller den Verkaufsrückgang in Westeuropa und den USA durch kräftige Zuwächse in Schwellenländern wettmachen. Nun müssen die Herausforderungen auf den Heimatmärkten gemeistert werden. Steigende Benzin- und Rohstoffpreise, Klimaschutzauflagen und ein wachsendes Umweltbewusstsein zwingen die Hersteller zur Entwicklung sparsamer und kleinerer Wagen. PwC rechnet damit, dass der Anteil der Pkw mit weniger als 1,6 Litern Hubraum an der weltweiten Produktion bis 2011 von 39,5 (2007) auf 46,7 Prozent steigen wird. Der Anteil schwerer Wagen mit mindestens drei Litern Hubraum werde dagegen auf 13,5 (18) Prozent sinken.

Letzteres macht den US-Konzernen General Motors und Chrysler schwer zu schaffen, die sich auf große, spritschluckende Geländewagen und hubraumstarke Autos spezialisiert haben und über eine Fusion verhandeln. Laut einem Medienbericht können sie dabei vorerst aber nicht mit den erhofften Staatshilfen rechnen.

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